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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Radices. Wurzeln.

diese Sorte feinkörnig, die rothe Farbe überwiegend, daher das Pulver rothgelb. Die Stücke hatten stets zwei Bohrlöcher, ein durchgehendes für den Strick, auf welchem sie getrocknet wurden, und ein bis zur Mitte gehendes, mehr trichterförmiges, von dem Prüfungsinstrument des Beamten herrührend. Sie kam über Petersburg in Holzkisten von 100 bis 200 kg in den Handel. Die Kisten waren mit getheerter Leinwand überzogen und in Thierfelle eingenäht.

Der Chinesische Rhabarber kommt über Canton, Macao und Hongkong, jetzt namentlich die geringeren, platten Sorten über den nördlicher gelegenen Hafen von Shanghai in mit Blech ausgeschlagenen Kisten (ca. 60-65 kg) in den Handel. Die Stücke sind sehr verschiedenartig geformt; die jetzt vielfach vorkommenden flachen Stücke sind ohne Bohrloch, die kegelförmigen zeigen stets nur eins, welchem oft noch Strickreste anhaften, bei den ganz mundirten wird das Loch durch Weiterbohren gereinigt. Auf dem Bruche ist die chinesische R. -wurzel grobkörniger als die russische, die weisse Grundmasse überwiegend, das Pulver mehr hochgelb. Man unterscheidet bei dem chinesischen R. wiederum zwei Hauptsorten, den wilden oder Shansi, auch Tschensi R., welcher auf den Bergen in der gleichnamigen chinesischen Provinz wildwachsend geerntet wird und im Frühjahr nach Shanghai kommt, ferner den kultivirten oder Szechuen R., der im Herbst geerntet wird.

Die Herren Caesar & Lorentz in Halle theilen über die Unterscheidung der jetzt hauptsächlich im Handel vorkommenden Sorten Folgendes mit (Pharm. Zeitung Nr. 10, 1888):

1. Shensi-Rhabarber, vorzugsweise in flachen, volleren Stücken, von sehr verschiedener Schälung, zeigt auf der angeschlagenen Bruchfläche, selbst bei leichteren, poröseren Stücken, eine körnige, fast bröckelnde Struktur von scharf markirter Marmorirung und lebhaft rother Färbung der nach der Aussenfläche hin regelmässiger geordnet erscheinenden Strahlenkreise; Geruch eigenartig mild, ohne widerlich zu sein; Geschmack beim Kauen schwach aromatisch bitter mit stark hervortretendem Knirschen zwischen den Zähnen.

2. Canton-Rhabarber in runder oder flachrundlicher Form von fast ganzer Mundirung, erscheint von zäher, faseriger, mehr schwammiger Struktur mit verschwommener Marmorirung, ohne ausgeprägtere Strahlenkreise, schwächerem Hervortreten der weissen Grundmasse und blassröthlicher Färbung der Markstrahlen; Geruch intensiver, fast widerlich, beim Anhauchen oder Feuchtmachen besonders eigenthümlich brenzlich-räucherig; Geschmack beim Kauen intensiver bitter, eigenthümlich zusammenziehend (gerbend) auf der Zunge und kaum bemerkbarem Knirschen.

3. Shanghai-Rhabarber, zumeist ausgeprägt flache, dünnere Stücke von durchweg guter Mundirung, theilweise faserig zäher, theilweise fester, dichter Struktur; Bruchfläche ziemlich lebhaft gelbroth mit hervortretender weisser Grundmasse, zwar vielfach verschwommener Marmorirung,