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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Taracanapulver; Tarlatan; Tausendgüldenkraut; Teakholz; Teer

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Taracanapulver - Teer

kern liegt. Die Fruchtschale ist holzig, dünn und zerbrechlich; die Samenfächer enthalten außer den Kernen ein schwarzbraunes, angenehm sauer und etwas herb schmeckendes Mus, welches den nutzbaren Stoff bildet. Die gangbare und in den Apotheken Deutschlands allein zulässige Ware kommt aus Ostindien in Fässern von einigen Zentnern Inhalt; sie besteht aus dem Marke in Vermischung mit Samen, während die Hülsen größtenteils entfernt sind. Gute Ware soll schwarz, nicht fuchsig aussehen, nicht mit zu viel Samenkernen überladen sein und angenehm sauer schmecken.

Das Tamarindenmus dient als ein kühlendes, gelind abführendes Mittel und wird in den Apotheken für den Gebrauch erst gereinigt, indem man es mit heißem Wasser anrührt, durch ein feines Sieb reibt und in der Wärme wieder eindickt. Der saure Geschmack der Drogue rührt hauptsächlich von ihrem Gehalt an Weinstein her. Die Preise gehen gewöhnlich zwischen 6 und 9 Mk. der Ztr. Ware andrer Herkunft hat bei uns kaum Bedeutung.

Es gibt nämlich noch levantische oder ägyptische T., in festen Kuchen bis zu ½ kg Gewicht und von sehr unreiner Masse, und westindische in Fässern eingelegte. Diese letztere Sorte, welche in Frankreich und England offizinelle Verwendung hat, bildet eine hellbraune, süß und zusammenziehend schmeckende Masse. Man schichtet nämlich in Westindien die reifen und von den Hülsen befreiten Früchte in Fässer und füllt diese schließlich mit kochendem Sirup auf; die Masse ist daher auch viel weicher als die ostindische Ware Die T. haben auch eine technische Verwendung, nämlich als Ingrediens zu Tabakssaucen. Hierzu benutzt man zum Teil die ägyptische und die süße westindische Ware. T., sowie das Mus daraus, zollfrei. Tabakssaucen aus T. gem. Tarif im Anh. Nr. 25 u.

Taracanapulver (Pulvis taracanae). Unter diesem Namen kommt seit einigen Jahren ein Arzneimittel im Droguenhandel vor, welches aus den getödteten und gepulverten, namentlich in Rußland sehr verbreiteten Küchenschaben besteht. Diese schwarzen, auch als Russen, Schwaben oder Schaben bekannten käferähnlichen Tiere gehören zu den Geradflüglern (Orthopteren) und ihr wissenschaftlicher Name ist Blatta orientalis oder auch Periplaneta orientalis. Dieses Pulver soll sich als ausgezeichnetes Mittel gegen Wassersucht bewährt haben und wird deshalb auch Antihydropin genannt; diesen Namen hat man jedoch auch dem neuerdings daraus dargestelltem wirksamem Stoff gegeben. - Zollfrei.

Tarlatan, der leichteste baumwollene Kleiderstoff, welcher gazeartig erscheint, aber Leinwandbindung besitzt. Er ist einfarbig oder weiß, liegt einfach oder doppelt breit und dient meist zu Ballkleidern, doch auch als Material zu Ausputz. Die grünen Zeuge der Art sind zuweilen mit Arsenfarben gefärbt, welche, als staubige Körper, nur lose aufsitzen, daher leicht ablassen und gesundheitsschädlich für Trägerin und Schneiderin werden können. Die Stoffe sind sehr wohlfeil, vertragen aber nicht das Waschen. - Zoll: gem. Tarif Nr. 2 d 5.

Tausendgüldenkraut (Erythraea Centaurium) eine offizinelle ein-, auch zweijährige Pflanze aus der natürlichen Familie der Gentianeen, die fast durch ganz Europa auf Wiesen und Triften, an Rainen und im Gebüsch wild wächst. Sie wird 1½-4½ dcm hoch, hat einen vierkantigen, nach oben verästelten Stengel, gegenüberstehende länglichovale Blätter und sehr kleine, trichterförmige, dünnröhrige, fünfspaltige, rosenrote, seltener weiße Blüten, die eine flache Trugdolde bilden.

Das Kraut wird blühend ohne die stärkern Stengelteile gesammelt und bildet getrocknet die herba centaurii minoris der Apotheken und Droguenhandlungen. Das Kraut ist geruchlos, schmeckt aber intensiv und rein bitter. Es wird in Form von Abkochungen und Extrakten zu bittern Magenmitteln wie Enzianwurzel gebraucht; auch soll der bittere Stoff in beiden derselbe oder nur wenig verschieden sein. Außerdem verwendet man das Kraut zum Bittermachen von Likören. - Einschließlich der nicht alkoholhaltigen Extrakte zollfrei. Alkoholhaltiger Extrakt daraus gem. Tarif Nr. 5 a.

Teakholz (spr. Tiek). Der Teakbaum (Tectona grandis) ist Bewohner der hoch und trocken liegenden Wälder Ostindiens und einer der höchsten Waldbäume, hochgeschätzt wegen seines leichten, aber sehr festen und elastischen Holzes, welches das vortrefflichste Material zum Schiffsbau abgibt und zu englischen und holländischen Schiffen häufig verwendet wird. Da es sich ausgezeichnet im Wasser hält und von Würmern nicht angegangen wird, benutzt man es überdies zu Wasserbauten jeder Art. Der Baum wächst schnell und gerade und erreicht in 100 Jahren seine volle Stärke.

Das Holz ist hellbraun, ölig, porös und gut zu bearbeiten. An Dauer soll es das Eichenholz ums Dreifache übertreffen und man hat Beispiele, daß daraus gebaute Schiffe; sich ein Jahrhundert hindurch gebrauchfähig erhalten haben. Auf Malabar, in Pegu, Tenasserim und Assam, auf Java und Ceylon ist der geschätzte Baum noch am meisten erhalten, in den zugänglichern Gegenden indes schon ziemlich gelichtet. Java lieferte noch bis vor kurzem jährlich 50-60000 Stämme. Übrigens haben die Engländer neuerdings in Australien gewisse Bäume gefunden, welche dem Teakbaum an Brauchbarkeit völlig gleichkommen sollen. - Zoll: gem. Tarif Nr. 13 c.

Teer (frz. goudron; engl. tar). Diesen Namen führen alle diejenigen Produkte der trocknen Destillation organischer Körper, welche eine ölige, mehr oder weniger dickflüssige, zähe Beschaffenheit und eine braune bis schwarze Farbe haben; sie besitzen gewöhnlich auch einen unangenehmen Geruch und mischen sich nicht mit Wasser. Häufig ist die Gewinnung des Teers Nebensache; er bildet so das Nebenprodukt bei der Fabrikation von Leuchtgas, Holzesssig ^[richtig: Holzessig] etc.; zuweilen jedoch wird die Teerdestillation nur zum Behufe der Teergewinnung ausgeführt und der T. ist dann, wie z. B. beim Schwelen der Braunkohlen, das Hauptprodukt. Der T. sammelt sich in den Kühl- und Verdichtungsapparaten an, in welche man die Dämpfe und Gase leitet, die aus den Öfen oder Retorten entweichen, in denen