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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Olea äthérea, ätherische Oele.

und da auch als erweichender Zusatz bei Spirituslacken eine ausgedehnte Verwendung, ferner bei der Bereitung des Celluloids.

Camphora trita, zerriebener Kampher, Kampherpulver. Lässt sich herstellen, wenn man die Kampherstücke in einem Mörser mit ein wenig Alkohol befeuchtet; nach einigen Minuten lassen sie sich dann mit ziemlicher Leichtigkeit zu feinem Pulver zerreiben, das aber die unangenehme Eigenschaft hat, sich im Vorrathsgefässe bald wieder zusammenzuballen. Dies geschieht nicht, wenn man das Pulver mit einigen Tropfen fettem Oel verreibt.

Der sog. Borneo-Kampher, C10H18O^[C_{10}H_{18}O], der in ganz Ostindien zu Heil- und religiösen Zwecken sehr hoch geschätzt und bezahlt wird, stammt von einem andern riesigen Baume, Dryobalanops Camphora, Familie der Dipterocarpeen, ab. Er findet sich zwischen Rinde und Holz der Bäume, sowie in Spalten des Holzes abgelagert, kommt aber gar nicht mehr in den europäischen Handel.

Zum Unterschiede von dieser Sorte wird der gewöhnliche Kampher auch Laurineen-Kampher genannt.

Wie man aus den oben angeführten chem. Formeln beider Kamphersorten ersieht, unterscheiden sich dieselben nur durch ein + von H2^[H_{2}] . In der That ist es nun gelungen den Laurineen-Kampher durch reduzirende Behandlung in Borneol oder Borneo-Kampher umzuwandeln.

Kampheröl d. h. die flüssigen Anth eile, welche bei der Kamphergewinnung abfallen, kam früher gar nicht nach Europa. Erst seit wenigen Jahren wird dasselbe in immer grösseren Mengen importirt und namentlich von Schimmel & Co. in bedeutendem Umfänge verarbeitet.

Das rohe Kampheröl ist verschieden, meist grünlich gefärbt, von sehr penetrantem Geruch und ein ungemein gemischter Körper. Man hat in demselben neben 12-14 % Kampher, der noch darin aufgelöst ist, Eucalyptol, Safrol, Eugenol (im Nelkenöl vorhanden) und verschiedene Kohlenwasserstoffe aufgefunden. Bei der Verarbeitung wird aus demselben vor Allem Kampher, dann Safrol (s. d.) und endlich das sog. leichte Kampheröl hergestellt. Letzteres ist farblos von starkem, aber nicht unangenehmem Geruch, besitzt ein spez. Gew. von 0,895-0,900 und einen Siedepunkt von 175 ° C.

Es hat in hohem Grade die Fähigkeit Fette, Harze und Kautschuk zu lösen; besitzt ferner vor dem Terpentinöl den grossen Vorzug der geringeren Feuergefährlichkeit, denn, während der Entflammungspunkt des letzteren bei 33 °, liegt der des Kampheröls erst bei 45 ° C. Es findet aus diesen Gründen in der Lackfabrikation, als Reinigungsmittel für Druckplatten und Typen eine immer grössere Verwendung, um so mehr als der Preis desselben nur etwa halb so hoch ist als der des Terpentinöls. Neuerdings verwendet man es auch in der Seifenfabrikation, um stinkenden Fetten den üblen Geruch zu nehmen, es soll sich hierzu ganz vorzüglich eignen.