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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Lanolin; Wollfett

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Flüssige und feste Fette.

tauchte Glasröhren von entsprechender Weite ausgiesst. Nachdem man diese 24 Stunden an einem möglichst kalten Ort bei Seite gestellt hat, kann man die Talgstangen durch leichten Druck gut aus den Glasröhren schieben.

Lanolin, Adeps lanae.

Wollfett.

Lanolin wird aus dem rohen Wollfett dargestellt und bildet eine weissgelbliche, zähe, fast geruchlose, salbenartige Masse, welche völlig neutral ist. In der gewöhnlichen Handelsform enthält es 25-30 % Wasser, schmilzt in diesem Zustände bei ca. 40°, wobei es sich in zwei Schichten theilt, in eine untere wässerige und eine obere ölige, aus wasserfreiem Lanolin bestehende. Das Letztere erstarrt zu einer gelben durchscheinenden Masse (Lanolinum anhydricum), welche bei mäßigem Erwärmen durch Rühren bis zu 105% Wasser aufzunehmen und zu binden vermag. Das Lanolin ist unlöslich in Wasser, schwerlöslich in Alkohol, leichtlöslich in Benzin, Aether, Aceton, besteht aus Cholesterin-Estern und muss völlig frei sein von ungebundenen Fettsäuren.

Es wird von der Haut, den Haaren, sowie allen anderen Hornsubstanzen des Körpers auf das Leichteste aufgesogen und wird niemals ranzig. Hierauf beruht seine vorzügliche Verwendbarkeit als Grundlage für Salben und Pomaden. Für die Ersteren setzt man demselben, um die Zähigkeit zu verringern, 10-20 % Mandelöl oder reines Olivenöl zu. Als Pomadengrundlage wird eine Mischung aus 80 Th. Lanolin und 20 Th. Kakaobutter empfohlen. Zur Parfümirung eignen sich am besten süsse Gerüche, wie Vanille und Rosenöl.

Darstellung. Zuerst wird das rohe Wollfett mit Wasser, in welchem kohlensaure Alkalien gelöst sind, innigst gemengt. Hierbei werden die im rohen Wollfett enthaltenen freien Fettsäuren (ca. 30 %) verseift, während das Cholesterin nicht dadurch angegriffen wird. Es entsteht eine milchartige Flüssigkeit, welche nun durch Centrifugiren, ähnlich wie beim Centrifugiren der Kuhmilch, in zwei Schichten getheilt wird, in eine untere, welche die gebildete Seife enthält, und in eine obere rahmartige, aus noch nicht ganz reinem Lanolin bestehende. Aus diesem Lanolinrahm wird das Lanolin durch Kalkmilch oder Chlorkalium ausgefällt. Der Vorgang hierbei ist folgender: In der rahmartigen Flüssigkeit war das Lanolin durch einen noch vorhandenen Gehalt an Seife emulsionsartig gebunden, durch den Zusatz von Kalk entsteht aber unlösliche Kalkseife und das Lanolin scheidet sich ab, jedoch immer noch nicht rein, sondern untermengt mit unlöslicher Kalkseife.

Durch mehrfaches Umschmelzen wird es so weit als möglich gereinigt und stellt so das Lanolinum centrifugatum dar. Soll aus diesem die ganz reine Waare hergestellt werden, so wird es zuerst völlig entwässert, dann in Aceton gelöst, die Lösung geklärt, das Aceton durch Destillation ent-^[folgende Seite]