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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Titansäure; Toilinet; Toluidin; Toluol; Tombak; Tonkabohnen

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Tinte - Tonkabohnen

töne erhalten. Man verwendet Eisenoxydulsalzlösungen, namentlich Eisenvitriol und holzessigsaures Eisen, welche anfangs eine blasse Schrift liefern, aber an der Luft nachdunkeln (oxydieren), was für die Dauer der Schrift dienlicher ist, als die schwarze, schon oxydierte T. Schwarze T. bereitet man durch Abkochen von zehn bis zwölf Gewichtsteilen gestoßener Galläpfel mit Zusatz von 5 Tln. Eisenvitriol und 7 Tln. Gummiarabikum in 250 Gewichtsteilen Regenwasser. Um das Schimmeln zu verhindern, was bei gut gekochter T. nicht eintritt, setzt man Kreosot oder Karbolsäure bis zum schwachen Geruch hinzu. Die Kochung muß zwei bis drei Stunden dauern; der Kreosot wird erst nachträglich zugesetzt. Je nach Güte der Substanzen werden die Verhältnisse verändert. Bei Alizarintinte ist der Eisenvitriol durch das schnell oxydierende oxalsaure oder essigsaure Eisen ersetzt und Indigolösung mit etwas Karbolsäure zugesetzt, wodurch der grünlichblaue Farbenton entsteht. Blauholztinte erhält man aus fünf Gewichtsteilen geraspeltem Blauholz oder ½ Tle. Blauholzextrakt, 2 Tln. Eisenvitriol (schwarz) oder ½ Tle. Eisenalaun oder 1 Tle. Alaun (violett), 2 Tln. Gummi, 50 Tln. Wasser, nebst Kreosot, 2 Stunden gekocht. Gallus- und Neuholztinten können dann beliebig gemischt werden. Die neuern T. aus Anilinfarbstoffen haben die Karmin-, Indigo-, Safflor-, Kurkuma- und dergl. T. verdrängt, sodaß wir sie ganz übergehen können. Für die Anilintinten sind Vorschriften nicht zu geben, denn man löst wasserlösliche Anilinfarben violet, blau, rot, grün etc. auf, setzt ein wenig Salzsäure (zum Echtmachen) und Gummilösung hinzu, womit die T. fertig ist. Man mischt auch Gallustinte mit Anilintinten. Eine unzerstörbare T. ist die mit Zusatz von weniger Indigo- und blausaurer Kalilösung, welche, ihres Widerstandes wegen, keine Fälschungen auf chemischem Wege zulassen. Kopiertinten, wie Hektographentinte, sind eingedicktere, mit Glycerin bis 25% und mit Gummi oder Dextrin etwas mehr als gewöhnlich versetzte, gewöhnliche T., Lithographietinte, besteht aus Kienruß, Wachs etc. und kann als T. nicht betrachtet werden. Sympathetische T. ist solche, welche erst unter Mitwirkung von Wärme oder chemischen Agenzien sichtbar wird, so z. B. Kupferlösung, Goldchlorid (gelb), Kobaltlösung (blau), Nickellösung (grün), Rhodankalium (Purpur), blausaure Kalilösung, zum Lesen mit Eisenvitriollösung übergossen etc. In neurer Zeit werden auch Tintenpulver in den Handel gebracht, die auf Reisen recht nützlich sind. Es sind bis zur Trockne eingedampfte und dann fein gepulverte T., welche in gewöhnlichem Wasser aufgelöst werden. Hierzu gehören auch die Jacobsen'schen Tintenstifte, welche auf angefeuchtetem Papiere wie T. schreiben lassen. T. zum Zeichnen der Wäsche bestehen fast immer aus zubereitetem salpetersaurem Silber (Höllenstein) im Gemisch mit Stärkekleister, Gummi oder Dextrin. Die zu zeichnende Wäsche muß vorher angefeuchtet werden. Andre Wäschezeichnungen sind meist unecht. - Zoll: Schreib- und Zeichentinte aller Art, auch Tintenpulver s. Tarif im Anh. Nr. 5 e. In Holz, Papier oder Rohr gefaßte, oder auch ungefaßte Tintenstifte gem. Tarif Nr. 5 a.

