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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Kardamomen; Kardamomenöl; Kardobenediktenkraut; Kardol

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Kardamomen - Kardol

Stallungen etc. verwendet. Eine weiter gereinigte, aber immer noch etwas kresolhaltige Sorte dient zur Bereitung von Korallin, Pikrinsäure und Resorzinfarben. Die letzten Anteile Kresol lassen sich sehr schwierig trennen und nur durch wiederholte Destillation, bis der Siedepunkt genau bei 188,6° C. liegt und mehrmaliges Umkristallisieren. Solche K. (acidum carbolicum purissimum) ist dann chemisch rein und wird fast nur medizinisch verwendet, außerdem nur noch zur Fabrikation von Salicylsäure; sie ist eine vollkommen farblose, strahligkristallinische Masse von eigentümlichem, lange anhaftenden Geruch, schmilzt bei 42,3° C. zu einer farblosen Flüssigkeit von starkem Lichtbrechungsvermögen, die bei 36° C. wieder kristallinisch erstarrt. Dies geschieht aber nur, wenn die K. ganz wasserfrei ist; sehr geringe Mengen von Wasser verhindern schon das Festwerden von K. Auf der Haut bringt die K. weiße Flecke hervor und die Haut löst sich nach und nach ab, innerlich wirkt die konzentrierte K. als ein heftiges Gift. Reine K. muß sich in ihrem 17½ fachen Gewichte Wasser lösen, in Alkohol, Äther und Eisessig dagegen in jedem Verhältnisse. Die wässerige Lösung ist indifferent gegen Lackmus. Weniger reine, noch kleine Mengen Kresol enthaltende K. färbt sich am Lichte rot, zerfließt an feuchter Luft und schmilzt schon bei 36° C. Die K. bringt Eiweiß zum Gerinnen und tötet pflanzliche und tierische Organismen, verhindert daher auch die alkoholische, saure und faulige Gärung, worauf ihre antiseptische und desinfizierende Wirkung beruht. Rohe K. wird in Fässern versendet, reine in Glasflaschen. K. ist zollfrei. - Kristallisierte K. für technische Zwecke kostet Mk. 1.75-2 pro kg, purissimum Mk. 2.60; crudum je nach Prozent-Gehalt (20 bis 60%) Mk. 6-50. - Zollfrei.

Kardamomen (Semen oder Fructus Cardamomi). Die sehr gewürzhaften Früchte mehrerer zur Familie der Scitaminen gehöriger Pflanzen Ostindiens und einiger andrer tropischer Länder. Es sind ausdauernde Kräuter vom Habitus der bekannten Canna indica, mit knolligem Wurzelstock. Die Frucht ist eine häutige, dreifächerige Kapsel, welche die zahlreichen aromatischen Samen enthält, während sie selbst fast wertlos ist; man versendet sie jedoch stets mit den Kapseln, um so das Aroma besser zu erhalten. Man unterscheidet folgende Sorten:

a) Cardamomum minus, kleine oder Malabarkardamomen; sie kommen von Elettaria Cardamomum, welche in den Wäldern Malabars in großer Menge wild wächst, aber auch dort, sowie in Ostindien kultiviert wird. Es sind blaßgelbe oder hellblonde, dreiseitig abgerundete, gestreifte Kapseln, in denen sich die unregelmäßig viereckigen, quergerunzelten, braunen Samen befinden. -

b) Cardamomum longum, die langen oder Ceylonkardamomen; sie stammen von der in Ceylon und in Koromandel kultivierten Elettaria major; sie sind größer, 3-4 cm lang, ebenfalls dreiseitig, langgestreckt, meist etwas gekrümmt, längsfurchig und bräunlich grau. Die kleinen Samen liegen in je zwei Reihen in jedem der drei Fächer. Geruch und Geschmack sind von der Malabarsorte wenig verschieden. Diese beiden Sorten sind die bei uns gebräuchlichsten.

c) Cardamomum rotundum, runde Kardamomen oder Javakardamomen sind die Früchte des auf Sumatra einheimischen Amomum Cardamomum; sie sind ebenfalls dreiseitig, wenig kürzer als die langen, aber viel dicker, braun, längsgestreift; die Samen sind größer, aber weniger aromatisch. Andre, seltenere Sorten sind: Siamkardamomen, fast kugelförmig, mit 3 Nähten, graubraun mit dunkelbraunen Samen; ferner Abessynische Kardamomen, sehr groß, 4-5½ cm lang, circa 3 cm breit, birnförmig, längsfurchig, hellbraun bis grau, springen mit 3 Klappen auf, die Samen ziemlich groß, eckig und dunkelbraun; Geruch schwach. Die Guinea- oder Banda-Kardamomen sollen von Amomum macrospermum, die Madagaskar-K. von A. angustifolium, die chinesischen von A. globosum und die Nepal-K. von A. maximum abstammen. Die K. dienen hauptsächlich als Gewürz an Speisen und Backwerk, unter anderm für die bekannten Nürnberger Lebkuchen, sind auch medizinisch gebräuchlich als gewürzhaftes Mittel in Pulverform und als Zusatz zu Tinkturen und Likören. Die Wirkung ist reizend, magenstärkend, reichlich genossen erhitzend. Die Samen enthalten fettes und ein das Aroma bedingendes ätherisches Öl. - Zoll: s. Tarif im Anh. Nr. 25 i.

Kardamomenöl (Oleum Cardamomi); das durch Destillation mit Dampf gewonnene ätherische Öl der Kardamomen; es ist dünnflüssig, blaßgelb, von 0,92-0,94% spezif. Gewicht, von sehr aromatischem Geruch, wird in der Likörfabrikation verwendet. Das aus Ceylonkardamomen gewonnene Öl kostet per Kilo 325 bis 330 Mk., das Malabar-K. 280 Mk. - Eingangszoll s. Tarif im Anh. Nr. 5 a.

Kardobenediktenkraut (Bitterdistel, Bernhardinerkraut, Kratzkraut, lat. herba Cardui benedicti); das getrocknete Kraut von Cnicus benedictus, einer Distelart), die im Orient und Südeuropa wild wächst, bei uns mit andern offizinellen Pflanzen gebaut wird. Die Pflanze, welche bis 1 m hoch wird, wird am gehaltreichsten in magerm, sandigen Boden auf sonnigem Standorte. Sie hat bis ¼ m lange, 8 cm breite Blätter, die auf beiden Seiten zottig behaart und am Rande dornig gezähnt sind. Das Kraut wird geschnitten, bevor die gelben, mit großen stacheligen Kelchen umgebenen Blüten sich öffnen, und im Schatten getrocknet. Es ist außer bittern Bestandteilen reich an Salpeter und mehreren andern Salzen. Offizinell ist außer dem Kraute das daraus bereitete Extrakt (Extractum Cardui benedicti). - Man benutzt das Kraut jetzt hauptsächlich zur Darstellung bitterer Liköre; der Bitterstoff desselben heißt Cnicin, kommt aber nicht in den Handel. Preis pro Kilo 40 Pf; ohne Kelche 60 Pf. - Zollfrei. K.-Likör Nr. 25 b des Tarifs.

Kardol (Cardolum); der in den Elefantenläusen oder Anacardien (s. d.) enthaltene, äußerst scharfe Stoff; es ist eine schwach und angenehm riechende, rötlichgelbe, ölige Flüssigkeit, die jedoch wegen ihrer unberechenbaren Wirkung nur selten, auch stets nur äußerlich angewendet wird.