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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Olea äthérea, ätherische Oele.

Auch Persien produzirt ein ungemein feines, selbst bei höherer Temperatur noch salbenartiges Rosenöl, doch kommt diese Sorte nicht in den europäischen Handel.

Das in Frankreich produzirte Rosenöl, welches von ganz besonderer Feinheit des Duftes sein soll, kommt für uns nicht in Betracht, da es gänzlich in den dortigen grossen Parfümeriefabriken verbraucht wird. In neuerer Zeit hat die Firma Schimmel & Co. in Leipzig Versuche mit der Selbstdestillation von Rosenöl angestellt, welche zu guten Resultaten geführt haben; sie hat in Folge dessen zwischen Leipzig und Halle grosse Rosenplantagen anlegen lassen und jetzt inmitten derselben eine eigene Destillation errichtet. Das auf diese Weise gewonnene Oel, die Menge desselben betrug im Jahre 1892 16 kg, ist von unübertroffener Feinheit des Geruches und von weit geringerem Stearoptengehalt als das türkische Rosenöl. Neben der Gewinnung des Oeles wird in der Fabrik ein sehr konzentrirtes und völlig haltbares Rosenwasser bereitet; auch die Fabrikation von Rosenpomade ist in Angriff genommen.

Rosenöl ist gelblich bis gelb, zuweilen auch etwas grünlich, wahrscheinlich in Folge eines kleinen Kupfergehaltes aus den Destillations- und Aufbewahrungsgefässen; dickflüssig, bei einer Temperatur von 15 ° etwa von der Konsistenz des Olivenöles. Bei ca. +12 ° fängt es an Stearopten auszuscheiden, welches in dünnen, stark lichtbrechenden Krystallen auf der Oberfläche schwimmt, bei ca. +5 ° erstarrt es gänzlich zu einer salbenartigen, durchscheinenden Masse, welche jedoch schon durch die Wärme der Hand wieder zum Schmelzen gebracht werden kann.

Spez. Gewicht 0,870-0,890. Siedepunkt 230 °.

Der Geruch ist sehr stark, in reinem Zustände fast betäubend und tritt erst bei grosser Verdünnung in seiner ganzen Lieblichkeit hervor.

Es besteht aus einem flüssigbleibenden, sauerstoffhaltigen Oel, welches dem im Rosengeraniumöl enthaltenen Geraniol gleich sein soll und einem sauerstofffreien Stearopten. Letzteres, von dem das Oel bis zu 12 bis 33 % enthält, ist in reinem Zustände fast geruchlos, daher ist es falsch, dass man die Oele am höchsten schätzt, welche am leichtesten erstarren. Schimmel & Co. bringen jetzt ein stearoptenfreies bei 0° noch flüssiges Rosenöl in den Handel; dasselbe giebt klar bleibende alkoholische Lösungen.

Rosenöl bedarf zu seiner völligen Lösung in Alkohol 90-100 Theile.

Das Rosenöl unterliegt zahllosen Verfälschungen, und viele Kenner des Rosenölhandels wollen behaupten, dass fast nie ein absolut reines Rosenöl auf den europäischen Markt komme. Bei den eigenthümlichen Eigenschaften desselben können natürlich nur sehr wenige andere ätherische Oele zu seiner Verfälschung benutzt werden. Es sind dies vor Allem die verschiedenen Geranium- und Pelargoniumöle (s. d.), hier und da auch vielleicht das Rosenholzöl.