Titansäure (Titanbioxyd, acidum titanicum), eine in der Natur zwar sehr verbreitete, aber immer nur in geringer Menge vorkommende anorganische Säure; sie besteht aus Sauerstoff und einem eigentümlichen, metallähnlichen Elemente, Titan (Menakan) genannt. Die Mineralien, die dieses Titan enthalten, sind hauptsächlich: Rutil, Anatas und Brookit, alle drei verschiedne Varietäten freier T. mit geringen Beimengungen andrer Stoffe, ferner der Titanit (Sphen), Greenovit, Ilmenit (Titaneisenerz), Yttrotitanit, Polykras, Perowskit und einige andre sehr seltene. Die T. ist ein weißes, geruch- und geschmackloses, in Wasser unlösliches Pulver, welches beim Erhitzen vorübergehend gelb wird. Man verwendet die T. in der Porzellanmalerei zur Herstellung einer gelben Farbe, das Titaneisen (titansaures Eisenoxydul) zur Bereitung von Titanstahl. Rutil kann man das kg mit 6-8 Mk. kaufen; künstlich ausgeschiedne T., noch braun, zu 30 Mk. pro kg, weiße chemisch reine 100 g für 10 Mk. - T., Titanmetall, Titaneisen zollfrei.

Toilinet heißen feine wollene Westenzeuge, ganz aus Kammgarn oder mit baumwollener Kette, gewöhnlich mit schmalen farbigen Streifen auf dunklem Grund oder mit kleinen einlancierten oder ausgeschweiften Mustern. - Zoll: Tarif 41 d 5 β, oder, wenn bedruckt, Nr. 41 d 6 β.

Toluidin, eine dem Anilin (s. d.) sehr nahe stehende organische Base, wird wie dieses in der Farbenindustrie verwendet und aus dem Toluol bereitet, wie das Anilin aus dem Benzol. Das T. kristallisiert in farblosen, glänzenden Kristallblättern von eigentümlichem Geruch; die Verbindungen mit Säuren sind geruchlos. - Zollfrei.

Toluol (Methylbenzol, Toluolum); ein dem Benzol (s. d.) nahestehender Kohlenwasserstoff des Steinkohlenteers; farblose, durchsichtige Flüssigkeit, dem Benzol ähnlich riechend, brennbar, von 0,86 spezif. Gewicht, siedet bei 110° C. und wird bei -20° noch nicht fest; in Wasser ist es unlöslich. Man gewinnt es neben Benzol durch fraktionierte Destillation des Steinkohlenteeröles und verwendet es in der Farbenindustrie und zur Herstellung von künstlichem Bittermandelöl. - Zollfrei.

Tombak ist eine Legierung von Kupfer und Zink, welche sich vom Messing durch einen kleinen Zinkgehalt und demnach auch durch die Färbung unterscheidet, welche gold- oder rotgelb bis rotbraun ist, denn die Farbe fällt natürlich um so mehr ins Rote, je mehr das Kupfer in der Legierung vorherrscht. Alle Legierungen, in welchen auf 1 Tl. Zink 6-12 Tle. Kupfer kommen, fallen unter den Begriff von T. In gewissen technischen Zweigen gilt dafür die Benennung Rotguß oder Rotmessing. (Vergl. Messing.) - Zoll: s. Britanniametall.

Tonkabohnen (Fabae de Tonka), ein aromatisches Produkt des heißen Südamerika, bestehen aus den Samen von Dipteryx odorata, einem 18-20 m hohen Waldbaum, der zu den Hülsenfrüchtlern gehört und dessen holzige Schoten nur einen einzelnen Samen enthalten.