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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Wollstaub; Wundklee; Wurmsamen; Wurmsamenöl; Xanthiumblätter; Xanthogensaures Kali

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Wollstaub - Xanthogensaures Kali

nen (ohne Säure zuzusetzen) zur Trockne und verarbeitet diesen Rückstand in Gasretorten zu Leuchtgas. Die in den Retorten zurückbleibende Kohle wird mit Wasser ausgelaugt und aus dieser Lauge durch Verdampfen und Kalcinieren eine sehr reine Pottasche gewonnen. Man erhält circa 30-33% von dieser Kohle an Pottasche. Das reine Wollfett, d. h. die (ohne Beimengung der von der Seife und dem Öl herrührenden Fettsäuren) nur aus dem Schweiße der Schafe stammende fettige Masse besteht aus Stearinsäure und Ölsäure, mit Kali verbunden, aus Cholesterin und Isocholesterin, sowie aus einer großen Anzahl noch andrer, aber nur in kleinerer Menge vorkommender Stoffe. - Zoll s. Degras.

Wollstaub, der, dient zum Veloutieren von Tapeten (s. d.). Das Fabrikgeschäft von Schütz und Juel in Würzen (Sachsen), dessen Ware ausgezeichnet ist durch reines Sortiment wie Reinheit und Brillanz der Farben, verarbeitete schon 1868 bis 3300 Ztr. - Zollfrei.

Wundklee, gemeiner (Tannen-, Katzenklee, Berufs-, Brust-, Katzenkraut, Wollblume, Ive), Anthyllis vulneraria L., Familie der Schmetterlingsblütler, Futterpflanze; engl. Common Woundwort, Kidney-, Vetch-, Ladys Finger; fr. Cancalide vulnéraire, trèfle jeune des sables. Der W. ist eine Futterpflanze, welche wild auf Kalk- und Mergelboden vorkommt und neuerdings vielfach zur Kultur empfohlen wird. Man erntet davon bis 25 Ztr. Heu pro ha und baut ihn da, wo Rotklee nicht mehr sicher gedeiht; er ist unempfindlich gegen Kälte und Frost, verlangt aber gute Bodenvorbereitung. Der W. ist ausdauernd, wird bis 60 cm hoch, hat liegende und aufsteigende Stengel, treibt langgestielte, länglich eiförmige Blätter unten, gefiederte unpaarige Stengelblätter und hellgelbe Blüten in Köpfen, im Mai bis August. Es ist auch ein gutes Weidefutter, zumal er meist nur einen Schnitt gibt. Der Same ist länglich oval, glänzend gelbrot, bis braunrot mit grünlicher Feder, vertieftem schwarzbraunumrändertem Nabel, ein Gegenstand steigender Nachfrage. Man braucht pro ha 15 bis 18 kg; 100 Pfd. kosten 70-75 Mk. bei den Samenhändlern. - Zollfrei.

Wurmsamen (Zittwersamen, semen cinae, richtiger flores cinae, flores santonici). Dieses bekannte, in der Häuslichkeit oft verwendete Wurmmittel besteht nicht aus Samen, sondern aus den geschlossenen Blütenköpfchen einer Art Artemisia (Beifuß), über welche nichts Näheres bekannt ist. Es wird nur eine Art im deutschen Handel geführt, der sog. levantische oder persische W., der aber sämtlich aus dem innern Rußland über Petersburg kommt und dem Vernehmen nach von wandernden Kirgisen auf ihren Steppen gesammelt und über Orenburg und Nishnij Nowgorod und Petersburg zu uns gebracht wird. Nach den Mengen, die alljährlich herausgebracht werden und nach den weiten Handelswegen, die die Drogue geht, muß dieselbe zu den Großartikeln gezählt werden. Die Ware geht von hier nach Frankreich, England, Nordamerika und besonders reichlich nach Italien und den übrigen Mittelmeerländern; der beste Kunde aber ist Japan. Die Blüten haben einen starken unangenehm aromatischen Geruch und einen ebensolchen, dabei bitterlichen Geschmack. Sie bestehen aus sehr kleinen, an beiden Enden verschmälerten, schwach glänzenden Blütenkörbchen von gelblichgrüner, später mehr bräunlich werdender Farbe. Die ziegeldachartig angeordneten Blättchen des Hüllkelches sind am Rücken gekielt und tragen dort mit der Lupe erkennbare Harzdrüsen. Die Ware enthält ein ätherisches Öl, ein grünes Weichharz und eine eigentümliche kristallisierbare Substanz, das Santonin (s. d.), welches die Eigenschaft einer schwachen Säure hat. Die Versendung des W. geschieht meist in Ballen von 40-80 kg oder in Filzsäcken bis zu 150 kg. Der W. wird jetzt von Ärzten fast gar nicht mehr verordnet, sondern nur das daraus dargestellte Santonin. Das Wurmkonfekt der Konditoren besteht aus überzuckerten Blütenköpfchen. - Zoll: W. ist zollfrei. W. konfekt gem. Nr. 25 p 1 des Tarifs im Anh.

Wurmsamenöl (Zittwersamenöl, oleum cinae aethereum), das im Wurmsamen enthaltene ätherische Öl; es kann bei der Bereitung des Santonins als Nebenprodukt erhalten werden, indem man es zunächst mit Wasserdampf abdestilliert; es findet aber nur wenig Verwendung. Dieses Öl ist ziemlich dünnflüssig, blaßgelb, wird aber an der Luft bald dunkler und dicker, es hat einen starken unangenehmen Geruch und brennenden Geschmack; für kleinere Tiere ist es tödliches Gift; Kaninchen sterben z. B. schon nach 2 g dieses Öles. Man kann das kg mit 9 Mk. kaufen. - Zoll gem. Tarif Nr. 5 a.

X.

Xanthiumblätter (folia oder herba Xanthii); die getrockneten Blätter von Xanthium spinosum (L.), einer zu den Kompositen gehörigen Pflanze des südlichen Frankreich. Dieselbe wird 60 bis 90 cm hoch, besitzt abwechselnde, gestielte, kahle, oben lebhaft grüne, unten graue Blätter und enthält ein nach Kamillen riechendes, sehr unangenehm schmeckendes ätherisches Öl. Die X. sind seit einigen Jahren Artikel des Droguenhandels und werden als Mittel gegen die Hundswut empfohlen; man verordnet sie im gepulvertem Zustande. - Zollfrei. Ätherisches Öl siehe Tarif im Anh. Nr. 5 a.

Xanthogensaures Kali (Xanthonsaures Kali, Kaliumxanthogenat, äthylsulfokohlensaures Kalium, äthylsulfokarbonsaures Kalium, Kalixanthogenicum). Dieses Salz wurde eine Zeit lang von den chemischen Fabriken verlangt und als Mittel gegen die Reblaus und die Erdflöhe verwendet;