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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Balsamum. Balsam.

Geruch angenehm vanille- und benzoeartig; Geschmack ähnlich, anfangs milde, nachher stark kratzend. Der Balsam muss sich, zwischen den Fingern gerieben, fettig anfühlen, darf aber nicht kleben und Faden ziehen; er trocknet beim Erwärmen nicht aus und giebt beim Destilliren mit Wasser kein ätherisches Oel. Hierdurch unterscheidet er sich von allen übrigen Balsamen. Seine Reaktion ist ziemlich stark sauer. In absolutem Alkohol ist er in jedem Verhältniss löslich; von 90% Sprit bedarf er 6 Th. und giebt damit eine nicht völlig klare, braune Flocken absetzende Lösung. In Aether ist er nur zum Theil löslich; mit fetten Oelen giebt er trübe Mischungen; nur vom Ricinusöl löst er 15 % klar auf.

Bestandtheile. Zimmtsäure 5-6 %; ölartiges Cinnamein (zimmtsaurer Benzyläther) 40-50 %; (das Cinnamein geht beim Kochen mit Kalilauge an der Luft ebenfalls in Zimmtsäure über); Harz 20 bis 30 % etc.

Anwendung. Innerlich als reizendes Mittel der Harnorgane; äusserlich als vortreffliches Mittel gegen die Krätze; ferner zur Heilung kleiner Wunden, namentlich entzündeter Brustwarzen. In weit grösseren Mengen in der Parfümerie; endlich in der Chokoladefabrikation als Ersatz der Vanille bei billigen Sorten.

Prüfung. Der Perubalsam ist seines hohen Preises wegen zahllosen Verfälschungen unterworfen, deren Nachweis nicht immer leicht ist. Die hauptsächlichsten sind fette Oele, namentlich Ricinusöl, Kopaivabalsam, starke alkoholische Lösungen von Benzoe, Styrax, Canadabalsam und ähnlichen Stoffen. Will man sich überzeugen, ob der Balsam überhaupt mit derartigen Stoffen verfälscht ist, so genügt eine einfache Prüfungsmethode, die darauf beruht, dass reiner Perubalsam in Benzin fast unlöslich ist. Man schüttelt in einem dünnen, graduirten Cylinder gleiche Volumtheile Balsam und Benzin kräftig durch und überlässt die Mischung, gut verkorkt, mehrere Stunden der Ruhe. War der Balsam rein, so erscheint das oben stehende Benzin fast farblos und zeigt annähernd dieselben Theilstriche wie vorher; war fettes Oel, Kopaivabalsam, Terpentin etc. zugegen, so sind diese im Benzin gelöst, die Farbe ist meist verändert, das Volum vergrössert, und beim vorsichtigen Abdampfen der klar abgegossenen Lösung bleiben die Beimischungen im Schälchen zurück und können weiter untersucht werden. 10 Tropfen Perubalsam mit 20 Tropfen Schwefelsäure vermischt sollen eine zähe, kirschrothe Mischung geben, die, nach einigen Minuten mit kaltem Wasser ausgewaschen, einen brüchigen Harzrückstand hinterlässt; war Oel zugegen, so erscheint der Rückstand zäh und schmierig. Das spez. Gewicht des Balsams ist 1,135-1,145; doch lassen sich hierdurch nur selten Verfälschungen erkennen, da das spez. Gewicht durch dieselben nur unwesentlich verändert wird.