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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Pikrotoxin; Pilchard; Pilze; Piment

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Pikrotoxin - Piment

lichkeit der Masse, daher die Raschheit und Kraftwirkung der Explosion noch bedeutend steigern. Die Salze der P. nennt man Pikrate, so z. B. das pikrinsaure Kali Kaliumpikrat. Im deutschen Transportwesen werden keine Pikrinpräparate befördert; aber der Verbotseifer hat auch die bloße Säure mit betroffen, die es nicht verdient, und somit einer in Färbereien täglich gebrauchten Ware die offenen Handelswege verkümmert. - Zollfrei.

Pikrotoxin (Pikrotoxinum), der Giftstoff der Kockelskörner (s. d.); man erhält es als feinkristallinisches, weißes, äußerst bitter schmeckendes Pulver oder in Form sternförmig gruppierter Kristallnadeln; in kaltem Wasser ist dasselbe schwer, in kochendem, sowie in Alkohol und in Äther ist dasselbe leichter löslich. Wird selten medizinisch verwendet. - Zollfrei.

Pilchard (Pilscher), eine Art großer Sardellen oder kleiner Heringe, die aber ihren selbständigen Artnamen, Alausa pilchardus, hat. Der Fisch ist kürzer als der Hering, aber dicker und runder, größer geschuppt, fetter und wohlschmeckender. Seine hauptsächlichen Fundorte sind die englischen Südküsten, vor allem die von Cornwall und Devon, sowie an der gegenüberliegenden französischen Küste bis nach Spanien und Portugal hin; hier findet er sich überall zur Laichzeit von Mitte Juli an in dichten Scharen in den flachen Küstenwässern ein, lange vorher signalisiert durch Wachposten, die auf Klippen und Landspitzen ausgestellt sind. Die Schwärme werden alsbald von Fischerbooten und ihrem Netzwerk umringt, enger und enger eingekreist und dabei allmählich in dem flachsten Wasser konzentriert, wo sie mit Handnetzen aus- und in die bereitgehaltenen Boote geschaufelt werden. Der Fang dauert bis in den Oktober und mehrere tausend Menschen finden guten Erwerb dabei. Wenn ein Zug gelungen ist, so sind der zusammengetriebenen Fische so viel, daß das Herausnehmen mehrere Tage dauert, da dies nicht rascher geschehen darf als die Leute am Lande die Masse verarbeiten können. Die Fische werden alsbald in Niederlagen oder Kellerräume geschafft und mit Salz zu großen Haufen aufgeschichtet. Nach Verlauf von einigen dreißig Tagen werden sie sorgfältig gewaschen und in Fässer gepackt, welche etwa 2600 Stück fassen. In den Fässern werden sie gepreßt und man erhält von jedem Faß etwa 3 Gallonen verkäuflichen Thran, in der kältern Jahreszeit nur halb so viel. Der gesalzene und gepreßte Nettoinhalt jedes Fasses ist circa 4 Ztr. Die größere Menge dieser Fische wird jedoch, nachdem sie schwach gesalzen, auf Rahmen mit Drahtgitter gelegt und mit diesem etwa ½ Minute lang in einen Kessel mit heißem Olivenöl (welches durch Lorbeerblätter und Gewürznelken gewürzt ist) eingetaucht und dann mit Öl übergossen in Blechbüchsen verpackt, die man gut verlötet. Es sind dies die bekannten Sardines à l'huile, welche hauptsächlich von der Bretagne und England aus versendet werden. Frankreich führt allein jährlich über 10 Mill. solcher Büchsen oder circa 200 Mill. derartig zubereiteter Fische aus. Der gesalzene Fisch ist in England selbst nur in den genannten beiden Grafschaften Genußmittel; das meiste wird ausgeführt und der katholischen Bevölkerung Italiens überlassen. Der Hauptabsatzmarkt ist Venedig, in zweiter Stelle Ancona. - Zoll: Thran Nr. 26 c 3. Die Sardines à l'huile Nr. 25 p 1.

Pilze (Schwämme, Fungi, Mycetes), überaus artenreiche Familie der Lagerpflanzen, Thallophyten, worunter sehr viele sind, welche den Pflanzen oder den Tieren und den Menschen gefährlich werden durch Erzeugung von Krankheiten, ferner die absolut giftigen Schwämme, aber auch die eßbaren in unsern Wäldern, etwa vierzig Arten, und andre eßbare Pflanzen der Art, welche entweder wildwachsend vorkommen und von Sammlern in den Handel gebracht oder direkt verkauft werden, oder Gegenstände der Zuchten der Handelsgärtner bilden. - In Großstädten verkauft man in Delikatessenhandlungen: Steinpilze in Wasser, in Dosen zu 1-2 kg, mit 1-3,5 Mk., getrocknet mit 1-6 Mk., Pilze in Form von Hahnenkämmen, in Dosen von ½-1 kg zu 1-1,8 Mk., Pfifferlinge in Gläsern zu 1 Mk., ferner als französische Konserven, Champignons au nature, in Dosen von ½-1 kg zu 1-3 Mk., au vinaigre in Gläsern zu 1,5 Mk., getrocknet zu 8 Mk., Trüffeln, frische Périgord, zu 5-25 Mk., in Gläsern, geschält, zu 2,25-20 Mk., ungeschält zu 1,5-12 Mk., getrocknete Périgord zu 16 bis 20 Mk., Morcheln, frisch, in Wasser, 1 kg zu 6-10 Mk., getrocknete Spitzmorcheln bis zu 24 Mk. etc. Vgl. die Spezialartikel. - Frische P. und Trüffeln sind zollfrei. Getrocknete, genießbare P. gem. Tarif im Anh. Nr. 25 p 2, in hermetisch verschlossenen Büchsen etc. eingemachte Nr. 25 p 1.

Piment (Nelkenpfeffer, Jamaikapfeffer, Englischgewürz, Neugewürz, Amomen, Allspice), die unreif geernteten Früchte des Pimentbaums oder der Nelkenpfeffermyrte, Pimenta Nees., Myrtus pimenta L., Pflanzengattung aus der Familie der Myrtaceen in Südamerika und Westindien, welche in ein bis dreifächerigen Beeren kugelförmige Samen liefert, Bäume und Sträucher bis zu 10 m Höhe (engl. Allspice tree, frz. piment, holl. Jamaika peper). Kultiviert wird P. aromatica Kost. (P. officinalis P., Myrtus P. L.), ein sechs bis neun Meter hoher Baum. Die noch grün geernteten zweifächerigen Beeren werden an der Sonne getrocknet und dann braun; sie sind erbsengroß, feinwarzig. Aus den Fruchtschalen gewinnt man das Pimentöl; sie enthalten davon bis 10%, außerdem Harz, Gerbstoff, Fett, Gummi, Zucker, Äpfel- und Gallussäure. - Das P. dient als Küchengewürz. Westindien soll bis zu 1½ Mill. kg in den Handel bringen; von einem Baum gewinnt man bis 50 kg. trockner Früchte. Jamaika versendet sie in Säcken zu 60-70 kg, besonders nach Amsterdam, London und Hamburg zum Preise von 94-100 Mk. (1879) und 75-80 Mk. (1882) pro 100 kg in zwei Sorten zu 94-96 Mk. (70 bis 77) und 98-100 (75-80) Mk. P. acris Kost. (engl. Bayberry-tree, frz. p. piquant), der scharfe P., liefert geringwertigere Sorten, ebenso Amomis pimento und oblongata Berg. und Myrtus pimentoides Nees. (oval). Man kennt noch den