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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Flüssige und feste Fette.

genen und überreifen Früchte, sowie die zerquetschten Samen mit verwendet. Das resultirende Oel ist sehr trübe, dunkelgelb bis bräunlich oder grünlich gefärbt und von unangenehmem, strengem Geruch. Auch die hierbei gewonnenen Presskuchen werden noch weiter auf Oel verarbeitet, indem man sie, mit Wasser angemengt, monatelang einer Art von Gährung überlässt und dann nochmals auspresst. Die Franzosen nennen diese Sorte Gorgon oder Huile d'enfér, Höllenöl, wegen ihres widerlichen penetranten Geruches. Es findet nur als Maschinenschmiere oder Brennöl Verwendung.

3. Oleum olivarum album, weisses Baumöl. Setzt man ordinäres Provenceröl oder Baumöl in offene Zinkkästen oder auch in hellen Glasflaschen monatelang dem Lichte aus, so wird es farblos, zugleich aber auch ranzig. Die Bleichung kann auch auf chemischem Wege durch Schütteln mit einer Lösung von übermangansaurem Kali, unter späterem Zusatz von etwas verdünnter Schwefelsäure, geschehen. Das durch Absetzen von der wässerigen Lösung getrennte Oel wird schliesslich durch Schütteln mit Natriumbicarbonat von der anhängenden Säure befreit. Das Ol. olivar. alb. war früher offizinell, diente auch vielfach zum Einölen von Gewehrtheilen etc.; eine Anwendung, zu der es seiner ranzigen Beschaffenheit wegen sehr wenig geeignet ist. Heute ist es ziemlich obsolet, dient nur noch hier und da in der Volksmedizin.

Das sog. Uhrmacheröl wird hergestellt, indem man vom erstarrten Olivenöl die flüssig gebliebenen Theile abpresst und filtrirt.

Anwendung der Olivenöle. Die feineren Sorten dienen vor Allem zu Speisezwecken, und ist daher beim Einkauf ganz besonders auf reinen Geschmack und Geruch zu achten. Das gewöhnliche Baumöl wird medizinisch namentlich zur Bereitung des Bleipflasters benutzt, findet sonst auch technisch eine bedeutende Anwendung. In den südlichen Ländern vielfach als Brennöl, hauptsächlich aber zur Bereitung der unter dem Namen Venetianer-, Marseille- oder Spanische- bekannten Oelseifen. Die besseren Sorten werden in Frankreich ebenfalls zur Bereitung feiner Toilettenseife angewandt.

Prüfung. Gerade die feineren Sorten des Olivenöles unterliegen zahlreichen Verfälschungen, und es ist nicht immer leicht, dieselben nur durch Geruch und Geschmack zu entdecken; eine genauere Prüfung ist daher stets anzuempfehlen. Die Oele, um welche es sich handeln kann, sind vor Allem Sesam-, Erdnuss- und Baumwollsamenöl, hier und da vielleicht auch Mohnöl; letztere Beimengung ist nur durch die Elaidinprobe (s. Einleitung) zu erkennen. Olivenöl als nicht trocknendes Oel erstarrt nach ca. 8 Stunden vollständig zu einer festen krümeligen Masse; ist Mohnöl zugegen, so bleibt dasselbe als trocknendes Oel, selbst nach längerer Zeit, flüssig. Sehr schwierig liegt die Sache beim Erdnuss- oder Arachisöl, da hierfür charakteristische Reaktionen fehlen. Für Sesam- und Baumwollsamenöl genügt die Probe mit der Schwefelsäure- und