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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Einleitung.

die meisten Chemikalien in durchaus trockenen und luftigen Lokalitäten untergebracht werden müssen. Denn namentlich für die Vegetabilien ist die Feuchtigkeit der allergrösste Feind. Man sorge daher stets dafür, dass dieselben vollständig trocken in die am besten nicht ganz hermetisch schliessenden Kasten oder Fässer gepackt werden. Von den Chemikalien müssen nur diejenigen aus den trockenen Räumen verbannt werden, welche leicht verwittern; d. h. einen Theil ihres Krystallwassers verlieren, wie z. B. Soda, Glaubersalz, Borax etc. Diese können, wenn der Keller nicht zu feucht ist, in diesem aufbewahrt werden.

In den Keller gehören ferner die grösseren Vorräthe von ätherischen und fetten Oelen, Essenzen und Tinkturen, Zuckersäfte und leicht flüchtige Körper, wie Kampher.

Weniger empfindlich sind die Erd- und Mineralfarben; doch auch von diesen müssen die meisten wenigstens völlig trocken stehen.

Kann man die flüssigen Säuren, welche in Ballons in den Handel kommen, den Salmiakgeist, rohe Karbolsäure und ähnliche Stoffe, in einem luftigen Schauer, getrennt vom Wohnhause, unterbringen, so ist dies wegen der nicht zu vermeidenden Ausdünstung beim Umfüllen sehr wünschenswerth.

Waagen, Gewichte und Wägen.

Alle Körper ziehen sich unter einander an. Die Stärke der Anziehung ist proportional der Masse eines jeden Körpers. Da nun die Grösse der Erde zu der Masse der einzelnen auf ihr befindlichen Körper eine unendlich bedeutendere ist, so verschwindet für unsere Wahrnehmung die Anziehung derselben auf die Erdkugel und wir beobachten nur die Anziehung, welche die letztere ausübt. Diese Anziehungskraft der Erdkugel, Gravitation genannt, äussert sich durch das Bestreben eines jeden Körpers, auf die Erde zurückzufallen, sobald er von dieser getrennt wird. Der Körper wird, wenn diesem Bestreben ein Hinderniss entgegentritt, einen Druck auf dies letztere ausüben, der proportional seiner Masse ist. Die Grösse des Druckes, welchen ein Körper ausübt, nennt man das Gewicht, die Apparate, durch welche eine solche Gewichtsbestimmung vorgenommen wird, heissen "Waagen". Um eine Gewichtsbestimmung in direkten Zahlen ausdrücken zu können, hat man eine Gewichtseinheit normirt. Die verschiedenen Manipulationen, welche erforderlich sind, um festzustellen, wie viele Gewichtseinheiten nöthig sind, um das Gleichgewicht einer Waage herzustellen, heissen "Wägen" und die dabei gefundene Zahl von Gewichtseinheiten das "absolute Gewicht" des Körpers. Wägen heisst also: "die Bestimmung des absoluten Gewichts" eines Körpers mittelst Waage und Gewicht. Legen wir z. B. auf die eine Waagschaale einen beliebigen Körper und bedürfen, um das Gleichgewicht der Waage herzustellen, einer Beschwerung der zweiten Schaale mit 55 Gramm, so stellen diese letzteren das absolute Gewicht des Körpers dar. Der Körper wiegt, wie der gewöhnliche Ausdruck lautet, 55 Gramm.