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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Kochsalz

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Kochsalz - Kochsalz

oder bei günstiger Gelegenheit auch gleich in ein flaches Felsufer eingehauen sind. Diese Verdunstungsbecken sind durch Dämme in größere und kleinere Stücke gartenbeetähnlich abgeteilt, die alle unter sich in Verbindung stehen und so eingerichtet sind, daß das Wasser durch alle hindurch auf möglichst langem Wege langsam fließen muß und dabei in immer seichtere Abteilungen gelangt. Diese Salzgärten ziehen sich in manchen Gegenden stundenweit die Küsten entlang; bei denen, welche das atlantische Meer speist, wird die Flutzeit benutzt, um die Vorratsteiche zu füllen und eine Schleuse hindert den Rückfluß. Im Mittelmeer ist die Flut unbedeutend und die Bassins müssen daher so tief und noch tiefer als der Meeresspiegel angelegt werden. Auch benutzt man dort oft mechanische Hilfsmittel, besonders Schöpfräder. Der Betrieb dieser Salinen geht ohne Unterbrechung, indem immer so viel Wasser zugelassen wird, als verdunstet. Das in Kristallen sich abscheidende Salz wird jeweilig mit Krücken aufs Trockne gezogen oder mit Schaufeln ausgehoben und in kleine Haufen gesetzt, später zu größern Kegeln vereinigt und mit einer gut geschlagenen Decke von fettem Thon überkleidet. Der Thon hält den Regen ab, gibt aber selbst so viel Feuchtigkeit an das Salz, daß dieses nicht trocken wird. Unter diesen Umständen können die zerfließlichen fremden Salze sich immer mehr nach unten ziehen und in kleinen Rinnen den Haufen verlassen, der sich in dieser Weise mit der Zeit auffällig reinigt.

Das so gewonnene Salz hat durch anhängende erdige Teile ein grauliches Ansehen, wird daher zum Teil noch weiter gereinigt, entweder durch bloßes Waschen oder durch Umkristallisieren. Gewaschen wird mit konzentrierter Kochsalzlösung, welche dem Salze selbst nichts, wohl aber noch vorhandne leichter lösliche Magnesia- und andre Salze nebst den erdigen Teilen entführt; darauf trocknet man das nasse Salz auf Darren. Bei dem eigentlichen Raffinieren wird das Salz in Wasser gelöst, etwas Kalkmilch eingerührt, die die Magnesiasalze ausscheidet, dann die Soole filtriert und in Salzpfannen wie gewöhnlich versotten. Wie beim Einsieden von Quellsoole eine Mutterlauge übrig bleibt, so auch bei der Seesalzgewinnung. Sie wird entweder auf die darin enthaltenen Salze weiter verarbeitet, oder man läßt sie, was der gewöhnliche Fall ist, ins Meer zurückfließen. Die fremden Bestandteile, die sich in den Mutterlaugen konzentriert haben, sind hauptsächlich Chlormagnesium, Chlorcalcium, Chlorkalium nebst kleinen Mengen von Jod- und Bromverbindungen. -

Salzquellen gibt es in Deutschland reichlich, doch nicht alle werden ausgebeutet. Etwas Salzgehalt hat eine jede Quelle, zur brauchbaren Salzquelle wird sie bei etwa 4% Gehalt. Quellen mit so starkem Gehalt, daß sie gleich versotten werden können, gibt es nicht viel; um also schwächere Soolen auszunutzen ohne einen zu großen Aufwand an Brennmaterial zu haben, bedient man sich ebenfalls der Verdunstung durch die Luft und zwar mittels sog. Gradierhäuser, durch welche sich ein Ort schon von fern als Saline kennzeichnet. Durch die Schichten von Dornfaschinen, welche in diesen Hochbauten aufgestapelt sind, träufelt die rohe Soole bei trocknem Wetter in regenartiger Verteilung hernieder und verliert dabei nach zwei- oder dreimaligem Durchgange so viel Wasser, daß sie aus einer 4-5grädigen zu etwa 20grädiger, also sudwürdig wird; 27% sind überhaupt diejenige Menge Salz, welche Wasser aufnehmen kann.

Die Soole reinigt sich ferner beim Gradieren von einem beträchtlichen Teil ihres erdigen Gehalts, der hauptsächlich Gips ist; die Dornen setzen sich mit der Zeit davon so voll, daß sie fast felsartig zusammenwachsen, und nadeldünne Dornen durch den Beleg mit Dornstein zu daumstarken Körpern anwachsen. Gleichwohl läßt sich die Masse, wenn sie herausgebrochen und trocken geworden ist, mit wenig Holz ausbrennen und stellt dann ein beliebtes Düngemittel dar. Ähnlicher Beschaffenheit ist der Pfannenstein, die harte Kruste, die sich in den eisernen Siedepfannen ansetzt und mit Meißeln abgeschlagen werden muß. Wenn die Soole einige Zeit in den Pfannen gesotten hat, beginnen sich die Salzkristalle an der Oberfläche zu bilden und zu Boden zu sinken. Sie werden dann ausgekrückt und auf eine gleich über der Pfanne befindliche Traufe zum Ablaufen geworfen, so lange als das Salz noch weiß erscheint. Von da kommt das Salz auf Horden in die Trockenkammern. Da die Soole meistens aus der Tiefe von Schächten gepumpt werden, dann durch Spring- oder Druckwerke auf die Gradierhäuser geschafft und dort mehrmals gehoben werden muß, so gehören hierzu Triebwerke (Künste) und eine treibende Wasserkraft. Die Anlage und Unterhaltung solcher Werke und das notwendige Brennmaterial verteuern die Salzgewinnung auf diesem Wege bedeutend, daher denn auch da, wo Steinsalzlager aufgefunden werden, die Kochsalinen ein natürliches Ende finden. Aus diesem Grunde hat auch Preußen in neurer Zeit mehrere seiner Staatssalinen eingehen lassen in Rücksicht auf die in dem Staßfurter Bergwerk erschlossenen ungeheuren Vorräte. -

In nicht seltenen Fällen hat man Salzlager zur Disposition, ohne dieselben bergmännisch, durch Ausbrechen von Salzblöcken, ausnutzen zu können, weil das Salz entweder nicht unvermischt ansteht, sondern in Thon, Gips oder Mergel zerstreut ist, oder weil die Lager zu tief oder versteckt liegen. Im ersten Falle greifen dann sog. Sinkwerke, im andern Bohrlöcher Platz, in welche man Wasser einleitet und nachdem sich dasselbe mit Salz gesättigt hat, wieder als konzentrierte Soole herauspumpt und versiedet. Großartige Sinkwerke werden namentlich in Österreich zu Hallstadt, Ischl und Ebensee, in Steiermark bei Aussee, im Salzburgischen bei Hallein, im Unterinnthal bei Hall betrieben. Bei Hallein beutet man nicht die Tiefe, sondern ein 510 m hohes, aus Gips und Mergel mit eingesprengtem Steinsalz bestehendes Gebirge, den Dürrenberg, aus. Ausgedehnte Sinkwerke gibt es auch zu Berchtesgaden in Bayern. Die dort künstlich gewonnene Soole wird mittels großartiger Maschinen gehoben und in einer 15 Stunden langen Röhrenfahrt über Reichenhall nach Rosenhain geleitet, wo erst das Brennmaterial zum Versieden zur Disposition steht. Ähnliches