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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Simarubarinde; Sirup

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Simarubarinde - Sirup

essigsaures S., Jod-, Cyan- und Chlorsilber. - Zoll: Silbererze, S. in Barren, Bruchmetall, Silbermünzen, ebenso Silbersalze, z. B. Höllenstein, Cyan-, Jod-, Brom-, Chrom- und essigsaures S. sind zollfrei. Silberwaren gem. Tarif Nr. 20 a; versilberte Waren aus unedlem Metall Nr. 20 b 1. Vgl. „Neusilber“ und „Plattierte Waren“.

Simarubarinde (Ruhrrinde, cortex Simarubae), die stark bittere Wurzelrinde von Arten des Geschlechts Simaruba, hohen Waldbäumen des heißen Amerika und nahen Verwandten der Quassiabäume. Man hat im Handel zwei Sorten: Guiana- und Jamaikarinde, erstere von S. officinalis, letztere von S. medicinalis stammend. Die Guianarinde erscheint, in der Länge nach zusammengelegten, circa 5 cm breiten Streifen, ist leicht, schwammig, biegsam und zähe, nicht zu zerbrechen. Die stark höckerige Außenseite bedeckt eine schmutziggelbe, dünne, glänzende Korkschicht, die stellenweise fehlt und die braune feste Mittelrinde hervortreten läßt. Die Innenseite bildet eine graugelbliche, grobfaserige, sehr zähe Bastlage. Die Rinde von Jamaika ist unterseits glatter und heller, fast weiß, die Oberseite ist mit kleinern Warzen dicht besetzt. Die sonstige Beschaffenheit der Rinden ist übereinstimmend; der Geruch fehlt, der Geschmack ist intensiv bitter und etwas schleimig; der bittere Stoff ist dem der Quassia sehr ähnlich. Die Rinde wurde früher in Pulver oder Abkochung als ein sehr wirksames Mittel gegen Ruhren, Koliken u. dgl. verordnet, ist aber jetzt fast ganz außer Gebrauch gekommen. - Zollfrei.

Sirup (Syrup, lat. Syrupus). - Unter diesem Namen versteht man einesteils ein Abfallsprodukt der Zuckerfabrikation (s. unten), andernteils gewisse, aus reinem Zucker mit verschiednen Zusätzen bereitete Flüssigkeiten oder Präparate, die teils zu Arzneizwecken dienen und dann nur in Apotheken bereitet werden, teils als Genußmittel und Geschmacksverbesserungsmittel Verwendung finden. Dies letztere ist namentlich mit den Fruchtsirupen der Fall, die zur Bereitung von Limonaden, Likören, Fruchtgelees, süßen Saucen etc. dienen und mehr oder weniger fabrikmäßig bereitet werden. Der gebräuchlichste dieser Fruchtsirupe ist der Himbeersirup (syrupus rubi idaei), nächstdem der Johannisbeersirup (syrupus ribium) und Kirschsirup (syrupus cerasorum), seltener findet man den Maulbeersirup (syrupus mororum). Der Himbeersirup wird aus dem ausgepreßten Safte der Himbeeren, dem käuflichen Himbeersafte (s. d.), durch Kochen mit weißem Zucker bereitet, wobei man auf 3 kg des letzteren 2 kg Saft zu nehmen pflegt. Man kann das Kochen in einem blank gescheuerten kupfernen Kessel vornehmen, läßt den S. nur einmal aufwallen und gießt ihn dann sofort aus dem Kessel aus, damit er nicht in demselben erkaltet, wodurch der S. leicht kupferhaltig werden kann. Der Himbeersirup bildet einen bedeutenden Handels- und Konsumartikel, wird aber leider auch arg verfälscht; oft kommen die elendesten Machwerke als Himbeersirup in den Handel, besonders werden in Selterwasserbuden und obskuren Vorstadtslokalen Sorten verabreicht, in denen zuweilen kein Tropfen echter Fruchtsaft enthalten ist und die nur aus Stärkezuckersirup bestehen, der mit Fuchsin rot gefärbt und mit etwas künstlichem Himbeeräther parfümiert ist. Solche Fälschungen lassen sich jedoch nachweisen. Mit Fuchsin gefärbter Himbeersirup, welcher gar keinen Fruchtsaft enthält, wird durch Ammoniak völlig entfärbt. Bleiessig entfärbt echten Himbeersaft vollständig unter Abscheidung eines dicken blaugrünen Niederschlags. Echter Himbeersaft erleidet ferner beim Vermischen mit dem gleichen Raumteil konzentrierter Salpetersäure auch nach halbstündigem Stehen keine Farbenveränderung, während gefälschter Saft hierbei nach wenigen Minuten hellrot oder gelb wird. Die Nachweisung des Stärkezuckers und des Himbeeräthers muß dem Chemiker überlassen bleiben. -

Ähnlich wie der Himbeersirup werden auch die übrigen Fruchtsirupe bereitet. Die in Apotheken gebräuchlichen pharmazeutischen oder medizinischen Sirupe enthalten in der Regel Abkochungen verschiedner Droguen, so enthält z. B. syrupus althaeae Eibischwurzelabkochung etc. Der sogenannte syrupus simplex der Apotheken (einfacher S.) ist bloß eine Abkochung von weißem Zucker mit Wasser. -

Außer diesen verschiednen Arten von S. wird, wie schon im Eingang erwähnt, mit demselben Namen auch ein Abfallprodukt bei der Zuckerfabrikation belegt, welches einen sehr bedeutenden Handelsartikel bildet; dasselbe führte auch den Namen Melasse (frz. sirop oder mélasse; engl. syrup oder molasses; holl. syroop); es ist der dicke, gelblich bis dunkelbraun gefärbte, süße Saft, der von dem kristallinisch ausgeschiednem Zucker (Saccharose) teils durch Abtröpfeln, teils durch Ausschleudern oder Decken gewonnen wird, also gewissermassen die Mutterlauge des Zuckers. Nach seiner Abstammung unterscheidet man Zuckerrohrsirup oder westindischen S. und Runkelrübensirup oder Rübenmelasse. Ferner unterscheidet man ungedeckten oder sogenannten grünen S., d. i. derjenige, welcher von den Zuckerkristallen getrennt wird, bevor sie in die Formen kommen, und gedeckten S. oder solchen, welcher von den auf die Hutformen gebrachten Kristallen abtröpfelt und beim Nachwaschen (Decken) dieser Kristalle mittels Zuckerlösung gewonnen wird. Der gedeckte S. ist daher stets auch besser und reiner, als der ungedeckte. -

Die westindische Rohrmelasse kommt teils direkt aus Westindien und andern tropischen Ländern, in denen Zuckerrohr gebaut wird, teils aus den europäischen Zuckerraffinerien; diese Ware muß klar sein, einen reinen, stark süßen Geschmack besitzen, sich mit Wasser in jedem Verhältnisse klar mischen und darf keinen unangenehmen Geruch besitzen. Dieser S. ist ein Gemenge von kristallisierbarem Zucker (Saccharose und Glukose) mit unkristallisierbarem Zucker (Schleimzucker, Sirupzucker, Linksfruchtzucker, Levulose) und einigen organischen Säuren in geringer Menge. In Westindien verwendet man diese Rohrmelasse zur Destillation von Rum, bei uns als Versüßungsmittel und als Zusatz zu