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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Oleum; Ölfarben

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Öl - Ölfarben

dem Namen „ätherische Öle“ abgehandelt sind, so bleibt hier nur übrig, die fetten Ö. im allgemeinen zu besprechen; die wichtigeren derselben sind in besonderen Artikeln behandelt.

Die fetten Ö. sind im Pflanzenreiche viel häufiger, als im Tierreiche und unterscheiden sich von den Fetten äußerlich nur durch ihre Flüssigkeit. Die starren Fette können betrachtet werden als Öle, die schon bei gewöhnlicher Temperatur mehr oder weniger fest sind; sie zerfließen schon bei geringen Wärmegraden ölartig; die flüssigen Ö. ihrerseits werden alle in der Kälte mehr oder weniger starr, nicht selten kristallinisch. Alle Fette sind leichter als Wasser, darin unlöslich und lassen sich nicht ohne Zersetzung destillieren. Sie fühlen sich schlüpfrig an, hinterlassen bleibende Ölflecke auf Papier, Holz etc. und werden an der Luft ranzig und sauer. Alle fetten Ö. sind endlich durch ätzende Alkalien verseifbar, worüber näheres unter Seife.

Die fetten Ö. des Pflanzenreichs teilen sich in zwei Gruppen dadurch, daß die Mehrzahl durch Lufteinfluß in der angedeuteten Weise zwar verändert und verdickt wird, aber dabei schmierig bleibt, während andre, in dünnen Schichten der Luft ausgesetzt, trocken und hart werden, also einen Firnis bilden. Es gibt daher trocknende und nicht trocknende Ö.; die ersteren dienen zu Anstrichen und Firnissen; die gewöhnlichsten sind Lein-, Hanf-, Mohn- und Nußöl. Die meisten Pflanzenöle finden sich in den Samen, ausnahmsweise, wie bei Olivenöl und Palmöl, im Fruchtfleisch und ganz einzeln dastehend, bei der Erdmandel, in den Wurzelknollen.

Die Gewinnung der Ö. geschieht gewöhnlich durch Schlagen oder Pressen mit oder ohne Beihilfe von Wärme, wobei die Zellen zerquetscht werden, in denen die Öle stets eingeschlossen sind. Neuerdings benutzt man auch eine Extraktionsmethode mittels Schwefelkohlenstoff, Petroleumbenzin u. dgl. Durch kaltes Pressen wird das Öl reiner, hellfarbiger und wohlschmeckender erhalten, aber in geringerer Menge. Das heiße Pressen ergibt mehr Öl von geringerer Qualität, läßt aber auch noch einen Rest in den Rückständen. In der Regel wird zuerst kalt gepreßt und durch heißes Nachpressen noch ein geringeres, nicht mit dem ersten zu vermischendes Produkt erhalten.

Gewisse Früchte und Samenkerne kocht man mit Wasser aus, um das Öl zu erhalten; es geschieht dies in dem Falle, wenn dasselbe sehr dickflüssig ist, eine sog. Pflanzenbutter bildet, ferner bei der Gewinnung tierischer Fette, wie Klauen- und Knochenfett und Thranarten. Alle frisch gepreßten Öle enthalten viel Schleimteile, sind dadurch trübe und werden erst nach längerem Stehen oder Lagern unter Fallenlassen eines Bodensatzes klar; bei den extrahierten ist dies nicht der Fall, da die zum Extrahieren benutzten Flüssigkeiten Schleim und Eiweißteile nicht mit auflösen. Außer dieser natürlichen Reinigung hat man noch viele Mittel, die Öle schneller oder durchgreifender zu reinigen (Raffinieren) und wenn nötig zu bleichen.

Die Öle des Handels sind häufigen Verfälschungen unterworfen, indem man eine teurere Sorte mit einer ähnlichen wohlfeilern versetzt. Es sind indes solche Beimischungen sehr schwer nachzuweisen, da eben alle Öle in ihrem Verhalten so viel Übereinstimmendes haben. Die hierauf bezüglichen vielen Anweisungen setzen viel Übung und Beobachtungsgabe voraus. Einige der einfachsten Prüfungsmittel sind bei den einzelnen Ölen angegeben. - Zoll: S. den Art. „Ätherische Öle“. Fette Öle gem. Tarif im Anh. Nr. 26 a 1-5.

