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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Sparterie; Speck; Speckstein; Spergel; Spezies; Spinell

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Sparterie - Spinell

Sparterie (Spanböden) heißen die Flechtwerke aus dünnen, bandartig geschnittenen Streifen von weichem weißen Holz, wie Linden, Weiden, Aspen, welche durch Handflechterei hergestellt, zum Teil auch auf dem Webstuhl gefertigt werden, mitunter in Vermischung mit Zwirnfäden. Man fertigt aus solchem Stoff Tischdecken, Fenstervorsetzer, Hutfutter, ganze Hüte und Mützen. Die Industrie ist besonders in Böhmen heimisch und die wohlfeilen Waren werden weit verführt. Die derartigen Hüte heißen unrichtig Bast- und selbst Reisstrohhüte. - Zoll gem. Tarif im Anh. Nr. 35 e. Hüte und Mützen aus S. gem. Tarif Nr. 35 d 1 u. 2.

Speck. Mit diesem Namen belegt man das noch nicht ausgelassene, nur aus dem Körper gewisser Tiere ausgeschnittene, festere Fett, namentlich das der Schweine (Schweinespeck-Speckseiten). Doch spricht man auch von Robbenspeck und Walfischspeck. Speckseiten werden auch gewöhnlich geräuchert; Nordamerika exportiert sehr bedeutende Mengen; leider hat sich herausgestellt, daß dieser amerikanische S. sehr häufig stark trichinös ist; die Trichinen befinden sich in den an dem S. anhaftenden und ihn durchsetzenden Fleischpartien. Vergl. ferner Schweinefett und Schmalz. - Zoll: Schweinespeck gem. Tarif im Anh. Nr. 25 g 1. Robben- und Walfischspeck Nr. 26 c 3.

Speckstein (Steatit, venetianische oder spanische Kreide), ein aus wasserhaltiger kieselsaurer Magnesia bestehendes Mineral, sehr weich, fettglänzend und fettig anzufühlen, rein weiß oder öfter gelblich, grünlich, graulich, etwas schreibend, sehr leicht zu schneiden, aber im Feuer so hart werdend, daß er selbst Glas ritzt. Der Stein findet sich nesterweise in unregelmäßigen kleinern und größern Stücken in zersetztem Glimmerschiefer wie auch eingewachsen in Serpentinfels; seine hauptsächlichen Fundorte sind bei Wunsiedel in Bayern (Göpfersgrün, Thiersheim); übrigens findet er sich noch anderwärts im Fichtelgebirge, wie bei Zöblitz und Altenberg in Sachsen, ferner in Briançon und in Nyntsch (Ungarn).

Die Masse dient zu mancherlei Gebrauch: es werden daraus auf der Drehbank und durch Schneiden Pfeifenköpfe, Spielwaaren, Schreibzeuge und andre Gebrauchsachen gefertigt; auch Bildsteine werden von Künstlern daraus geschnitten, gefärbt und gebrannt. Ferner verwendet man die Masse als Mittel gegen Reibung (als sog. Rutschpulver zur Erleichterung des Stiefelanziehens), zum Putzen von Metall- und Glaswaren (Spiegelpolieren), zum Vorzeichnen auf Tuch (Schneiderkreide), Seidenzeug und Glastafeln, zum Entfernen von Fettflecken, zu feuer- und säurefesten Stöpseln, in England als Zusatz zu Seife.

Im ganzen genommen sind indes diese Verwendungen zu wenig belangreich, als daß sie dem Stoff einen höhern Wert hätten geben können. Dies ist erst durch eine neue, seit etwa zwanzig Jahren bestehende Benutzung erfolgt: man verfertigt daraus in großen Mengen wohlfeile Gasbrenner, ein Geschäft, das in bedeutendem Umfange in Nürnberg betrieben wird. Die reichen Gruben von Göpfersgrün liefern das Material dazu. Der S. verliert aber hierbei seinen guten Namen, denn die Brenner werden Lavabrenner genannt.

