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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Flores cinae; Wurmsamen

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Flores. Blüthen.

im Aufguss oder als Klystier. Aeusserlich zu erweichenden Umschlägen etc. etc.

Verwechselungen mit der übrigens weit grösseren Hundskamille sind leicht zu erkennen, wenn man beachtet, dass der Fruchtboden der echten Kamille kegelförmig, hohl, auf der Oberfläche grubig und kahl ist, während derselbe bei der Hundskamille (Anthemis cotula) nicht hohl und mit Spreublättern besetzt ist.

Flores cinae. ** (fälschlich Semen) cinae.

Wurmsamen, Zittwersamen.

Diese Droge besteht aus den noch geschlossenen Blüthenköpfchen einer in den Steppen Mittelasiens, namentlich Turkestan, heimischen Komposite, von Einigen Artemisia cina, von Andern Artemisia maritima Turkestanica genannt. Die uns im Original vorliegende Pflanze ist eine echte Steppenpflanze, mehrjährig, in allen ihren Theilen graugelb, fast kahl von Blättern; der untere Theil des Stengels liegend und aus diesem treiben eine Menge aufrecht stehende, 30 bis 50 cm hohe, besenförmig starre Blüthenzweige, die an ihrem oberen Ende rispenförmig die zahllosen Blüthenknöspchen tragen. Die Blüthenkörbchen sind kaum 2-3 mm lang, ca. ½ mm dick, an beiden Enden zugespitzt, von einem dachziegelförmigen Hüllkelche umgeben. Grünlichgelb, glänzend, im Alter mehr braun werdend. Geruch eigenthümlich, unangenehm; Geschmack gleichfalls und bitter.

Bestandtheile. Santonin (richtiger Acidum santonicum) (s. d.) ca. 2 %; ätherisches Oel, den Geruch der Blüthe bedingend, 1 ½ %; Harz.

Anwendung. Als bestes Mittel gegen die kleineren Eingeweidewürmer, namentlich Ascariden. Da der Wurmsamen in grösseren Dosen nicht ganz unschädlich ist (er ruft Uebelkeit, Kolik, Blutandrang zum Kopfe etc. hervor), so hat man das Publikum über die zu nehmende Menge zu instruiren. Man rechnet für Kinder von 2-3 Jahren höchstens 1 ½ g (ca. ½ Theelöffel voll); für grössere entsprechend mehr, bis 6-7 g pro dosi.

Die Waare, welche häufig noch nach ihren früheren Handelswegen persischer oder Levantiner Wurmsamen genannt wird, kommt heute fast ausschliesslich über Orenburg, Nischnij Nowgorod und Petersburg in den europäischen Handel und zwar in Filzsäcken von 150 kg oder in Ballen von 40-80 kg. Sie bedarf nur einer geringen Reinigung durch Absieben.

^[Abb:Fig. 125. Blüthenkörbchen von Anthemis cotula. a von oben gesehen, b Verticaldurchschnitt des Blüthenbodens, c Verticalschnittfläche des Blüthenbodens von Matricaria chamomilla.]

^[Abb:Fig. 126. Köpfchen von Artemisia cinae, vergr.]