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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Koipufelle; Koka; Kokos

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Koipufelle - Kokos

dargestellt, ein weißes, geruchloses und geschmackloses, giftiges Pulver, unlöslich in Wasser, braust mit Säuren auf, verliert beim Erhitzen seine Kohlensäure und Wasser, wobei sich das entstandene Zinkoxyd gelb färbt, aber beim Erkalten wieder farblos wird. Das Präparat kann durch Fällen einer Zinkvitriollösung mit Sodalösung dargestellt werden und ist dann stets basisch kohlensaures Zinkoxyd; man benutzt es zur Darstellung von Zinksalzen mit organischen Säuren. Vergl. ferner Zink. - Zollfrei.

Koipufelle (Nutria). Das Koipu, eine biberartige große Seeratte, lebt in großer Menge in den Laplata-Staaten in Südamerika, und ihr Fell ohne den nutzlosen Schwanz mißt 4½ dm oder etwas mehr in der Länge. Das Fell dieses Tieres hat zweierlei Verwendung, teils zu Pelzwerk, teils bei der Hutfabrikation. In beiden Fällen kommt nur das Unterhaar zur Geltung, während das meist braunrote Oberhaar entfernt wird. Das Unterhaar hat bräunliche, aschgraue oder graugelbliche Färbung und ist so fein, daß es dem des Bibers fast gleichkommt. Gerupft und gegerbt liefern die Felle ein sehr hübsches Pelzwerk; zum größern Teil jedoch wird das Unterhaar abgeschoren und dient als Zuthat zu feinen Hüten. Es kostet das Pfund solcher sog. Affenhaare 54 Mk. Die Felle, die sich zur Pelzwerkbereitung eignen, gelten 1½-6 Mk. Die ganz falsche Benennung Affenfelle stammt aus England. Auch der Name Nutria ist falsch, da dieser der Fischotter zukommt, einem Raubtier, während das Koipu ein Nagetier ist. Sonst heißt dasselbe auch noch Rakunda und amerikanische Otter. - Felle wie Haare sind zollfrei.

Koka. Bekannt ist, daß in Bolivia und Peru unter den Indianerstämmen die Gewohnheit herrscht, gewisse Baumblätter gewöhnlich mit Zusatz von etwas Asche oder Kalk zu kauen, wodurch sie sich nicht nur eine angenehme Aufregung, sondern auch eine Stärkung verschaffen, die zu Überwindung großer Anstrengungen fähig macht. Außerdem bewirkt das Kaumittel die Stillung des Hungergefühls für längere Zeit, wirkt aber bei fortgesetzt unmäßigem Gebrauche ebenso verderblich wie Alkohol oder Opium. Dieses Narkoticum sind die Kokablätter, von einem Bäumchen, Erythroxylon Coca, abstammend, das auf den östlichen Abhängen der Anden wild wächst, in großem Maßstabe aber auch an Abhängen wie Wein angebaut wird. Der Strauch gibt drei, und wo das Begießen geübt wird, vier Blätterernten jährlich. Die gebrochenen Blätter werden an der Sonne getrocknet, und gleichen in Gestalt und Größe den Blättern von Sauerkirschen. Frisch getrocknet riechen sie wie gutes Heu; der Geschmack ist theeähnlich, schwach bitter und aromatisch; sie bewirken beim Kauen starke Speichelabsonderung. Die Haltbarkeit der Blätter scheint nicht groß zu sein; bei Einwirkung von Feuchtigkeit werden sie rasch dumpf und unbrauchbar. Interessant ist die jetzige Weiterverbreitung des Kokagenusses, nicht als Kaumittel, sondern als Thee. Der Blätterabsud wird von Kreolen und Eingeborenen eines großen Teils von Süd- und Mittelamerika getrunken, und Bolivia und Peru beziehen bedeutende Revenüen von der Ausfuhr der Blätter. Die Blätterabkochung hat eine viel mildere Wirkung wie die gekauten Blätter. Diese Blätter kommen auch im Droguenhandel bei uns vor; sie besitzen jedoch nicht mehr die oben beschriebene eigentümliche Wirkung, die sie im frisch getrocknetem Zustande haben, da sie durch die Seereise leiden. Dagegen ist ein andrer wirksamer Stoff auch noch in den trocknen Blättern enthalten, nämlich das Alkaloid Cocain; es findet sich im Chemikalienhandel und wird zuweilen medizinisch verwendet. Eine zweite Basis der K., das Hygrin, kommt nicht im Handel vor. Es bildet kleine farblose, in Wasser wenig lösliche Kristalle, schmeckt bitter, erregt Speichelfluß und auf der Zunge ein eigentümliches Gefühl von Betäubung, welches allmählich schwindet und einem Kältegefühl Platz macht. - Zollfrei.

Kokos. Die Früchte der in der heißen Zone fast überall in Küstenländern und auf Inseln angepflanzten und wild wachsenden Kokospalme (Cocos nucifera), liefern für unsern Handel das Kokosöl und die Kokosfaser. Die äußere, 4-6 cm dicke Hülle der fast kopfgroßen Steinfrucht besteht aus längshin laufenden, dicht zusammenhängenden Fasern, welche zugerichtet Coir, bei uns Kokosfaser heißen. Sie ist nur von Früchten zu nehmen, welche nicht völlig reif sind. Von diesen wird die Außenschicht abgespalten, mehrere Wochen in Wasser gelegt und dann mit Klopfern oder zwischen geriffelten Walzen bearbeitet, wodurch die Fasern sich vereinzeln und in starke, mittle und feine sortiert werden können. Sie sehen braun aus und nehmen büschelweise immer noch die Krümmung ein, in der sie an der Nuß lagen. Die vielseitige Verwendung, welche die Kokosfasern in den Ursprungsländern schon immer gehabt haben, hat sich zunächst nach England, jetzt auch nach Deutschland fortgepflanzt, das jetzt nur noch den Faserstoff, aber keine daraus gefertigten englischen Waren mehr bezieht. Der Stoff dient zu Polstermaterial, zu geflochtenen Teppichen, Unterlegern, Abtretern, zu Bürsten und Pinseln, gesponnen zu Seilerwaren und selbst zu Schiffstauen, was für seine große Haltbarkeit spricht. Die neueste gelungene Verwendung ist die zu Maschinentreibbändern statt der Lederriemen. Die Verarbeitung des Materials geschieht in Deutschland wie England fast ausschließlich in Zuchthäusern. Es werden in Deutschland jährlich für circa 700000 Mk. Kokosfasern verarbeitet. Die harte Schale der Nüsse bildet bekanntlich ein Material zu kleinen Drechsler- und Schnitzwaren. In England hat man gefunden, daß sich dieselbe durch heiße Dämpfe und Quetschwerke ebenfalls in Faserbündel auflösen läßt; die so erzeugten Fasern werden dort zu Bürsten, Pinseln, Staubbesen u. dgl. verarbeitet. -

Eine größere Bedeutung als Handels- und Industrieartikel hat das Kokosnußöl (Kokosfett, Kokosbutter) erlangt. Es wird in Menge importiert, in Frankreich und England zum Teil auch erst aus eingeführten getrockneten Kokoskernen gepreßt. Die hauptsächlichen Bezugsländer sind Ceylon, woher das meiste kommt und das über 20 Mill. Bäume zählt, Vorder- und Hinterindien