Oleum ist Öl irgendwelcher Art, fettes oder ätherisches. Im Volksmunde versteht man darunter Vitriolöl oder Schwefelsäure (O. vitrioli), sodaß gerade der die Hauptsache angebende Beisatz abhanden gekommen ist. Von den vielen Ölen sind die gebräuchlichern nachstehend aufgeführt, mit Weglassung solcher, bei denen das Beiwort selbstredend ist.

O. Absynthii, Wermutöl;

O. Amygdalarum amarum, Bittermandelöl;

O. A. dulcium, süßes Mandelöl;

O. Anethi, Dillöl;

O. Anisi stellati, Sternanisöl;

O. Anthos, Rosmarinöl;

O. Aurantii corticis, Pomeranzenschalenöl;

O. Calami, Kalmusöl;

O. Carvi, Kümmelöl;

O. Caryophyllorum, Würznelkenöl;

O. Cerae, Wachsöl;

O. Chamomillae, Kamillenöl;

O. Cinnamomi, Zimtöl;

O. Citri oder de Cedro, Zitronenöl;

O. Foeniculi, Fenchelöl;

O. Humuli, Hopfenöl;

O. Lini, Leinöl;

O. Jecoris aselli, Leberthran;

O. Juniperi, Wacholderöl;

O. Laurinum, Lorbeeröl;

O. Laurocerasi, Kirschlorbeeröl;

O. Levistici, Liebstöckelöl;

O. Ligni Cedri, Zedernholzöl;

O. Ligni Rhodii, Rosenholzöl;

O. Macidis, Muskatblütenöl;

O. Menthae crispae, Krauseminzöl;

O. M. piperitae, Pfefferminzöl;

O. Neroli oder Naphae, Orangenblütenöl;

O. Nucistae aethereum, flüchtiges Muskatnußöl;

O. Nucum Cocos, Kokosnußöl;

O. Juglandis, Wallnußöl;

O. Origani, Dostenöl;

O. Papaveris, Mohnöl;

O. Petrae, Steinöl, Petroleum;

O. Petroselini, Petersilienöl;

O. Philosophorum, brenzliches Tieröl;

O. Pini oder Templinum, Kienöl;

O. Pini foliorum, Fichtennadelöl;

O. Rutae, Rautenöl;

O. Serpylli, Quendelöl;

O. Sinapis, Senföl;

O. Succini, Bernsteinöl;

O. Tanaceti, Rainfarnöl;

O. Terebinthinae, Terpentinöl;

O. Thymi, Thymianöl;

O. Valerianae, Baldrianöl;

O. Vitis viniferae, Weinbeeröl. -

Zoll: Vitriolöl (Schwefelsäure) ist zollfrei. Die genannten ätherischen Öle gehören den Tarifnummern 5 a, bzw. 5 b, die fetten den Tarifnummern 26 a 1-5 an. S. ätherische Öle und Öl.

Ölfarben, zum Verarbeiten fertig, sind Handelsartikel und hat man sowohl solche, wie sie von Künstlern zur Ölmalerei gebraucht werden, als auch zu gewöhnlichen Firnis- und Lackanstrichen auf Holz und Metall dienende. Die feinen Ö. werden zuweilen noch in Tierblase zu kleinen Beuteln eingebunden, welche beim Gebrauch mit einer Nadel angestochen werden; durch das kleine Loch wird von der breiigen Farbe so viel, als eben gebraucht wird, herausgedrückt. Die jetzt käuflichen Malerfarben sind viel zweckmäßiger in kleine cylindrische Hülsen von Zinnfolie eingethan, welche zusammendrückbar sind und am einen Ende einen kleinen kurzen Hals haben, durch dessen Öffnung die Farbe hinausgedrückt wird. Beim Nichtgebrauch wird diese Öffnung durch ein Schraubendeckelchen geschlossen. -

Für Anstreicher sind alle gebräuch-^[folgende Seite]