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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Olea äthérea, ätherische Oele.

völlig ungelöst bleibt, in mit Alkohol verschnittenem dagegen zu einer zähen Masse zusammenbackt. In ein kleines Probirröhrchen werden 10 bis 20 Tropfen Oel gebracht und ein paar Körnchen nicht pulverförmiges Tannin hinzugefügt. Nach dem Durchschütteln wird das Röhrchen bei Seite gestellt und nach einigen Stunden schüttelt man von Neuem auf; war das Oel rein, so schwimmt das Tannin unverändert darin umher, im entgegengesetzten Falle dagegen hat es den Spiritus angezogen und bildet damit eine klebrige, mehr oder weniger schmierige Masse, welche meist dem Boden des Röhrchens anhaftet.

Diese beiden Proben, die letztere hat für alle Oele Gültigkeit, genügen so vollständig, dass man der sonst vorgeschlagenen, mit Natriummetall oder der ganz vorzüglichen von Oberdörffer mit Platinmoor nicht bedarf. Bei dieser Methode giebt man in ein Uhrschälchen ein wenig des zu untersuchenden Oeles, in ein zweites etwas Platinmoor und daneben ein Stückchen angefeuchtetes Lackmuspapier. Das Ganze bedeckt man mit einer Glasglocke oder einem Trinkglas, um es von der Luft abzuschliessen. War das Oel alkoholhaltig, so wird das blaue Lackmuspapier sich nach einiger Zeit röthen, dadurch verursacht, dass das Platinmoor die Eigenschaft hat, Alkoholdämpfe zuerst in Aldehyd und dann in Essigsäure überzuführen.

Hat man nach irgend einer der Methoden Alkohol gefunden, so lässt sich die Menge desselben auch annähernd genau quantitativ bestimmen, indem man in einen graduirten dünnen Cylinder gleiche Volumina äth. Oel und Wasser, oder noch besser Glycerin füllt; nachdem man denselben verkorkt hat, schüttelt man stark durch und stellt ihn bei Seite; haben sich Oel und Wasser resp. Glycerin vollständig geschieden, so beobachtet man die Theilstriche. War das Oel rein, so werden die Volumina unverändert oder doch nur ganz schwach abweichend erscheinen; war Alkohol zugegen, so ist dieser vom Wasser oder Glycerin aufgenommen und deren Volum hat sich in Folge dessen vergrössert, das des Oeles dagegen verringert. Angenommen, wir hätten 10 Theilstriche Oel und eben soviel Wasser genommen, es zeigten sich nachher 11 Theilstriche Wasser und 9 Theilstriche Oel, so würde dieses einen Zusatz von 10% Alkohol anzeigen.

Hin und wieder soll auch eine Fälschung mit Chloroform vorgekommen sein; es kann dies übrigens wegen des hohen spez. Gewichts des Chloroforms (1,490) nur in sehr geringen Mengen geschehen und obendrein nur bei den Oelen, die selbst sehr schwer sind. Das Verfahren zur Erkennung dieser Fälschung ist weitläufiger, aber sonst ganz sicher. Die Hager'sche Methode, Ueberführung des Chloroforms vermittelst Wasserstoffs in statu nascendi in Salzsäure, und Erkennung dieser mittelst Silbernitrats ist ziemlich umständlich und giebt leicht zu Irrthümern Veranlassung, wenn Bittermandelöl, bei welchem die Verfälschung mit Chloroform am ersten vorkommen kann, in Frage steht. Hier wird der Blausäuregehalt des rohen Bittermandelöles einen ebenso wie das Chlorsilber aussehenden Niederschlag