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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Linsen; Liquor; Lithium

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Linsen - Lithium

sächsischen Voigtlande gearbeitet und für leichte Kleider, Hüte, Häubchen u. dgl. benutzt. - Verzollung: L. aus Leinengarn gem. Tarif im Anh. Nr. 22 e und f; aus Baumwollgarn Nr. 2 d 3 und 5.

Linsen, Lens Tourn., Pflanzengattung aus der Familie der Vicieae, in Südeuropa, Westasien, Nordafrika; wichtigste Art die gemeine Acker- oder Saatlinse, Ervum Lens (Cicer L., Lathyrus Lens, Lens esculenta Mach.), engl. lentil, frz. l'ens, la lentille, holl. linze, ital. lente und lenticchia, Hülsenfrucht von großem Nährwert, im Altertum und Mittelalter hoch geschätzt und allgemein genossen, seit Anbau der Kartoffeln in geringerer Menge verbraucht und nur noch von kleinen Landwirten angebaut in mehreren Sorten, bis zum 60.° n. Br. Die einjährige, nur bis 0,3 m hohe Pflanze trägt in hohlen, fast rautenförmigen Hülsen je zwei glatte, zusammengedrückte, scherbengelbe, weißliche, braune oder schwarze Samen, welche meist zu Suppen oder als Gemüse, im Orient zu Brot verbraucht werden und auch bei Geschwüren und Drüsenbildungen zu Umschlägen Verwendung finden.

Die schwer verdauliche L. braucht als Zuthat viel Fett (Bratwurst z. B.) und wird deshalb von der ärmeren Bevölkerung nicht mehr viel verwendet, trotzdem sie die nahrhafteste Frucht ist, welche die Landwirtschaft liefert. Ihr Anbau wird auch deshalb beschränkt, weil sie sehr anspruchsvoll ist, fleißiges Jäten verlangt, den Boden nicht genügend beschattet und in den Rückständen nur wenig, aber wertvolles Material gibt. Ihr Ertrag ist zudem sehr unsicher. Die Anbaufläche im Deutschen Reich ist 40350 ha mit zusammen 785700 Ztr. Ertrag (10-17,2 hl zu 80 kg Körner und 780 bis 1200 kg Stroh pro ha - durchschnittlich im Deutschen Reich 19,5 Ztr. oder 875 kg). Als Saatgut braucht man von kleinen L. 96 bis 129, von großen 129-172 kg bei Breitsaat, welche die Regel ist. Den Ertrag gefährden besonders das Unkraut, der Linsenkäfer, der Erbsenwickler, Blattläuse, der Rost und der Schimmel.

Man baut die gemeine grüne, graue, braune kleine Feld- oder Samenlinse, die große gelbbraune L. mit den Sorten: Heller- oder Pfennig- und große französische oder Provencelinse, mehlreich, aber wenig ergiebig; die langschotige L., mit unscheinbarem Samen, die schwarze L., mit reichem Ertrag und von gutem Geschmack, die rote Winterlinse, mit kleinem, rötlichem Samen, dünnhülsig, schmackhaft, aber nur in mildem Klima. Die L. kommen sehr oft unrein in den Handel und müssen vor dem Gebrauch gelesen werden; neuerdings legt man mehr Wert auf reines Saatgut; das Erzeugnis wird meist lokal verbraucht und, soweit es Marktware ist, an Kleinhändler verkauft. In Norddeutschland rechnet man noch nach Wispeln zu 1080 kg. - Zoll: gem. Tarif im Anh. Nr. 9 a, Linsenmehl Nr. 25 q 2.

Liquor, Flüssigkeit, bildet mit zugesetztem Nennwort die Bezeichnung mehrer pharmazeutischer Präparate, z. B.

L. ammonii acetici, essigsaure Ammoniakflüssigkeit;

L. ammonii caustici, Ätzammoniak, Salmiakgeist;

L. ammonii sulphurati, Schwefelammonium;

L. anodynus mineralis Hoffmanni, Hoffmann'sche schmerzstillende Tropfen, Schwefelätherweingeist;

L. cupri perchlorati, Chlorkupferspiritus;

L. ferri acetici, flüssiges essigsaures Eisenoxyd;

L. ferri chlorati, Eisenchloridlösung; K. Kali acetici, essigsaure Kalilösung; L. Kali carbonici, kohlensaure Kalilösung, Pottaschenlauge;

L. Kali caustici, Ätzkalilauge;

L. Natri caustici, Ätznatronlauge etc. -

Zoll: Im allgemeinen sind pharmazeutische Präparate nur dann zollpflichtig (Tarif Nr. 5 a) wenn sie Äther oder Weingeist enthalten, wie z. B. Hoffmanns Tropfen und Chlorkupferspiritus. Zu den Ausnahmen gehören von den vorgenannten Präparaten kohlensaure Kalilösung, welche der Tarifnummer 5 g und Ätznatron- sowie Ätzkalilauge, welche der Tarifnummer 5 d zugewiesen sind.

Lithium; ein erst 1817 entdecktes, besonderes Leichtmetall, in seinem Verhalten dem Kalium und Natrium sehr ähnlich und sich wie diese an der Luft und auf Wasser rasch in Oxyd (Lithion, Lithiumoxyd) verwandelnd, das alkalischer Natur ist und sich dem Kali und Natron auch in dieser Hinsicht anreiht. Das Metall ist das leichteste unter seines Gleichen, denn es schwimmt sogar auf Steinöl. Das Metall selbst wird bis jetzt nicht häufig und nur im kleinen dargestellt. Man hat es gewöhnlich in dünnen Stäbchen, die mit Steinöl in Glasröhren eingeschlossen sind.

Sein Preis war bisher etwa das Sechsfache des Goldes. Es wird auch das Gediegenmetall an sich nicht gebraucht, sondern nur Salze desselben, namentlich das kohlensaure; aber diese bilden einen gesuchten und ebenfalls teuren Artikel, da die Lithiumverbindungen in der Natur zwar sehr verbreitet sind, aber fast immer nur in kleinen Mengen angetroffen werden. Man hat sie im Meer- und Flußwasser, in Pflanzenaschen, und namentlich in vielen Mineralquellen nachgewiesen, deren Heilwirkungen man zum Teil auf Rechnung dieses Gehalts setzt, daher Präparate des L. auch bei künstlicher Darstellung gewisser Mineralwässer zur Anwendung kommen.

Zur Gewinnung der käuflichen Ware hält man sich an gewisse Mineralien, besonders an den Lithionglimmer und eine Varietät desselben, den Lepidolith, in welchen das L. neben kieselsaurer Thonerde in Form von kieselsaurem Lithiumoxyd enthalten ist. Der Lithionglimmer findet sich in Sachsen bei Altenberg und Penig, sowie auch in Cornwall, der Lepidolith in Mähren, dort besonders bei Rozena. Die Darstellung der Präparate aus dem Mineral ist ziemlich umständlich; man führt im Handel gewöhnlich kohlensaures Lithion (Lithium carbonicum) und benzoësaures Lithion (Lithium benzoicum), beide zu medizinischen Zwecken; ferner Bromlithium und Jodlithium für die Photographie. Schwefelsaures Lithion (Lithium sulfuricum) und Chlorlithium (Lithium chloratum) kommen seltener in den Handel. Die Lithiumverbindungen, namentlich aber das Chlorlithium zeichnen sich dadurch aus, daß sie die Flamme intensiv rot färben und zwar in einer