Schnellsuche:

Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Indigo

224

Indigo - Indigo

feinste Sorte beinahe so leicht ist, wie dieser, Bombay-I. wird nicht dort produziert, sondern stammt von andren Provinzen, er wird nur von dort zum Versandt gebracht. Koromandel-I. enthält viel Kalk. - Aus Amerika sind vornehmlich nur noch zwei Sorten am heutigen Markte, der von San Salvador (Guatemala), in seinen bessern Qualitäten dem ostindischen Bengal gleichstehend (beste Sorte Flores) und der I. von Caraccas, nach dem Ausfuhrhafen auch La Guayra genannt. - Der I. kommt aus Ostindien in ganzen, halben und ⅓ Kisten, letztere enthalten 40-45 kg I., aus Amerika in Seronen von Büffelhaut, ebenfalls verschieden schwer, 75-100 kg. Die gewöhnliche Form, in welche die noch feuchte Ware bei der Gewinnung gebracht wird, ist die von Würfeln verschiedner Größe; bei den Bengalsorten und denen von Java sind die Würfel noch besonders mit dem Stempel der betreffenden Faktoreien bedruckt. Die amerikanische Ware ist ursprünglich auch in Würfelform, kommt aber immer stark zerbrochen an. Von einigen Bezugsquellen, z. B. Manila, kommt die Ware in flachern Quadratstückchen, auch in kleinen konischen Broden. Die Kisten tragen Marken, welche angeben, ob sie ganze oder gebrochene Ware, Grus oder Staub enthalten. Der I. ist in den besten Sorten dunkelbau ^[richtig: dunkelblau], in den geringern mehr purpurblau oder violett, matt, ohne Glanz. Beim Reiben mit einem glatten Gegenstande entsteht jedoch ein kupferroter Metallglanz (gekupferter I.), der aber bei feinern Sorten mehr gelbrötlich ist und daher eins der Unterscheidungsmerkmale abgibt. Eine alte Skala von Qualitätsbestimmung ist: fein blau, fein violett, fein violett und purpur, fein blau violett, fein gefeuert, fuchsig. Um eine Ware gut zu beurteilen ist mancherlei zu beobachten. Guter I. ist vor allem leicht, auf dem Wasser schwimmend, trocken, sodaß er aufgespritztes Wasser rasch verschluckt und sich an die feuchten Lippen ansaugt, leicht zerbrechlich, fein und homogen in der Masse, rein, satt und feurig in der Färbung, der Kupferstrich von starkem lebhaften fast goldähnlichen Metallglanz. Untersinkender und hartbrüchiger I. läßt Kalk oder andre Zusätze vermuten; ebenso verraten sich geringe Qualitäten durch matten Strich, körnige, streifige oder sonst unreine Bruchfläche, graublaue Färbung etc. Absichtliche Verfälschungen kommen bei der teuren Ware nicht selten vor, und ist eine solche schon das Besprengen mit Wasser zur Gewichtsvermehrung. Die Wasserprobe besteht darin, daß man die Ware einige Zeit in einer Temperatur von 100° liegen läßt, wobei sie höchstens 6% am Gewicht einbüßen darf. Ein guter I. zieht aus feuchter Luft leicht 10-15% Wasser an. Mineralische Zusätze wie Kalk, Berlinerblau u. dgl. werden erkannt, außer an der Schwere der Ware, beim Einäschern an der zu großen Aschenmenge, welche bei guten Sorten 7 bis höchstens 9% beträgt, Kalk auch durch das Aufbrausen einer in eine Säure gelegten Probe. Beim Auflösen des I. in Schwefelsäure, das immer mehrere Tage in Anspruch nimmt, erkennt der Praktiker schon ziemlich die Beschaffenheit der Ware. Ätzlauge verändert die Farbe des reinen I. nicht, wohl aber des mit Berlinerblau gefälschten, da dieser Stoff durch die Lauge in braunes Eisenoxyd verwandelt wird. Wenn einer Ware Gummi oder andre schleimige Substanzen zugesetzt wurden, so weicht sie beim Liegen in Wasser auf und wird schleimig; Stärkemehl verrät sich bei einer Probe mit heißem Wasser durch Kleisterbildung, ferner beim Vermischen einer Probe mit Schwefelsäure, wobei das Blau wegen Verkohlung der Stärke ganz schwarz wird. Abgesehen aber von allen Fälschungen belehrt die empirische Prüfung nicht genügend über den wirklichen Wert einer Ware, der sich nur aus der Kenntnis des wirklichen Gehalts an reinem Indigblau ergibt. Die Färber können sich allerdings durch Färbproben über die Ausgiebigkeit einer Sorte ziemlich orientieren, während für die Qualität der Farbe gar kein andrer Versuch als der praktische möglich ist. Die prozentische Feststellung des Indigblau, von welchem die guten Sorten 40-60%, die geringeren kaum über 20% enthalten, schlechte nur 7-10%, ist eine nur vom geübten Chemiker zu erwartende Sache und will mit aller Subtilität der chemischen Analyse geführt sein. Alle Probiermethoden sind zeitraubend und umständlich und so viel ihrer vorgeschlagen sind, ist (loch keine von Mängeln frei. Eine bestimmte Menge Indig in der Art aufgelöst, wie es zur Küpenfärberei nötig ist, gibt auf Zusatz von Salzsäure an der Luft, wie schon angeführt, das Blau ebenfalls, das nur getrocknet und gewogen zu werden braucht. Diese direkteste Methode hat indes auch ihre Unsicherheiten. Eine Anzahl andrer beruhen auf der Entfärbung des Blau durch Zersetzung der schwefelsauren verdünnten Lösungen mit Substanzen, die Chlor oder Sauerstoff abgeben können. Die Prüfungsmittel werden in genau bemessenen kleinen Quantitäten so lange zugesetzt, bis das Blau verschwunden ist. Aus der Menge der verbrauchten Probeflüssigkeit schließt man dann auf die des vorhanden gewesenen Indigotins. Gewöhnlich nimmt man als Anhalt eine Lösung von chemisch reinem Indigotin oder wenigstens einer sehr guten Bengalsorte, unterwirft diese zugleich mit der eigentlich zu prüfenden Lösung den nämlichen Versuchen und berechnet das Resultat aus dem Mengenunterschiede der in beiden Fällen verbrauchten Entfärbungsmittel. Man setzt bei derartigen Versuchen immer voraus, daß die gebrauchten Oxydationsmittel nur das Indigblau angreifen und nichts davon auf die Nebenbestandteile verbraucht werde; indes vollständig erwiesen ist die Sache nicht, und so können auch die Resultate immer nur als annähernde betrachtet werden. Auch optische Proben sind in Vorschlag gebracht worden. Man soll aus Normalindigo und dem zu prüfenden zwei in Menge und Stärke ganz gleiche Lösungen herstellen, die Normallösung in einem Glascylinder bis zu Hellblau verdünnen, die zu prüfende dann in einem andern ganz gleich beschaffenen Cylinder ebenfalls so lange verdünnen, bis die Farbenstufe des ersten erreicht ist. Da nun die gehaltreichste Sorte hierbei das meiste Wasser erfordert, so stehen die beiderseitigen Werte im Verhältnis der gebrauchten Wassermengen. - Die Hauptmärkte für I. sind