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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Weißwaren; Weizen

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Weißwaren - Weizen

zufügt, bis kein Aufbrausen mehr stattfindet und die Flüssigkeit ganz neutral ist. Beim Verdampfen der letzteren erhält man große, farblose wasserhelle Kristalle von mildem salzigem Geschmack, leicht löslich in Wasser. Dieses Doppelsalz wird nur medizinisch verwendet. - Zollfrei.

Weißwaren. Darunter versteht man einerseits alle weißbaumwollenen Gewebe, wie Musselin, Gaze, Shirting etc., mit Einschluß der gemusterten und auf Jacquardstühlen erzeugten, wie Gardinenstoffe, und der broschierten Stoffe. Ferner gehören hierher die, die größte Mannigfaltigkeit zeigenden, Weißnähereien und Stickereien, welche z. B. im sächsischen Voigtlande in großen Massen hergestellt werden. Durch Erfindung der Stickmaschine durch den Elsässer Josua Heilmann im Jahre 1829 ist die Handstickerei sehr beschränkt worden. Mit der Hand werden jetzt nur noch kompliziertere Muster, welche zur Hervorbringung gehörigen Effekts schwieriger Sticharten bedürfen, hergestellt. Auf der Stickmaschine lassen sich z. B. nur drei Sticharten, der Plattstich, der Festonstich und der Tambourierstich ausführen.

In der Maschine ist das Zeug in Bahnen von 3,4-5,1 m Länge in beweglichen Rahmen ausgespannt, häufig in mehreren (bis vier) Bahnen übereinander. Dieser Zeugrahmen wird von einem Arbeiter, dem Muster und der Stichfolge entsprechend, bewegt, wozu ein in großem Maßstabe ausgeführtes Muster und ein besondrer Apparat (Pantograph) vorhanden sind. Auf jeder Seite jeder Zeugbahn befindet sich ein in horizontaler Richtung und senkrecht zum Zeug beweglicher Wagen, welcher eine Reihe von Zangen trägt. Diese dienen dazu, die Doppelnadeln (nach beiden Seiten zugespitzte Nadeln, welche das Öhr in der Mitte haben und den Stickfaden führen) zu halten und zu bewegen. Der Arbeitsgang ist folgender: Nachdem der Arbeiter mit der linken Hand den Pantographen und damit das Zeug eingestellt hat, führt er durch Drehung einer Kurbel den rechtsseitigen, die Nadeln tragenden Wagen heran. Die Nadeln durchstechen das Zeug, werden von den Zangen des linksseitigen Wagens gefaßt und bei der Ausfahrt desselben mitgenommen, wodurch der Stich straff angelegt wird. Dasselbe Spiel wiederholt sich nun zwischen beiden Wagen so oft, bis das ganze Muster ausgebildet ist. Da gleichzeitig so viel Nadeln arbeiten, als Wiederholungen des Musters auf der ausgespannten Zeuglänge möglich sind, so wird auch mit einemmale eine Länge gleich der Maschinenlänge fertig. Hilfsapparate ermöglichen das Festonnieren, d. i. Um- oder Annähen der Begrenzungen bogenförmiger Rand Verzierungen, und das Bohren, d. i. das Einstechen von Löchern in durchbrochene Ware (Besätze, Kragen etc.) auf der Maschine. -

