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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Ingweröl; Insektenpulver

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Ingweröl - Insektenpulver

gelblich oder sehr blaß fleischfarben, mehlig, und gibt das Muster eines weißen I. Geruch und Geschmack sind stärker, als bei allen übrigen Sorten. Ein Teil der Jamaikaware wird als gebleichter I. angeboten und ist dann rein weiß und abfärbend. Die Bleichung soll durch Einlegen in Kalk- oder Chlorkalkwasser geschehen und der eigentliche Grund dafür die Abhaltung von Insekten sein, welche allerdings der Ware gern nachgehen, daher es nicht selten wurmstichigen Ingwer gibt. Die künstliche Bleiche soll auch in England noch nachträglich bei I. jeder Herkunft ausgeübt werden, um geringen Sorten ein besseres Ansehen zu geben. Die Güte der Ware wird durch das Bleichen jedenfalls verringert. Eine andre häufige Sorte aus Amerika ist die von Barbados, welche ungeschält, runzlig, graubraun, innen dunkel und hornartig, übrigens stark aromatisch ist und die größte Ingwersorte bildet. Auch in Brasilien wird guter I. gebaut, aber nicht in den europäischen Handel gebracht. Der I. kommt teils (von Amerika) in Fässern, meistens aber in Ballen und Säcken, nach Europa. Außer der trocknen Ware kommt auch eingemachter I. (Conditum Zingiberis) aus Ost- und Westindien und aus China in den Handel, aus letzterm Lande in steinernen Töpfen von etwa 2½ kg Inhalt, sonst in Fässern à 100 kg. Es sind die frischen, gewaschenen, angeblich noch in Seewasser gequellten Wurzeln, die mit Zuckersyrup eingelegt, daher fleischig, hellgelb durchscheinend und neben ihrem eigentümlichen Geschmack noch süß sind. Die eingelegte Ware, welche von Konditoren bei uns zu Lande aus trocknen Wurzeln hergestellt wird, fällt nie so gut aus, als die frisch bereitete. Außer dieser nassen Ware hat man auch noch trocken eingelegte in Blechbüchsen von 1 kg. - Der I. wird als erregendes, magenerwärmendes Mittel sowohl in Apotheken gebraucht, als im gleichen Sinne bekanntlich auch in Küche und Konditorei, in der Bäckerei von Lebkuchen u. dgl., sowie zur Likörfabrikation verwendet, in England besonders zu dem dort beliebten Ingwerbier. Zum Behuf der Likörfabrikation (Ingwerlikör) wird jetzt sehr viel I. verwendet, ebenso auch zur Darstellung von Ingweröl. Letzterm verdankt der I. seinen Geruch und zum Teil auch den Geschmack, doch hat an letzterem auch ein scharfes Weichharz Anteil. Die Ingwereinfuhr in England aus Ost- und Westindien und Sierra Leone beträgt jährlich etwa 25000 Ztr., davon zwei Drittel auf die erste Bezugsquelle kommen. - Zoll für I. s. Tarif im Anh. Nr. 25 i. Eingemachter und kandierter I. Nr. 25 p 1; Ingwerbier Nr. 25 a.

Ingweröl (oleum Zingiberis); das aus dem Ingwer durch Destillation mit Wasserdampf gewonnene ätherische Öl, es ist gelblich, dünnflüssig, schmeckt und riecht sehr aromatisch nach Ingwer, hat ein specif. Gewicht von 0,893 und wird bei der Bereitung zusammengesetzter aromatischer Liköre mit verwendet. - Zoll s. Tarif im Anh. Nr. 5 a.

Insektenpulver. Unter diesem Namen kommen die getrockneten und gepulverten Blüten gewisser, dem Genus Pyrethrum und Chrysanthemum angehöriger, unsern Kamillen nahe verwandter Pflanzen in den Handel, die seit einer Reihe von Jahren aus dem Osten, jetzt auch aus Dalmatien importiert werden und als ein meist sehr wirksames Mittel gegen alles kleine Ungeziefer bekannt und geschätzt sind. Die Anwendung für diesen Zweck hat man zuerst bei den Persern kennen gelernt; die Pflanzen, welche diese Blütenteile geben, wachsen im südöstlichen Kaukasus und werden im südlichen Rußland auch angebaut. Man unterscheidet folgende Handelssorten: Persisches I., stammt von Pyrethrum carneum (Biberst.); die Blütenköpfchen besitzen einen aus braungeränderten Schuppen zusammengesetzten Hüllkelch, blaßrötlichen Strahlenblüten und gelblichen Scheibenblüten. Kaukasisches I., soll von Pyrethrum Willemoti (Duchartre) abstammen, dessen Hüllkelche aus bräunlichen, weißwollig behaarten Schuppen bestehen. Armenisches I., stammt von Pyrethrum roseum (Biberst.), wird in Armenien Jowizahec, d. h. Flohkraut, genannt; die Blütenköpfchen besitzen gelbe Scheibenblütchen und hellrote bis violette Strahlenblütchen. Montenegriner oder Dalmatiner I.; die dieses Pulver liefernden Blüten heißen im Handel Flores Chrysanthemi, sollen aber von Pyrethrum cinerariaefolium abstammen, wenigstens kommen dessen Blüten jetzt von dort und namentlich von den Bergen Montenegros, im unzerkleinerten Zustande in den Handel; sie besitzen sehr kleine, gelbe Scheibenblütchen und weißgelbliche Randblütchen. Alle Sorten I. besitzen eine gelblichbraune bis gelblichgrüne Farbe und einen eigentümlichen, nicht sehr starken Geruch; da dieser sich mit der Zeit verliert, so muß die Ware in gutem Verschluß gehalten werden und ist auch dann noch nicht darauf zu rechnen, daß die Wirkung sich auf Jahre hinaus erstrecken werde, wie oft versichert wird. Es ist vielmehr Thatsache, daß durch Überführung des Marktes mit russischer Ware zu Zeiten alte verlegene und wenig oder nichts mehr werte Posten zum Vorschein kamen. Gegenwärtig haben sich die Dinge so gestellt, daß die dalmatiner Blüten, die sonst als unkräftig und unecht denunziert waren, jetzt als die wirksamsten anerkannt sind, daher weit mehr gesucht und am teuersten bezahlt werden. Dies kann möglicherweise einzig in den äußern Verhältnissen liegen: es hat diese Ware keine so weiten Reisen zu machen als die russische, ist als einmal accreditiert immer rasch und lange vor der nächsten Ernte vergriffen, also auch immer frisch, was man der russischen nicht nachrühmen kann. Das einfachste Mittel, sich von der Wirksamkeit einer Probe zu überzeugen, ist natürlich das, daß man das Pulver mit lebenden Wanzen, Ameisen u. dgl. zusammenbringt. In Fällen, wo man mit dem Pulver nicht hinreichen kann, bleibt das Ausräuchern mit demselben, indem man es auf Kohlen wirft, und der Gebrauch der ganz wie das Pulver wirkenden weingeistigen Tinktur. Reisende in den Tropen sind von den Wirkungen der Tinktur des höchsten Lobes voll. Eine solche, aus 1 Teil Blüten, 2 Tln. Alkohol und 2 Tln. Wasser, schützt, selbst