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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Weidenrinde; Weihrauch; Wein

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Weidenrinde - Wein

Einfuhr

kg Ztr. Mk.

Ungeschälte Korb-W. 33527 = 503000

Geschälte do. 6089 = 110000

Korbflechtwaren 3700 = 1005000

: 43316 = 1618000

Ausfuhr

kg Ztr. Mk.

Ungeschälte Korb-W. 14466 = 217000

Geschälte do. 12147 = 219000

Korbflechtwaren 16422 = 4138000

: 43052 = 4574000

- Zoll: W., Flechtweiden, auch gespaltene, ungeschälte Nr. 13 c 2, geschälte Nr. 13 d des Tarifs im Anh.

Weidenrinde (cortex salicis). Die Rinde verschiedner Arten von Weiden bildet einen Artikel des Droguenhandels und wird teils ganz, teils im fein zerschnittenen Zustande verkauft. Charakteristische Bestandteile der W. sind Gerbsäure und Salicin (s. d.). Diejenigen Rinden, die reich an letzterem sind, zeigen auf der Innenfläche eine goldgelbe bis bräunlichrote Farbe, welche durch Befeuchten mit konzentrierter Schwefelsäure in Blutrot übergeht. Es sind dies namentlich die Rinden von Salix helix, S. purpurea und S. rubra; diese werden auch zur Bereitung des Salicins verwendet. Die an Salicin armen W. haben eine gelblichweiße Innenfläche und werden durch Befeuchten mit konzentrierter Schwefelsäure auf der Innenfläche oder auf dem Querschnitte gar nicht oder nur in kaum merklichem Grade rot gefärbt; es sind dies die Rinden von Salix alba, S. fragilis und S. pentandra. Diese letztern Rinden besitzen dagegen einen höhern Gerbsäuregehalt. Man erhält die W. in Form bandartiger Streifen, die zu Bündeln zusammengebunden sind. - Zoll gem. Tarif im Anh. Nr. 13 b. (Bemerkt wird, daß Rinden zum Medizinalgebrauch, welche das amtliche Warenverzeichnis nicht ausdrücklich ausnimmt, zollfrei sind.)

Weihrauch (Olibanum), ein aromatisches Gummiharz, die freiwillige Ausschwitzung einer oder mehrerer Arten von Boswellia, Bäumen oder baumartigen Sträuchern aus der Familie der Burseraceen, also verwandt mit der Mutterpflanze der Myrrhen. Die Ware kommt von der südlich von Abyssinien liegenden ostafrikanischen Küstenstrecke, der Somaliküste, über das Rote Meer und Ägypten oder aus Ostindien über Bombay und unterscheidet man hiernach afrikanische und ostindische Ware. Ostindien selbst produziert jedoch keinen W. Man hat, wie in allen solchen Fällen, eine Primasorte oder Selekta in einzelnen Körnern oder Thränen, und eine geringere, dunklere, mehr verklebte und mit fremden Körpern verunreinigte. Die Körner sind durchscheinend, weiß bestäubt, gelblich, rötlich oder bräunlich gefärbt, leicht zerdrückbar, beim Kauen und Verreiben mit Wasser sich so zerkleinernd, daß eine milchige Flüssigkeit entsteht. Beim Erhitzen bläht sich der W. auf und stößt weiße, scharf balsamische Dämpfe aus; entzündet verbrennt er mit leuchtender rußender Flamme. Der W. dient zusätzlich als Räuchermittel, namentlich für katholische Kirchen, und als Bestandteil von Räucherkerzchen, in den Apotheken unter Pflaster und Salben, sowie in weingeistiger Lösung zu Einreibungen. Der Ladenpreis der feinen Sorte ist 4½ Mk. pro kg, der geringern die Hälfte. - Zoll: W. ist zollfrei. Die weingeistige Lösung davon gem. Tarif Nr. 5 a; die aus W. bereiteten Räuchermittel Nr. 31 e.

Wein. Diesen Namen gebraucht man nicht allein für die allbekannte Pflanze als Abkürzung für Weinstock, sondern auch für deren Früchte, die Weintrauben, und endlich für das aus diesen bereitete Getränk; der Begriff hat sich ferner erweitert, indem auch ähnliche Getränke mit W. bezeichnet werden, wie z. B. Obstwein, Palmenwein etc. - Der Weinstock (Weinrebe, lat. Vitis vinifera, frz. cep oder vigne, engl. vine) wurde schon in uralten Zeiten so wie heute gepflanzt und benutzt. So lange schon ist das edle Gewächs in der Pflege des Menschen, daß man sogar über seine eigentliche Heimat nichts Sicheres weiß. Gewöhnlich verlegt man sie an den Kaukasus, in die Wälder von Imeretien und Mingrelien, wo die Rebe, selbst von den Dimensionen eines Baumes, in die Gipfel der höchsten Bäume emporsteigt und eßbare Früchte trägt. Es haben sich aber in dieser Hinsicht die Ansichten sehr geändert und es scheint ziemlich sicher gestellt, daß die in den verschiednen Ländern kultivierten Rebsorten alle nicht weit her sind, sondern von einheimischen wilden Reben abstammen, die noch in sehr vielen Fällen in feuchten Flußthälern vorhanden sind, am Rhein, der Donau, Theiß, an italienischen, französischen und spanischen Flüssen etc. Am Oberrhein hat Bronner in einer besondern Schrift nicht weniger als 36 botanisch verschiedne Arten wilder Reben nachgewiesen. Von einer derselben stammt unzweifelhaft die beste rheinische Sorte, der Riesling. Manche Sorten lassen sich selbst in mäßige Entfernungen nicht verpflanzen; die Gutedel- und Muskatellersorten haben sich aber bei uns zurecht gefunden; sie stammen aus Spanien und Südfrankreich. Einiges andre scheint aus Italien eingewandert zu sein. Auch was in Amerika durch deutsche Winzer gezogen wird, ist keine deutsche Rebe, welche nicht gediehen ist, sondern ist veredelt aus dortigen wilden Reben, die als eine besondere Spezies (Vitis Labrusca) angesehen werden. Andrerseits ist doch die Verpflanzung portugiesischer Reben nach den Kanarischen und Azorischen Inseln sowie nach dem Kaplande gelungen. - Der Weinstock wächst nur in den gemäßigten Zonen, nicht unter den Tropen, bedarf jedoch eine gewisse Wärmemenge, namentlich zur Reifezeit, die selbst das sonst milde englische Klima nicht mehr aufbringt, daher dort der Weinstock nur eine Glashauspflanze ist. Der Weinstock wird in Europa in circa 1500 Spielarten kultiviert, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann; nach der Farbe der Beeren unterscheidet man blaue, rote und weiße, richtiger grüne Sorten. Fast überall wird der Weinstock in Weinbergen und Gärten durch Schnitt niedrig gehalten, teils der