In Deutschland ist die Maschinenstickerei am meisten zu Hause im sächsischen Erzgebirge und Voigtlande (Plauen, Auerbach und Eibenstock). Vorzügliche Maschinen werden in Kappel bei Chemnitz gebaut. Die Schweiz treibt große Stickerei in den Kantonen St. Gallen, Appenzell und Thurgau. Daneben sind noch zu nennen Frankreich, England, Österreich. - Daß auf denselben Maschinen auch andre als weiße Stoffe gestickt werden können, und daß man auch farbige Stickfäden verwendet, bedarf wohl kaum der Erwähnung. - Zoll: s. Baumwollengewebe, ^[richtig: Baumwollgewebe.] insbesondre Gaze und Musselin. Baumwollene Gardinenstoffe, rohe, Tarif Nr. 2 d 5, andre Nr. 2 d 4. Vgl. auch Stickereien. Weißnähereien, sofern sie in Leibwäsche aus baumwollenen oder leinenen Geweben besteht, Nr. 18 e. Andre als Leibwäsche, aus gewebten Zeugen, und zwar ohne Ausputz von Spitzen, Bordüren, Stickereien etc., wie die Zeugstoffe, nämlich gem. Nr. 2 d 1 bis 3 und Nr. 22 e, f oder g. Mit solchem Ausputz Nr. 18 c.

Weizen (Triticum L., Familie der Gräser, artenreiche Getreideart, Hauptbrotfrucht der westeuropäischen Länder, Winter- und Sommerfrucht; Anbau in Europa, Asien, Amerika, Australien und Afrika; engl. Wheat, frz. froment, holl. weit, tarwe, tarw, ital. formento und grano). Hauptarten:

a) Gemeiner W. (Kolben- und Grannenweizen), Tr. vulgare Vill., Common-W. (f. ordinaire). b) Englischer W., T. turgidum L. Duck-, bill-wheat, English W., poulard, beide Arten die am weitesten verbreiteten und in den meisten Varietäten angebaut.

c) Bartweizen, Glas-, Gersten-W. etc., T. durum Desf., Algerian-W., Hard-W., f. dur, nur wenig verbreitet, mit glasigen, harten Körnern. d) Polnischer W. (Gommer, astrachanisches, sibirisches, wallachisches Korn, ägyptischer, langkörniger, lothringer, sibirischer W., T. polonicum L., Astracan W., polnish W., f. de Pologne, in Deutschland selten, fast nur zu Suppen verwendet, hat Körner in Länge des Roggens, in Osteuropa verbreiteter. e) Spelz, Dinkel (Dünkel, Dinkelkorn, Korallenweizen, Quälkorn, Krullweizen, Zweikorn), T. Spelta, Spelt, Spelt wheat, grande épeautre, holl. spelt, ital. spelta, zea, farro; Anbau auf nicht vollkommenem Weizenboden, besonders im Südwesten Deutschlands; fast nur lokal verwendet, wird in den Spelzen geerntet und muß zum Gebrauch entschält werden. Ebenso f) Emmer, Ammer, Amelkorn etc., Tr. amylaceum; Amel corn, amidonnier, holl. spelt, ital. spelta. g) Einkorn, Dinkel, Dinkelkorn, deutscher Reis, Peterskorn, Schwalm-Gerste und -W., Tr. monococcum; One grained W., frz. en grain, holl. wild spelt. Nur in Gebirgsgegenden. -

Anbau. Der W. bildet die Hauptgetreideart für die thonigen Felder, von der Lehmgruppe an bis zu den schwersten Thonböden, verlangt Bündigkeit und Feuchtigkeit, versagt auf leicht sandigem Boden und friert in den edleren Sorten in harten Wintern leicht aus. Auf Bodenarten, welche zum besseren Weizenbau sich nicht mehr gut eignen, kommen die Spelzarten vor, jedoch nur in beschränktem Anbau. Man baut den W. jetzt fast nur noch nach gut gedüngten Vorfrüchten, als Sommer-, hauptsächlich aber als Winterfrucht, überall da, wo für erstere 140, für letzteren 300 Tage Vegetationszeit gegeben sind und die Winterkälte nicht über 22° geht, die mittlere Wintertemperatur 3,75° und die Sommerwärme 14° C. ist; im großen bis zum 60°, vereinzelt noch bis zum 64° n. Br., in Amerika, wohin ihn Kolumbus brachte, in Europa und in Asien; südlich geht er in Nordafrika