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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Ratanhiawurzel; Ratines; Räuchermittel; Rauchtopas; Rauchwaren

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Ratanhiawurzel - Rauchwaren

Fabriken dafür und man verwendet dazu die schönsten großen, langstieligen, meist schwarzen Kirschen. - Zoll s. Tarif Nr. 25 b.

Ratanhiawurzel (Radix Ratanhiae); die holzige Wurzel der in Peru wachsenden Krameria triandra, eines niedern, sparig ästigen Strauches. Es sind große, bis 18 cm lange und 4½ cm dicke, knorrige und sehr harte Hauptwurzeln, nach unten in viele dünnere, hin und her gebogene, bis 3 dcm lange federkieldicke Äste geteilt. Die Rinde ist schuppig rissig, außen rotbraun, auf dem Querschnitt heller, das Holz der dickern Stücke zimtfarben, das der dünnern rötlichweiß. Die wirkenden Bestandteile stecken fast ausschließlich in der Rinde, die deshalb stark adstringierend und bitterlich schmeckt, während das Holz fast geschmacklos ist. Die Rinde aber ist dünn und macht einen verhältnismäßig kleinen Bestandteil des Ganzen aus. Diese peruanische Rinde ist die eigentliche sog. echte R., welche in Deutschland allein zum medizinischen Gebrauch gestattet ist; sie kommt in Seronen von 75-90 kg Inhalt hauptsächlich über die Ausfuhrplätze Payta und Callao.

Die Rinde enthält eine eigentümliche, Eisenoxydsalze grünlichbraun fällende Gerbsäure, die Ratanhiagerbsäure, und außerdem noch Ratanhiarot als wirksame Bestandteile. Sie wird als Pulver, Extrakt und Tinktur, als zusammenziehendes Mittel bei chronischen Diarrhöen, Schleimflüssen, Blutungen, äußerlich zu Zahntinkturen und Mundwässern, das Extrakt in seltenen Fällen wohl auch als Gerbmaterial gebraucht. Es wird nämlich trocknes Extrakt (Extractum Ratanhiae), in Kistchen eingegossen, schon fertig von Amerika exportiert; dieses ist aber in unsern Apotheken nicht zulässig. R. ist schwarz, im Bruche glänzend, zerrieben rotbraun, schmeckt sehr zusammenziehend und färbt beim Kauen den Speichel rot. Auch die Rinde kommt neuerdings ohne das überflüssige Holz im Handel vor. -

Außer der echten Wurzel kommen noch einige andre, nicht offizinelle Sorten aus andern Ursprungsländern an den Markt, nämlich die Savanilla- oder Neu-Granada-Ratanhia aus Neugranada, mit viel dickerer Rinde als, die echte, daher mehr Extrakt liefernd und also eigentlich der echten vorzuziehen; sie stammt von Krameria Ixinia, nach Andern von Krameria tomentosa. In Frankreich ist dieselbe auch offizinell. Die Texas- oder mexikanische R. aus Mexiko, Texas und benachbarten Gegenden Nordamerikas ist ebenfalls in der Rinde viel stärker als im Holz. Eine in neuerer Zeit in größern Mengen eingeführte Sorte R. ist die brasilianische oder Ratanhia von Ceará, auch Pararatanhia genannt; sie stammt von Krameria argentea (Mart.), darf aber in Apotheken nicht verwendet werden.

Die drei im Handel hauptsächlich vorkommenden Sorten von R. lassen sich leicht durch die Färbung der daraus bereiteten weingeistigen Tinkturen unterscheiden, indem die Tinktur aus echter Payta-Ratanhia rot, die der Savanilla-Ratanhia gelblich, mit einem Stich ins Grüne, und die der Para- oder Cearáratanhia rein gelb aussieht. In sehr verdünnter Tinktur der echten R. gibt Bleizuckerlösung einen rotgefärbten Niederschlag, während die beiden andern Sorten damit einen hellvioletten Niederschlag geben. - Zollfrei; die daraus bereitete weingeistige Tinktur gem. Tarif Nr. 5 a.

Ratines (Ratinés, Rateens) sind friesartige Wollenzeuge, deren Haar nicht nach dem Strich gelegt, sondern auf besondern Maschinen frisiert, d. h. gekräuselt oder geknötelt worden ist. - Verzollung: Tarif Nr. 41 d 5 α, bedruckte R. Nr. 41 d 6 α.

Räuchermittel. Es sind dies verschiedne Präparate, welche von Apothekern und Droguisten in den Handel gebracht werden und den Zweck haben, beim Verbrennen und Verdampfen Wohlgeruch zu verbreiten; sie bestehen großenteils aus wohlriechenden Harzen und Balsamen, mit welchen häufig noch ätherische Öle und würzhafte Pflanzenteile, etwas Moschus und andre Riechstoffe verwendet werden. Die gebräuchlichsten Formen für R. sind: Räucherpulver, Gemische von Harzen, wie Storax, Benzoe, Weihrauch mit Zimt u. dgl. wohlriechenden Gewürzen, zum Teil auch, nur der bunten Färbung wegen, mit verwendeten Blüten (Lavendel, Ringelblumen, Klatschrosen, Kornblumen), meist unter Beigabe von ätherischen Ölen und etwas Moschus.

Räucheressenz ist ein Auszug aus eben solchen aromatischen Harzen, Rinden und Gewürzen, erhalten durch längeres Ansetzen derselben mit starkem Weingeist, vervollständigt durch Zusetzen kleiner Mengen ätherischer Öle, Ambra- und Moschustinktur u. dgl. Die Essenzen werden entweder für sich auf Ofenplatten oder in besondern kleinen Apparaten verdampft, oder sie dienen zur Anfertigung von Räucherpapier, welches mit der Essenz mehrmals durchtränkt und getrocknet ist und angezündet bis zu Ende verglimmt.

Räucherkerzchen können mit mehr oder weniger Harzen, Rinden und andern wohlriechenden Spezies ausgestattet sein. Als brennbaren Bestandteil erhalten dann die schwarzen einen Zusatz von feinem Holzkohlenpulver, die roten statt dessen fein gepulvertes Sandelholz, mit einer Beimischung von etwas Salpeter. Die sämtlichen Ingredienzen werden gemengt und mit Tragantschleim zu einem Teig gestoßen, aus dem man die kleinen Kegel oder auch Stengelchen formt. Der ebenfalls hierher gehörige Ofenlack besteht aus einem Gemenge wohlriechender Harze. - Zoll: Räucherpulver, -kerzen, -papier, -essenz etc. gemäß Nr. 31 e des Tarifs im Anh.

Rauchtopas, richtiger Rauchquarz, ist ein brauner Bergkristall (s. d.), der vom eigentlichen Topas wesentlich verschieden ist. - Zoll s. Edelsteine (Halbedelsteine).

Rauchwaren heißen die Pelzfelle, die größtenteils zur menschlichen Bekleidung dienen, daher ihren Haarstand ungelockert behalten müssen und mithin nur auf der Fleischseite, nachdem diese durch Schaben gereinigt worden, eine konservierende Bearbeitung, nach Umständen mit Alaun, Salz, Fett, Butter, Öl erhalten haben. Ein Teil dieser Naturprodukte, aber nur ein kleiner im Vergleich zum ganzen Verbrauch, findet allerdings auch eine andre Verwendung, indem die Felle geschoren und die Haare in der Hutmacherei