Schnellsuche:

Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

248

Balsamum, Balsam.

Gruben am Füsse des Baumes gesammelt. Von den beigemengten Unreinigkeiten befreit man ihn durch Umschmelzen und Koliren, oder indem man ihn, wie in Frankreich und Nordamerika, in durchlöcherte Fässer füllt und diese der Sonnenwärme aussetzt. Er bildet eine trübe, weissgelbliche, honigartige, körnige Masse, die sich bei längerem Stehen in zwei Schichten theilt, eine obere klare, bräunliche, zähflüssige und eine untere festere, weisskörnige. Geruch stark balsamisch; Geschmack bitter, scharf. In Alkohol, Aether und Oelen leicht löslich; schmilzt, seines starken Wassergehalts wegen, mit Prasseln. Im Handel unterscheidet man folgende Sorten:

1. Deutscher Terpentin von Pinus silvestris, Abies Austriaca, Abies excelsa. Geruch stark; Geschmack bitter; enthält 30-35 % ätherisches Oel.

2. Französischer oder Bordeaux-Terpentin von Pinus pinaster, Pinus maritima. Wird namentlich in den Vogesen und in den Landes, zwischen Bordeaux und Bayonne, gewonnen; enthält nur 25 % äth. Oel.

3. Strassburger Terpentin, von den Franzosen "Térebinthin au citron" genannt. Dieser sehr feine Terpentin, der im Elsass und den Vogesen von Abies pectinata gewonnen wird, kommt nur wenig in den deutschen Handel. Er ist frisch trübe, wird aber bald klar. Geruch angenehm citronenartig; Geschmack sehr bitter; liefert ca. 35% äth. Oel. Dieses besitzt, namentlich nach mehrmaliger Rektifikation, einen ausnehmend feinen Geruch und soll hauptsächlich zur Verfälschung theuerer äth. Oele dienen.

4. Amerikanischer Terpentin von Pinus palustris und Pinus taeda gewonnen. Weisslich, dick, zähe; Geruch kräftig aromatisch; Geschmack scharf, bitter; liefert nur 16-20 % äth. Oel.

b) Terebinthina Veneta oder T. laricina. Venetianer Terpentin. Lärchen-Terpentin. In Tyrol, Südfrankreich und der Schweiz durch Anbohren der Stämme der Lärchentanne, Larix decidua, gewonnen. Völlig klar, in dünnen Schichten fast farblos, in grösseren Massen gelblich. Geruch feiner als der des gewöhnlichen Terpentins; Geschmack brennend scharf. Giebt mit Alkohol und Benzin eine völlig klare, der gemeine Terpentin eine trübe Lösung. Beim Schmelzen prasselt er nicht, weil wasserfrei; liefert 20-30 % äth. Oel.

Bestandtheile der Terpentine. Aeth. Oele in wechselnden Mengen von 15-35 %; verschiedene Harzsäuren (Pinin-, Abietin-, Sylvinsäure).

Anwendung. Medizinisch innerlich zuweilen als harntreibendes Mittel, äusserlich als Zusatz zu zahlreichen Pflastern und Salben. Technisch vor Allem zur Darstellung des Oleum terebinthinae und Resina pini (s. d.); ferner als erweichender Zusatz zu Siegellack, Flaschenlack und zu Spirituslacken (s. d.).