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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Kamphin; Kamptulikon; Kanadabalsam; Kanadol; Kanariensamen; Kanaster; Kanevas; Kaninchen

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Kamphin - Kaninchen

tig. - Außer dem gewöhnlichen K. existiert noch ein andrer, nicht im Handel befindlicher, der sog. Baros- oder Borneokampfer, das Produkt eines gar nicht mit den Laurineen verwandten Baumes (Dryobalanops Camphora), der auf Sumatra und Borneo wächst und sehr selten geworden ist. Auf dem innersten Hochland von Sumatra hat kürzlich ein Reisender wenigstens noch eine größere Gruppe dieser Bäume in schlanken, riesenhaften Exemplaren angetroffen. Dieser K. ist härter und schwerer, übrigens von gleichem Geruch und Geschmack wie gewöhnlicher. Chinesen und Japanesen kaufen das Wenige, was aufzutreiben ist, um schweres Geld, wie es heißt, um das 78fache des gewöhnlichen Preises, und schreiben ihm ganz außerordentliche medizinische Kräfte zu. - K. ist zollfrei. Kampferspiritus gem. Zolltarif im Anh. Nr. 5 a.

Kamphin war der Fabrikname einer Beleuchtungsflüssigkeit, die jetzt durch das Petroleum völlig außer Gebrauch gesetzt ist. Sie besteht aus sehr gut gereinigtem, nämlich durch Destillation über Kalk und Wasser von allen harzigen und sauren Bestandteilen befreiten Terpentinöl und war für sich oder im Gemisch mit Alkohol und Äther als sog. Gasäther in besonders konstruierten Lampen zu brennen. Der Gebrauch dieser Beleuchtung erfordert viel Aufmerksamksit, ist kostspielig und feuergefährlich. - Zollfrei.

Kamptulikon; ein aus dem Griechischen erborgter Fabrikname, der an sich nichts weiter besagt, als „etwas Biegsames“. Man hat in England eine Masse so genannt, die für manche Zwecke gut brauchbar und zugleich interessant ist als ein Beleg, wie man aus wertlosen Stoffen doch noch etwas machen kann. Es sind die Abfälle von der Korkschneiderei, welche hier zu gute gemacht sind, indem man sie fein pulvert und mit geringen Qualitäten von Kautschuk zusammenarbeitet. Infolge der innigen Mischung erscheint die Komposition als eine homogene bräunliche Masse, die nicht mehr dehnbar wie Kautschuk, aber elastischer als Kork ist und eine gewisse Zähigkeit besitzt, vermöge welcher sie der Abnutzung einen großen Widerstand zu leisten vermag. Sie ist natürlich wasserdicht, gegen ätzende Stoffe fast unempfindlich und als Bodenbelegung so schalldämpfend, daß die Tritte fast unhörbar werden. Man benutzt den Stoff demgemäß zum Belegen des Fußbodens in Kirchen, Bibliotheken etc., in Badestuben gegen das Eindringen der Nässe, selbst zum Belegen der Pferdeställe. Wärmende Teppiche können indes dadurch nicht ersetzt werden, da das K. nicht wärmer hält als Holz. Eine andre Anwendung ist die an Stelle von Leder bei Abziehriemen, Messerputzmaschinen u. dgl. Am meisten sieht man daraus durchbrochene Fußabtreter im Gebrauch, die sich wirklich gut halten. - Zoll: Fußdecken aus K. gem. Tarif im Anhang Nr. 27 f 2.

Kanadabalsam (Balsamum canadense); eine dickflüssige, zähe und klebrige, durchsichtige und fast farblose Flüssigkeit von terpentinartigem Geruche; ist das Harz von Abies balsamea, der Balsamtanne Kanadas; wird dort medizinisch, hier nur zur Einhüllung mikroskopischer Präparate gebraucht. - Zollfrei.

Kanadol; derjenige Teil des Rohpetroleums, welcher bei circa 60° C. siedet und ein zwischen 0,65 und 0,70 liegendes specif. Gewicht hat; es ist ein Gemenge mehrerer Kohlenwasserstoffe aus der Äthanreihe. - Einfuhrzoll wie Petroleum. - S. Tarif im Anh. Nr. 29.

Kanariensamen (Kanariensaat, Kanarienhirse, Glanz, semen canariense); die Frucht des kanarischen Glanzgrases (Phalaris canariensis), als dessen Heimat die kanarischen Inseln angegeben werden, das aber auch in Südeuropa wild wächst und ebenda als Getreidepflanze kultiviert wird. Die glänzenden Körner sind strohgelb, länglich, beiderseits zugespitzt. In Deutschland wird die Frucht im Thüringischen, namentlich in der Erfurter Gegend, angebaut und dient nur zu Vogelfutter; in der Technik benutzt man den aus seinem Mehl bereiteten Kleister zum Schlichten feiner Baumwollwaren, wozu der Stoff noch besser als Weizenmehl geeignet sein soll. - Zollfrei.

Kanaster (vom span. canasta, Korb), gewöhnlich jeder gute Varinastabak, eigentlich nur die feinste Sorte, die in Körben versendet wird. Die Körbe sind aus amerikanischem Rohr geflochten und dienen unter dem Namen Kanasserkörbe häufig, außer zur Versendung von Tabaken, auch für Zucker und andre Waren. - S. Zolltarif im Anhang Nr. 25 v 1 und 25 v 2 β.

Kanevas. Darunter versteht man verschiedne Arten von leinenen, halbleinenen und baumwollenen Geweben. Leinener K. oder Kanevasleinen ist entweder starkes Hemdenleinen, oder gewöhnliche und mit starkem Glanze appretierte Futterleinwand. Ferner heißt so ein weißgestreifter Zwillich zu Rouleaux und sonstige dichte Baumwollstoffe mit Streifen, Rippen und kleinen Mustern, endlich die offenen, gegitterten Gewebe, welche zu Fliegenfenstern, leichtem Kleiderfutter u. dgl., sowie als Grund zu Stickereien gebraucht werden. Man nennt dieselben ebenso häufig Stramin. - Zolltarif: a) für dichte Gewebe Nr. 22 e 1 bis 22 e 5 und 22 f 1 und 2. b) für Stramin 22 h, bzw. 2 d 5.

Kaninchen (Lambert, Kuhlhase, Stallhase, Karnickel) und Halbhasen (Hasenkaninchen und Leporiden, frz. lapin, engl. rabbit, holl. konijn); ein sehr beachtenswertes Masttier für minder Bemittelte und deshalb Gegenstand eines großartigen Handels in China und Japan, ferner zwischen Frankreich, Belgien und England; im Deutschen Reich und in den östlichen und Nordstaaten, außer Polen, weniger beliebt und in den Mittelmeergebieten nur in geringem Umfang in den Handel gebracht. Frankreich soll über 100 Mill. Stück Zuchttiere mit einem Jahresertrag von über 160 Mill. Mk. haben; in England gibt es großartige Kaninchengärten bis zu über 300 ha; in Japan sind die K. mit 2.4 Mk. pro Stück besteuert. Ostende liefert wöchentlich 1½ Mill. Stück nach England; nach Havre und Calais gehen täglich besondere Züge mit K. für den englischen Markt, welcher trotz bedeutender Zucht im Lande noch ein paar hundert Mill. Stück aus Frankreich und Belgien bezieht. Das