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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Oblaten; Obsidian; Obst

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Oblaten - Obst

O.

Oblaten, sind dem ältern Begriffe nach dünne blattartige Scheiben, die aus einem Weizenmehlteige in der Hitze zwischen eisernen Platten oder in Formen gebacken worden sind. Soweit solche Scheiben in größerer Form den Konditoren als Unterlage zu Lebkuchen und andern Konfekten dienen, heißen sie Tafeloblaten. Kirchenoblaten oder Hostien werden in figurierten Formen gebacken, Brief- oder Siegeloblaten durch runde Stecheisen aus den ganzen Blättern ausgestochen. Diese früher viel gebrauchte Sorte, entweder weiß oder farbig, grün, rot, blau etc. schon im Teige gefärbt, ist seit Einführung der gummierten Briefcouverts fast ganz außer Gebrauch gekommen. Bei den farbigen ist keine Sicherheit, daß immer unschädliche Farbstoffe angewandt werden, es ist vielmehr das Gegenteil bei Untersuchungen befunden worden.

Eine Sorte sehr gangbarer O. sind jetzt diejenigen für Apotheker, aus zwei am Rande verbundenen, scheibenförmigen O. bestehend, zwischen welchen übelschmeckende Arzneimittel verborgen werden. Die Oblatenbäcker finden sich in größern Städten, namentlich in Nürnberg, Fürth, Kassel, Frankfurt, Berlin, Leipzig u. a. O. In neurer Zeit hat sich das Sortiment der Briefoblaten vermannigfacht durch manche anders beschaffene Produkte, welche, da sie nicht zum Unterschieben, sondern zum Aufkleben bestimmt sind, sich durch ein gefälliges Äußere zu empfehlen suchen. Dahin gehören die durchsichtigen farbigen O., die aus Blättern von gefärbter Gelatine gestochen sind, welche auf blanke Metalltafeln flüssig ausgegossen und eingetrocknet worden ist, dann die sehr mannigfaltigen O. von Papier, deren Unterseite mit Klebstoff bestrichen ist, gleich den Briefmarken, indes die Oberfläche durch farbigen Druck, Prägung, Bronzierung in vielerlei Art verschönert, mit erhabenen Buchstaben versehen, oder mit Figuren und Mustern dekoriert ist. - Zoll: Oblaten zum Genuß aus Mehl ohne Zusatz von Zucker oder Gewürz gem. Tarif im Anh. Nr. 25 q 2, mit solchem Zusatz Nr. 25 p 1; Mundlack aus Teig Nr. 5 i, aus Gelatine Nr. 5 e, aus Papier Nr. 27 f 2.

Obsidian (Lavaglas), ein Produkt erloschener oder noch thätiger Vulkane, eine glasartige Lava und nach seinen Bestandteilen, Kiesel, Kalk, Thon und Kali, als ein durch Eisenoxydul oder Eisenoxyd gefärbtes, natürliches Glas zu betrachten. Auch hat er in seinem gewöhnlichen Vorkommen ganz das Aussehen von Bouteillenglas, ist braungelb, rauchbraun, grau, dunkelgrün oder ganz schwarz gefärbt, glasglänzend, in verschiednen Graden durchsichtig oder durchscheinend, mit muschligem Bruche. Das Mineral ist wegen seiner Sprödigkeit schwierig zu bearbeiten, nimmt aber schöne Politur an, besonders das auf Island vorkommende. Nur der ganz schwarze Stein wird verarbeitet und zu Trauerschmuck, Dosen, Knöpfen, Messerheften, Spiegeln für Polarisationsinstrumente etc. geschliffen. Eine Abart, der schillernde O., wirft einen grüngelben Lichtschein und wird zuweilen, in Kappenform geschliffen, als Ringstein verwendet. Als ein früher nicht bekannt gewesener Fundort von O., mit schönen und reichen Farbenreflexen, hat sich der Berg Ararat ergeben. Rußland hat Proben davon auf Ausstellungen zur Schau gebracht in Form von Vasen und Schalen, die in Tiflis geschliffen worden sind. - Zoll: s. Edelsteine (Halbedelsteine).

Obst, allgemein beliebtes und in mannigfachen Formen verwendetes Genuß- und Nahrungsmittel für Reich und Arm, Groß und Klein, Stadt- und Landbewohner, Gegenstand lebhaften Lokal-, wie des Welt-, des Groß- und des Kleinhandels, des privaten Verkaufs und Bezugs und vor allem des Wochenmarktverkehrs und des Höker- und Hausierhandels. Erzeugt wird das O. von der Mehrzahl derer, welche über etwas Grund und Boden verfügen können, zum Privatverbrauch, im großen und im kleinen von Kunst- und Handelsgärtnern, von Landwirten und von besondern Obstzüchtern in Obstgärten, Baumstücken, Gras- und Hausgärten und andern Grundstücken, endlich (in beschränkterem Grade) von Forstleuten im Walde, doch nur mit bestimmten Sorten, z. B. Kirschen für Kirschwasserfabrikation, oder Birnen und Äpfeln geringerer Art. Die aus Waldungen gewonnenen Beeren können nicht als Gegenstand der Zucht betrachtet werden, da sie, wie auch andres O. im Walde, wild wachsen. Unsre, jetzt in großartigster Weise veredelten Obstsorten stammen von ursprünglich wilden Arten ab und Wildlinge dienen noch immer zur Unterlage bei Veredlungen.

Die Hauptobstarten für die Tafel, soweit es sich nicht um Erzeugnisse der Tropen handelt, kommen ursprünglich von Sorten in den Kaukasusländern; schon die alten Syrier und Phönizier verstanden sich auf die Veredlung und hatten ausgedehnte Obstplantagen; vervollkommnet wurde der Obstbau bei den Griechen und Römern, dann von den Mönchen in den Klöstern und mit diesen weit verbreitet; heutzutage gibt es besondre Vereine und Lehranstalten verschiedner Art zur Pflege und Verbreitung des Obstbaus, welcher aber mit Ausnahme einzelner Provinzen immer noch nicht die Würdigung findet, welche er verdient und zwar sowohl wegen seines Nutzens und dem Ertrage an Früchten und Holz, welche er liefert, als auch wegen seiner Annehmlichkeit. Die häufigen Mißernten durch harte Winter, Spätfröste, Nässe zur Zeit der Blüte, naßkalte Sommer, Hagelschlag etc., oder durch tierische und pflanzliche Feinde, verderben allerdings oft die Freude am Obstbau, da menschliche Kunst nicht ganz dagegen zu schützen vermag, im Durchschnitt ist aber der Reinertrag von Obstanlagen sehr groß, Geschick, Fleiß, gute Pflege und Wahl passender