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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Nieswurzel

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Nickel - Nieswurzel

Nebenbestandteile noch Eisen, Antimon, Schwefel. Andre in kleinerer Menge vorkommende Erze sind Nickelglanz (Verbindung von Schwefel- und Arseniknickel), Nickelspießglanz (Schwefel- und Antimonnickel), Nickelkies oder Schwefelnickel. Von letzterem finden sich in der Grafschaft Lancaster in Pennsylvanien bedeutende Lager in schöner Reinheit. Die Gewinnung des N. geht vielfach Hand in Hand mit der Kobaltblaufabrikation; kleinere Mengen werden wohl auch bei Verhüttung mancher Silber-, Kupfer- und Bleierze nebenbei gewonnen. In Sachsen wird das Metall auf den Blaufarbenwerken dargestellt aus der beim Schmaltebrennen abfallenden Kobalt- oder Nickelspeise (vgl. Kobalt), einem früher als unbrauchbar weggeworfenen Nebenprodukt, das etwa 50% des Metalles enthält. Es werden daselbst, nachdem die alten Halden längst aufgearbeitet sind, sowohl die inländischen als von auswärts bezogenen Erze verarbeitet.

Die Speise ist ein unreines, Kobalt, Kupfer, Eisen, zuweilen Wismut enthaltendes Nickelarsen. Die Trennung der Masse in ihre verschiednen Bestandteile kann nach verschiednen Methoden geschehen, ist aber immer sehr umständlich. Gewöhnlich kommt das Nickelmetall unter dem Namen Würfelnickel in den Handel. Es sind dies kleine stumpf kantige Würfel von etwa 1 cm Seitenlänge; das aus einer Lösung niedergeschlagene, gewaschene und getrocknete Oxydul wird mit etwas Mehlteig zusammengeknetet, ausgerollt und in Würfel geschnitten, die man nach völliger Austrocknung mit Kohlenpulver in Schmelztigel einsetzt und in starke Weißglühhitze bringt, bei welcher das Oxyd zu Metall reduziert wird und die Würfel bedeutend schwinden. Dieses metallische Produkt hat eine bräunlich gelbe oder gelblich graue Färbung, denn es ist noch kein reines Metall, sondern enthält Kupfer und Eisen und auch mehr oder weniger nichtmetallische, in Säuren unlösliche Stoffe.

Es sind die Reinheitsgrade des Metalles nach den verschiednen Bezugsquellen und Herstellungsweisen sehr ungleich, und kann der wirkliche Metallgehalt von 98 bis auf einige 50% herabgehen. Die Neusilberfabriken haben daher das käufliche N. meist noch durch Umschmelzen zu läutern, was in einem feuerfesten Flammofen mit abschüssiger Sohle geschieht, von welcher das strengflüssige Metall nach mehrstündigem Feuern als reiner Regulus langsam herabfließt. Hierbei treten auch noch Arsenikdämpfe auf. Die Niederlagen der sächsischen Blaufarbenwerke verkaufen Würfelnickel, außerdem zweierlei Oxyde, grün und schwarz, zu grünen und gelben Nüancen für Porzellanmalerei und Glasfärbung.

Das Metall kommt im Handel auch vor als gepreßter Nickelschwamm, granuliertes N. und in gerissenen Scheiben wie Kupfer. N.-schwamm wird erhalten durch Glühen von oxalsaurem Nickelsalz und bildet eine so feine poröse Masse, daß sie wie Gips Wasser verschluckt. Die Oxalsäure wirkt in der Glühhitze durch ihren Kohlenstoff reduzierend, es entweicht Kohlensäure und zurückbleibt ein Schwamm von gediegenem Metall. Reine Nickelsalze, namentlich das oxalsaure und das salpetersaure, finden sich im Chemikalienhandel und werden bei chemischen Prüfungen gebraucht.

Das N. findet auch als Münzmetall Verwendung. Deutschland hat 5- und 10-Pfennigstücke aus einer Legierung von Kupfer und N.; in der Schweiz und Belgien besteht die Scheidemünze, 5- und 10-Centimenstücke, aus Kupfer und N. Nordamerika hatte, einige südamerikanische Staaten haben noch Nickelmünzen. Eine der wichtigsten Anwendungen des Metalles ist gegenwärtig die zur Herstellung galvanischer Vernickelungen auf Messing und Zink, vorwiegend aber auf Eisen und Stahl. Hierzu wird am meisten Nickelammoniumsulfat verwendet. Die Vernickelung ist, wenn gut ausgeführt, äußerst haltbar, denn das N. ist mindestens ebenso hart wie Schmiedeisen, ist der Oxydation nicht unterworfen und läuft selbst in Schwefelwasserstoff nicht an. Dabei nimmt die Nickelhaut eine gute Politur an. Vernickelt werden Maschinenteile, Werkzeuge, Schlösser, Schlüssel und Schloßgriffe, chirurgische Instrumente, Meßinstrumente, Handwaffen, Sporen, Ketten etc. -

Die Gewinnung des N. erstreckt sich über einen großen Teil Europas; über Deutschland, Österreich, Belgien (aus italienischen Erzen); England (aus ungarischen, spanischen und schwedischen Erzen), Schweden und Norwegen. Das Ausbringen beläuft sich in Deutschland auf etwa 250000 kg im Jahre. Ein Kilo kostet jetzt etwa 30 Mk.; 1867, also vor Einführung der Nickelmünzen 8 Mk. Der größte Produzent an N. ist Amerika. Dort liefert eine einzige Grube (La Motte in Missourie) monatlich 5-600000 kg Erze. -

Zoll: Nickelerze sowie Nickelmetall in Barren, Würfeln auch in Verbindung mit andern Metallen (Neusilber, Kobaltspeise) zollfrei. Nickelmetall geschmiedet oder gewalzt Nr. 19 b des Tarifs. Vernickelte Eisen waren Nr. 6 e 3 β, dgl. Kupfer- oder Messingwaren Nr. 19 d 3; fein gearbeitete Schmucksachen und Galanteriewaren Nr. 20 b 2. Die Vernickelung von Maschinenteilen und Instrumenten übt auf die Tarifierung derselben keinen Einfluß aus.

Nieswurzel. Diesen Namen führen im Droguenhandel dreierlei verschiedne Wurzeln, die man als schwarze, weiße und grüne Nieswurz zu unterscheiden pflegt. Von diesen sind in der deutschen Pharmakopoe nur die beiden letzten aufgenommen, die früher offizinell gewesene schwarze ist jetzt nicht mehr offizinell.

Die schwarze N. (radix hellebori nigri) stammt von einer zu den Ranunculaceen gehörigen krautartigen Pflanze, Helleborus niger, die auf den Apenninen, Pyrenäen und einen Teil der Alpen wächst. Die außen schwarzbraune, innen weiße Wurzel ist rundum mit strohhalmdicken, helleren Wurzelästen besetzt. Das Pulver der Wurzel erregt heftiges Niesen und wirkt giftig. -

Die grüne Nieswurz (radix hellebori viridis), von Helleborus viridis, mit grünlichen Blüten, abstammend, ist der schwarzen ähnlich, aber noch dunkler gefärbt und schärfer, sie ist geringelt, bis 2,5 cm dick und mehrere Centimeter lang, sie zeigt auf dem Querschnitte einen kreuzförmigen Holzkörper. Man sammelt beide Wurzeln zur Verhütung von Verwechselungen mit den grundständigen Blättern. -

Die weiße N. (rhi-^[folgende Seite]