Auch die bei der Fabrikation derselben entstehenden Abfälle hat man in Nürnberg zu benutzen angefangen. Dieselben werden wie Meerschaumabfall gepulvert, mit Thon u. dgl. gemischt, mit Wasser zu einem Teig angemacht, um daraus kleine plastische Kunstwerke zu formen, die gebrannt eine große Härte und sehr hübschen Farbenton haben. Den Stoff zu diesen Sachen hat man Patentgabbromasse genannt. Bei Lowell in Massachussets finden sich so ausgedehnte Lager von S., daß man Röhren zu Wasserleitungen daraus fertigt. Es soll auch vorgekommen sein, daß man gemahlenen S. zur Verfälschung von Mehl verwendet hat. - Zoll: S. auch gemahlen, zollfrei. Waren aus S. (Patentgabbromasse) gem. Tarif im Anh. Nr. 33 d 1 u. 2.

Spergel (Spörgel, Spark, Sperk, Ackerspark, Spergula L., Familie der Nelkengewächse, Unterfamilie Alsinaceen, engl. Piney, Piny, frz. spargoute), und zwar Ackerspergel, Sand-, Feldspergel, Spurgeist, Spurgel, Spurre, großer, weißer, wilder, deutscher Spark, Sperrig, Läuse- und Mariengras, Nettekamm, langer Kerbel, weißer Knöterich, Watergeil) S. arvensis L., S. geniculata - Field P. und Cow's Quakes, sp. des champs - einjährig, 15-30 cm hoch, mit quirlförmig gebüschelten Blättern, weißer Blumenkrone, kugelig linsenförmigen, fein punktierten Samen, Gründüngungspflanze für sandigen Boden, angebaut in den Varietäten S. sativa mit samtschwarzen, kahlen, fein punktierten Samen, S. vulgaris, mit weißlichen, zuletzt braunen Warzen auf dem Samen und S. maxima, Riesenspörgel, Flachsspergel, höher und mit größern Samen.

Die Saat geschieht im Frühjahr und im Herbst, mit 18-50 kg Saatgut (auch nur 6-12 kg) zu 960000 Körner pro kg. 1 hl wiegt 130 kg. Man erntet 60-100 m. Ztr. Grünfutter, welches an Güte dem besten Wiesengras gleich steht; von Saatspergel erzielt man 5-8 m. Ztr. Körner und 12-15 Ztr. Stroh, welches ebenfalls verfüttert wird. Deutschland baut S. auf etwa 41000 ha, zu Samen auf 2000 ha und erntet zusammen über 19000 Ztr. Samen und 1510000 Ztr. Heu. Bester Spergelsame kostet 40-50 Mk. pro kg. - Einschließlich des Samens zollfrei.

Spezies, Bestandteile, heißen in den Apotheken Mischungen aus zerkleinerten Pflanzenteilen, die entweder zu Abkochungen als Thee, oder in Substanz trocken, oder naß zu Umschlägen dienen. Solche sind: Sp. lignorum, Holzthee; Sp. pectorales, Brusttee; Sp. ad cataplasma, ad fomentum, Stoffe zu Umschlägen, zu Bähungen; Sp. emollientes, erweichende, resolventes, zerteilende, aromaticae, würzhafte Kräuter; Sp. laxantes, abführender Thee etc. - Zollfrei.

Spinell. Ein in verschiednen Varietäten vorkommendes Mineral, tesseral kristallisierend, in reinster Form nur aus Thonerde und Magnesia bestehend, dann farblos und durchsichtig, häufiger gefärbt durch Eisen und Chromoxyd. Die roten (karmin, ponceau, rosa), besonders schön gefärbten und durchsichtigen, sind meist geschätzte Edelsteine; sie ähneln den Rubinen und gehen oft als solche, sind aber in den Bestandteilen