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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Jute

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Jute - Jute

das im frischen Zustande weich ist, in Fruchtzucker umsetzen, der bis zu 50% darin enthalten ist. Außerdem enthalten sie etwas Fett, Gerbsäure und Buttersäure, die ihnen einen besondern Geruch nach ranziger Butter erteilt. Die Schoten halten sich nicht lange und verlieren teils durch Einschrumpfen an Wert, teils sind sie dem Milbenfraß so stark ausgesetzt, daß sie dadurch ganz unbrauchbar werden können. Die Frucht ist nach den Erzeugungsländern und Spielarten verschieden an Größe und Fülle; am meisten werden die levantinischen Caroben geschätzt, aus Kleinasien etc., namentlich aber die von Cypern, welches jährlich bis zu 100000 kg versendet, dann folgen die italienischen, unter welchen die Puglieser die besten sind. Außerdem sind Sicilien, Malta, Neapel, Dalmatien, Candia etc. ertragreich; auch Spanien gehört zu den Exportländern. Die Ware kommt teils über Triest in Fässern, teils geht sie zu Schiffe und oft als Ballast nach den westlichen und nördlichen Ländern. In den Erzeugungsländern bildet die Frucht eine allgemeine Volksspeise, während sie in geringerer Beschaffenheit als Viehfutter dient. Man extrahiert daraus auch den Zucker in Syrupform, und benutzt sie hier und da, zum Branntweinbrennen. Außerdem gebraucht man die Frucht bei Bereitung von Tabakssaucen, die Samenkerne als Kaffeesurrogat. Auch benutzt man das J. als Gärungserreger bei Bereitung der Buttersäure aus Stärkezucker. Die stärksten auswärtigen Abnehmer sind die Engländer, denen die Frucht bei der geringen Seefracht so wohlfeil zu stehen kommt, daß sie dieselbe als ein sehr anschlägliches Mastfutter verwenden können.

- Das Holz des Johannisbrotbaums (Siliquaholz) ist ein ausgezeichnetes Material für feine Tischlerarbeiten, wird aber, wie es scheint, nur an Ort und Stelle verarbeitet. - Zoll: s. Tarif im Anh. Nr. 25 p 2.

Jute (Judhanf, Dschut, Pahthanf; frz. jute, chanvre de Calcutta, engl. jute, gunny fibre, pavt hemp). J. ist wie Flachs und Hanf eine Bastfaser, welche von verschiednen in Indien und auf den Sunda-Inseln heimischen und seit langer Zeit angebauten Corchorusarten gewonnen wird. Hauptlieferanten der Faser sind C. capsularis und C. olitereus. Die Gattung Corchorus gehört zu den Tiliaceen oder lindenartigen Gewächsen; doch sind die Pflanzen nur einjährig und kraut- oder strauchartig. C. olitereus ist, wie der Name andeutet, auch Gemüsepflanze; die jungen Blätter und Stengel werden (übrigens auch von den andern Arten) gegessen. Der Anbau der J. ist sehr einfach. Im April oder Mai erfolgt in Indien die Aussaat; 3-3½ Monat später das Schneiden, welches jetzt während der Blüte vorgenommen wird. In der kurzen Zeit haben die Stengel eine Höhe von 3-4 m und zuweilen darüber und einen Durchmesser von 12-15 mm erlangt. Sie werden von Blättern und Nebenzweigen befreit und in Bündeln geröstet wie Flachs. Das Rösten geht in Indien in wenigen Tagen vor sich. Dann läßt sich der Bast über die ganze Länge der Stengel als Ganzes abziehen; eine Arbeit, welche die Hindus im Wasser stehend verrichten. Der an der Sonne getrocknete Bast ist bereits fertige Handelsware. Die Risten und die Fasern haben eine Länge von 2-2,75 m, aber auch 4-4,25 m Länge ist nicht selten. An den obern Enden sind die Bastristen bereits aufgelöst, die Fasern also isoliert, während dieselben am unteren härteren Teile meist noch zusammenhängen. Die Handelsjute ist weit reiner von holzigen Teilen und Überbleibseln der Oberhaut als gut geschwungener ja selbst als gehechelter Flachs. Sie kommt von Indien in scharf mit der hydraulischen Presse verdichteten Ballen von 300-400 Pfd. engl. = 136-182 kg nach Europa. Die Ausfuhr, welcher eine Sortierung vorausgeht, erfolgt fast ausschließlich von Kalkutta. Im Jahre 1878/79 betrug der Export von da rund 301 Millionen kg. Nimmt man hierzu noch 100 Millionen kg versandte Gewebe und 300 Millionen kg für eignen Bedarf, so erhält man eine recht stattliche Zahl für die indische Juteproduktion, welche die an Baumwolle bedeutend übersteigt. In der indischen J. finden sich häufig auch Fasern von andern Pflanzen. Diese Beimengungen werden aber, da sie meist nur in kleinen Quantitäten auftreten und die Fasern auch denselben Wert wie Jutefasern besitzen, nicht als Verfälschungen angesehen. Der sich von Jahr zu Jahr steigernde Bedarf an J. hat auch andre Länder zu Anbauversuchen veranlaßt. Von Erfolg begleitet sind namentlich die in den Vereinigten Staaten (Florida, Georgia, Louisiane, Mississippi, Texas) in Brasilien und Australien und von Frankreich in Algier, Guayana und auf Mauritius angestellten.

Eigenschaften der Jutefaser. Die besten Jutesorten zeigen helle, weißgelbe bis silbergraue Farbe. Ein bedeutender Unterschied in der Farbe der Spitzen, des mittleren und des unteren Teiles der Risten darf dabei nicht bestehen. Die Fasern sind weich, zeigen einen seidenartigen Glanz, besitzen aber geringere Festigkeit als Hanf und Flachs, doch lassen sich daraus noch recht haltbare Gewebe herstellen. Das was wir im gewöhnlichen Leben als Jutefaser bezeichnen, ist ein Bündel aus vielen Elementarfasern, welche, wie die mikroskopischen Untersuchungen ergeben haben, meist feiner sind als die Elementarfasern des Flachses. Bei J. gelingt aber eine Zerlegung auf mechanischem Wege, z. B. durch Hecheln nicht so als bei Flachs. Der Zusammenhang der Elementarfaser kann allerdings durch Laugen sehr gelockert werden, aber derartige umständliche und teuere Prozesse kann das billige Material nicht tragen. -

Die schlechteren Sorten der J. zeigen gelbe bis bräunliche Farbe und geringeren Glanz. Feinheit, Weichheit und Reinheit sind geringer, die Wurzelenden härter und meist weit dunkler. Diese Qualitäten besitzen auch die Eigenschaft, nachzudunkeln, in viel höherem Grade als die weißen Sorten. J. läßt sich schwer ganz weiß bleichen, dagegen leicht so weit, daß das Färben vorgenommen werden kann, was sehr gut gelingt. Gefärbte Jutegarne haben beinahe das Aussehen von Wollgarnen. Unter Wasser hält sich J. sehr gut und wird jetzt viel zur Umwickelung von Telegraphenkabeln benutzt; wechselnder Aufenthalt in Luft und Wasser soll eine rasche