Schnellsuche:

Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

135

Herbae. Kräuter.

Hébra búrsae pastóris.

Hirtentäschchen, Täschelkraut.

Capsélla búrsa pastóris. Cruciférae.

Ueberall häufig.

Stengel bis zu 30 cm hoch; Blätter gefiedert oder fiederspaltig, die unteren in einer flachen Rosette. Schötchen verkehrt herzförmig, fast dreieckig. In manchen Gegenden als Volksmedizin (im Aufguss) gegen Blutungen der Nase, des Uterus etc.

Hérba cánnabis Índicae. **

Indisches Hanfkraut.

Cánnabis satíva (Varietas Indica). Urticéae. Indien, bei uns kultivirt.

Der bei uns kultivirte Hanf darf, weil arm an narkotischen Bestandtheilen, nicht verwandt werden, obgleich er botanisch nicht von dem echten indischen zu unterscheiden ist. Der Hanf ist zweigeschlechtig und nur die weiblichen Pflanzen liefern die gebräuchliche Droge, sie besteht aus den oberen blühenden Zweigen, welche in Bündeln zusammengepresst, und in Folge des sich an den Blüthenrispen ausscheidenden Harzes zusammengeklebt sind. Man unterscheidet im Handel 2 Sorten, von denen die beste, Ganja genannt, seltener zu uns gelangt. Sie wird über Calcutta exportirt und soll nur von Pflanzen gesammelt werden, die auf Anhöhen wachsen. Es sind bis zu 1 kg schwere, 60-80 cm lange Bündel. Schmutzig braun, Geruch stark narkotisch, Geschmack bitter. In Folge des starken Harzgehaltes zu festen Schwänzen zusammengeklebt.

Die geringere Sorte, Bang oder Guaza genannt, soll von Pflanzen aus der Ebene abstammen. Blüthenäste ohne die Stengel, weniger durch Harz verklebt, mehr locker und viele Früchte enthaltend. Die beigemengten Blätter sind bräunlich grün. Geruch und Geschmack schwächer.

Bestandtheile. Aetherisches Oel in geringer Menge, Harz, auch Kannabin genannt, ein Glycosid, welchem wahrscheinlich allein die narkotische Wirkung zukommt.

Anwendung meist als Tinktur oder spirituöses Extrakt, als belebendes oder narkotisches Mittel, ähnlich dem Opium, namentlich in Fällen, wo dieses nicht vertragen wird. Bei den Orientalen spielt der Hanf eine grosse Rolle als Berauschungsmittel; sie gemessen ihn entweder als Haschisch (eine Art Marmelade) oder in Form des reinen abgekratzten Harzes, Churrus genannt. In letzterer Form wird er theils gekaut, theils geraucht. In grösserem Maße genossen ruft er die Folgen aller narkotischen Betäubungsmittel hervor, gänzliche Erschlaffung des Nervensystems und zuletzt Delirium. Neuerdings hat man ein Cannabinum tannicum und später auch ein Cannabinum purum in den Handel gebracht. Beide sind sehr stark wirkende Präparate und stellen ein gelbes bis braunes amorphes Pulver dar. Das Cannabinum purum