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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Manna

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Manna - Manna

auf Luzon und einigen andern Inseln der erstern Gruppe wird dasselbe aber auch im großen kultiviert und der Absatz von Hanf gewährt dort das hauptsächlichste Einkommen. Auch die Striche, wo die Pflanze wild wächst, sind dort in Eigentum gegeben und wilde wie kultivierte Pflanzen werden ohne Unterschied benutzt. Man läßt die abgehauenen Stämme einige Zeit unter Einwirkung von Luft und Feuchtigkeit macerieren, reinigt hierauf die Fasern von dem verrotteten Zellgewebe, indem man sie wiederholt zwischen eisernen Stäben durchzieht, und gewinnt so mannslange Baststreifen, die durch Hecheln feiner teilbar sind. Man scheidet die Fasern gleich in zwei Sorten, stärkere, die an den äußern Partien des Stammes gelegen haben und zu Tauwerk dienen, und feinere aus den innern Schichten, zu feinern Arbeiten bestimmt. Aus letztern fertigen die Eingebornen selbst Kleiderstoffe.

Ein großer Vorzug der Faser ist ihre außerordentliche Zähigkeit, Dauer und Leichtigkeit, derzufolge Seilwerk daraus besser ist als hänfenes. Manillataue und -Seile kommen daher im Seewesen immer mehr in Aufnahme, in der englischen sowohl als der nordamerikanischen und andern Marinen. Die Ausfuhr von Manila an Seilerwaren ist daher im Wachsen. Die Einfuhr an Fasern betrug 1879 in Europa etwa 357500 Ballen von 120 kg. Die Fasern sind etwa 2 m lang, teils weiß, teils bräunlichgelb, öfter noch zu schmalen Baststreifen vereinigt und daher noch klar zu hecheln. Die weißen, zu feinem Arbeiten tauglichen Fasern bilden immer nur ⅛-⅙ der Masse; das Übrige ist Material für den Seiler. Aus den besten und glänzendsten Fasern fertigt man bekanntlich Klingelzüge, Gürtel, Arbeitsbeutel und andre geflochtene Sachen, Schnüre u. dgl. Das Verspinnen des Manilahanfes auf Maschinen ist von verschiednen englischen Firmen versucht worden und hat jetzt in England Eingang gefunden. - Zoll: M., zollfrei; Garn daraus gem. Tarif im Anh. Nr. 22 a oder b; Taue, Gurte etc. Nr. 22 d; geflochtene Gegenstände Nr. 35 c; feinere Gewebe Nr. 22 e oder 22 f.

Manna; ein Artikel des Droguenhandels, besteht aus dem an der Luft eingetrockneten Safte der Mannaesche (Fraxinus Ornus), eines Baumes, der 6-9 m Höhe erreicht und in ganz Südeuropa vorkommt, aber als Wildbaum zur Mannagewinnung nicht tauglich ist; vielmehr sind nur einige, durch Kultur entstandene Varietäten mannagebend und es gibt sonach keine Mannawälder, sondern nur Pflanzungen. Am ausgedehntesten finden sich solche in einigen Distrikten Siziliens und auf der Ostseite von Kalabrien. Im ehemaligen Toscana, Dalmatien, sowie auf einigen griechischen Inseln, wird die Kultur der Esche ebenfalls betrieben.

Der Baum läßt seinen Zuckersaft aus dem Stamme teils freiwillig, teils durch gemachte Einschnitte tropfenweise austreten. Man beginnt damit in der trocknen Jahreszeit, gewöhnlich gegen Anfang Juli. Man macht die Schnitte zuerst nahe am Boden und rückt dann allmählich weiter nach oben fort. In den Spalt befestigt man einen Strohhalm oder ein Blatt, worauf der Saft eintrocknet oder auf Blätter abtropft, die man am Fuße des Baumes in einer dazu gemachten Grube ausgebreitet hat. Die aus dem untern Stammteil oder von ältern Bäumen überhaupt erhaltene Masse ist von geringerer Güte, als die von den obern Partieen und von jungen Bäumen. Andrerseits ist die Witterung auf Güte und Menge der Ernte von bedeutendem Einfluß. Es gehört zu guter Ernte anhaltend trocknes, helles Wetter; Nebel und Regen machen die M. unbrauchbar und es genügt ein Tag starken Regens, um die ganze Ernte zu vereiteln. Ein solches totales Mißjahr war 1868. Die Ware steigt dann bedeutend im Preise und alte Reste werden wieder flott. Der allgemeine Bedarf ist, trotzdem die Ware nur medizinisch verwendet wird, kein unbedeutender, um so mehr, als auch Amerika auf die Mittelmeerländer angewiesen ist.

Die Ware besteht, abgesehen von der kaum vorkommenden M. in Thränen (M. in lacrymis), aus zwei äußerlich sehr verschiednen Sorten, Röhrenmanna (M. canellata) und gemeine M. (M. gerace oder in sortis, häufig auch M. calabrina genannt, obschon sie meistenteils aus Sizilien kommt). Die erstere besteht aus langen flachen oder rinnenförmigen, dünnen Stückchen von weißgelblicher Farbe, welche mürbe, brüchig, ziemlich trocken und etwas durchscheinend sind und einen rein süßen, schleimigen Geschmack haben. Diese M. canellata-Sorte scheidet sich in die zwei Untersorten electa und in fragmentis, auserlesene und in Bruchstücken. Es ist dies die unter den günstigsten Umständen gesammelte Ware, nämlich von jungen Bäumen und aus den höhern Stammteilen, welche bei günstigem Wetter rasch auf Blättern und Zweigen eingetrocknet ist. Sie wird abgenommen und nachgetrocknet, ist die seltenste im Handel und wird besonders von den Nordamerikanern gesucht, da die gemeine Sorte dort merkwürdigerweise mit einem Einfuhrverbot belegt ist. Sie wirkt als Purgiermittel milder als diese.

Die gemeine M., M. calabrina oder gerace, ist dasjenige Produkt, welches von alten Stämmen und in der Erdnähe gewonnen wird, wahrscheinlich auch von Luftfeuchtigkeit beeinflußt ist. Es ist eine braune, ziemlich feuchte, klümperige Masse, welche aus helleren und härteren Klümpchen besteht, die von einer dunkleren, schmierigen Masse zusammengehalten werden. Es finden sich nicht selten Rindenfragmente u. dgl. darunter, da auch das von den Stämmen Abgeschabte dabei ist. Diese Sorte hat neben der Süße einen kratzenden, etwas ekelerregenden Geschmack. Während die trockne Sorte keiner Verfälschung zugänglich ist, hat die feuchte nicht selten Zumischungen von Honig oder Traubenzucker. Man versendet dieselbe in Fässern, die erstere in Kisten oder Schachteln. -

Die Bestandteile der M. sind hauptsächlich gewöhnlicher Fruchtzucker und eine besondre Art Zucker, Mannit oder Mannazucker, der sich in mehrfacher Hinsicht, unter anderm auch dadurch, daß er mit Hefe nicht in Gärung tritt, vom gewöhnlichen Zucker unterscheidet. Das kratzende Prinzip der gemeinen M., dem die purgierende Eigenschaft der Drogue zum Teil zuzuschreiben