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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Fructus. Früchte.

Man sucht in den Wäldern Vorderindiens in einer Höhe von 800-1500 m Plätze auf, wo die Pflanze wächst. Hier werden die Bäume gefällt und der Boden gereinigt. Nach der Regenzeit sprossen die Pflanzen auf, der Boden wird nochmals gereinigt und nun sich selbst überlassen. Nachdem im 2. Jahre die 3. Reinigung vollzogen, beginnt im folgenden, nach Anderen erst im 4. Jahre, die Ernte. Auf jede Pflanze rechnet man 2-400 g Kardamomen und bleibt dieselbe 4-6 Jahre ertragsfähig.

Von den verschiedenen Handelssorten kommen für uns hauptsächlich die Malabar- und die grossen oder Ceylon-Kardamomen in Betracht; doch muss hier bemerkt werden, dass in den letzten Jahren die kleine Malabarsorte ebenfalls in grossen Quantitäten von Ceylon kommt; es scheint, dass man in den dortigen Kulturen die ursprüngliche Ceylonsorte durch die von Malabar ersetzt. Nach den neuesten Gehe'schen Handelsberichten werden die echten Malabar- und Aleppi-Kardamomen durch gleichartige Sorten aus Ceylon fast gänzlich verdrängt, während die ursprüngliche, lange Ceylonsorte immer seltener wird. Die Ausfuhr Ceylons betrug 1881 ca. 16000 Pfd., 1885, 86 schon 236000 Pfd. und stieg in 1886/87 auf 321000 Pfd.

Cardamomi minores oder Malabarici von Elettaria cardamomum. Auf Malabar heimisch und kultivirt. Kapseln 1-1 ½ cm lang, reichlich ½ cm breit, eiförmig, 3 seitig, längs gereift, 3 klappig und 3 fächerig, aussen bräunlich bis blassgelb. (Die ganz hellen Sorten sollen durch Einlegen in Kalkwasser gebleicht sein.) Samen eckig, feinrunzelig, graubraun, innen weisslich, von einem zarten Häutchen umgeben, welches sich nach dem Einweichen entfernen lässt. Geruch sehr fein und kräftig.

Cardamomi longi oder Ceylánici von Elettaria major. Kapseln 2 bis 4 cm lang, 5-8 mm breit, meist etwas gebogen, dreiseitig, längsfurchig; aussen graubräunlich, mit zahlreichen, in jedem Fache 2 reihig liegenden, bräunlichen Samen. Geruch und Geschmack schwächer.

Die übrigen Sorten sind bedeutend minderwerthig und finden fast nur zur Darstellung billiger Pulver Verwendung. Wir nennen hier noch:

Bunde, Java- oder Sumatra-Kardamomen von Amomum cardamomum. Kapseln nicht sehr gross, kugelig, 3 seitig, nicht gefurcht, gelbbräunlich; Samen netzgrubig, dunkelbraun; Geschmack gewürzhaft, mehr kampherartig.

Chinesische Kardamomen von Amomum globosum. Kapseln kugelförmig, kaum 3 seitig, gefurcht, braun.

Madagascar-Kardamomen von Amomum angustifolium. Kapseln sehr gross, bis zu 5 cm lang, unten bis 2,5 cm breit, eiförmig rundlich, oben verschmälert. Samen gross, braun.

Siam-Kardamomen von Cardamomum rotundum. Kapseln reichlich 1 cm lang, eben so breit, wenig 3 seitig, nicht gefurcht.