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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Zwiebel

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Zündhölzer - Zwiebel

Wenigem auskommen läßt, so wird doch häufig viel mehr genommen, weil das Publikum die Hölzer für um so besser hält, je leichter sie sich entflammen. Salonhölzer heißen solche, die statt in Schwefel getaucht zu sein, mit Stearin getränkt und deren Köpfe mit einem dünnen) Lack versehen sind, welcher den Phosphorgeruch zurückhält. Der gänzlich ungiftige rote oder amorphe Phosphor hatte in der ersten Zeit im Zündwarenfach nicht die allgemeine Geltung erlangt, wie anfangs erhofft wurde, denn um ihn durch Reibung zu entzünden, muß man ihn mit chlorsaurem Kali vergesellschaften und erhält dann wieder krachende Hölzer. Diesem Übelstande begegnete man dadurch, daß man den amorphen Phosphor nicht an dem Kopfe der Hölzchen selbst, sondern auf einer Reibfläche der Schachtel anbrachte; man nannte diese Z. Antiphosphorhölzchen oder Antiphosphorfeuerzeuge, bei denen die Hölzer nur zünden, wenn sie auf der Schachtelfläche selbst gerieben werden. Bekanntlich haben diese Feuerzeuge bei ihrem ersten Auftreten kein Glück gemacht, finden aber jetzt, seitdem sie aus Schweden als kleine Taschenapparate in verbesserter Qualität kommen, eine bessere Aufnahme. Die schwedischen Hölzchen, welche übrigens jetzt vielfach in Deutschland nachgemacht werden, zeichnen sich noch dadurch aus, daß sie am Kopfende nicht mit Schwefel, sondern mit Paraffin getränkt sind. Vielfach hat man sich bemüht, den Phosphor wieder ganz aus den Kompositionen zu verbannen. Der Kreis der chemischen Mittel ist aber hierbei sehr eng gesteckt und das unvermeidliche Zentrum bleibt das chlorsaure Kali. Es ist schon mehrfach die Erreichung des Ziels angekündigt worden, aber da alle Kompositionen ohne Phosphor sicher schwerer zünden, so dürften sie stets an der Bequemlichkeit des Publikums scheitern. Neuerdings sind verschiedne Patente genommen worden zur Herstellung solcher Z. - Die Holzkörper bestehen aus weichen Hölzern, Pappel, Esche, Fichte, Tanne u. dgl., und die Formgebung geschieht in mancherlei Weise, am einfachsten durch Spalten von Klötzchen im Kreuzschnitt mittels eines, an einem Scharnier hängenden Messers, dann, mehr maschinenmäßig, durch verschiedne Hobelmaschinen, die runden in einer Weise, fast wie wenn Draht gezogen wird, indem man die Holzblöcke gegen eine mit vielen scharfkantigen Löchern versehene Stahlplatte preßt und dann schließlich den Holzdraht mit einem Zangenzuge durchzieht. Auf einer Art Drehbank löst ferner ein Messer von einer sich drehenden Holzscheibe spiralenartig Bänder ab, die nachgehends von Fallmessern in einzelne Stäbchen zerlegt werden. Die Herstellung der Holzkörper ist in holzreichen Gegenden öfter Sache besonderer Industrieller, die ihr Produkt an die Fabriken verkaufen. Das Fertigmachen geschieht nur in den kleinsten Geschäften noch in so ursprünglicher Weise, daß die Hölzer gleich in ganzen Bündeln erst in den flüssigen Schwefel und nach dem Festwerden in die warme breiige Zündmasse getaucht werden; in den großen Fabriken hat man verschiedne sinnreiche mechanische Behelfe, Schüttelwerke, Einlegmaschinen, Rahmen, Klemmen etc., mittels deren große Mengen zugleich gefaßt und bearbeitet werden können, und zwar so, daß die Hölzer alle einzeln stehen und keine Verwachsungen vorkommen können. - Zündholzfabriken gibt es in Deutschland fast überall, wo das Holz nicht zu teuer ist, namentlich in den holzreichen Gegenden von Bayern, Württemberg, Hessen, Hannover, Sachsen und namentlich im Elsaß. Großartig ist diese Industrie in Österreich, das viel Export nach dem Orient, Italien, Amerika, Ostasien und Rußland hat. Frankreich, weniger England, neuerdings Nordamerika, decken ihren Bedarf selbst, wogegen Schweden, das die Industrie stark betreibt, hauptsächlich für den Export arbeitet. - Zoll: siehe Tarif im Anh. Nr. 5 e.

Zwiebel (Bolle, Gartenlauch, Hauszwiebel, Knofler, Zigeller, gemeine Z.), Allium Cepa L., Aesculentun Salisb., engl. Onion, frz. Oignon ordinaire, holl. uije, ajuin, ital. cipolla, Unterart der sehr artenreichen Pflanzenfamilie Lauch, Allium L., engl. Garlic, frz. ail, holl. prei, look, ital. porro), bekanntes Küchengewürz, welches von Gärtnern und Landwirten im Feldgemüsebau im großen erzeugt und in den Handel gebracht wird. Man baut die Z. hauptsächlich in Heldrungen, Artern, Zörbig, Lübbenau, Ulm, Arnstadt, Naumberg, Hannover, bei Darmstadt, in der Pfalz etc. im großen und verkauft auf besonderen Zwiebelmärkten das Haupterzeugnis, im gewöhnlichen Wochenmarktsverkehr das ganze Jahr hindurch. Am beliebtesten sind glattrunde, hellrote und gelbe Sorten, in verschiedner Größe, Perlzwiebeln bis zu 1,5 kg schwer. Man baut die Z. durch Samen und durch Stecklinge. Der Samen bildet einen bedeutenden Handelsartikel. Die Gattung Lauch liefert als Pflanzen für die Küche (es gibt über 263 Arten in der alten Welt im gemäßigten und warmen Klima, am meisten in Südeuropa, dem Orient und in Zentralasien bis Tibet) die folgenden: A. Porrum. 1) Schlangenlauch, Rocumbolle ^[richtig: Rocambolle, Rocambole], A. Scerodoprasum ^[richtig: Scorodoprasum] L., ausdauernd, in ganz Europa und Japan wild, auch medizinisch verwendet, Gewürz und Gemüse. 2) Knoblauch, wild und kultiviert, A. sativum L., P. sativum Rchb. 3) Porrée, Aschlauch, Sommer- und Winterpflanze, A. Ampeloprasum L., A. Porrum L., in vielen Varietäten allgemein kultiviert, in Europa, Nordfrankreich und im Orient. B. Schoenoprassum: 1) Schnittlauch, A. Schoenoprassum L., ausdauernd, wild in Europa, Mittelasien, Nordamerika; in Gärten vielfach kultiviert, Zwiebel- und Blattgewürz. 2) Schalotte (Echelotte, Scharlotte), A. ascalonicum L., P. ascalonicum Rchb, im Orient, angebaut als Gewürz und zur Zuspeise, der kleinen, sehr milden, feinen Zwiebelchen wegen. 3) Winterzwiebel, Spalt-, spanische, walliser Z.; A. fistulosum L., ausdauernd, wild im Altai- und Balkangebiete, in den Kirgisensteppen etc., in Deutschland und Österreich kultiviert; Zwiebeln klein, gelbbräunlich, Anbau weniger bedeutend als der von 4) Sommerzwiebel (s. o.), Vaterland unbekannt. Die übrigen Unterabteilungen und Arten der Gattung