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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Thiere, Thiertheile und Thiersekrete.

der Messe in Irbit gebracht; von hier aus kommt die Waare grösstentheils über Russland, seltener über China und England in den europäischen Handel. Die Beutel sind grösser, mehr länglich oval, die häutige Unterseite schmutzig gelbbraun, eingeschrumpft; die Haare der Oberseite grau, mit weissen Spitzen, meist kurz geschnitten. Die Oeffnung des Beutels liegt mehr dem Rande zu, nicht wie bei dem chinesischen, in der Mitte. Die Moschussubstanz ist heller, frisch ziemlich weich, später feinkörnig, pulverig; ihr Gewicht beträgt 15-30 g; der Geruch ist weit schwächer, dem Bibergeil ähnlich. Die wässerige Lösung giebt mit Quecksilberchlorid eine starke Fällung. Verpackt werden die Beutel in Blechkisten von 2-6 kg Inhalt, welche wiederum in Holzkisten eingesetzt sind.

Bengal- oder Assam-Moschus ist in seiner äusseren Form dem chinesischen ziemlich ähnlich; die Beutel sind meist grösser, oft mit anhängenden Stücken der Bauchhaut; die Behaarung mehr rothbraun; Geruch schwächer, mehr dem sibirischen ähnlich. Die Beutel werden meist zu 200 in Säcke verpackt, welche in Holz- oder Blechkisten eingeschlossen sind.

Buchharischer oder bokharischer Moschus ist sehr selten. Die Beutel sind sehr klein, fast rund, taubeneigross, die Unterhaut grauschwarz; die Behaarung schwach und röthlich; der Geruch sehr schwach.

Von Nordamerika hat man neuerdings die Drüsen der Moschusratte in den Handel gebracht. Auch von Südamerika werden hier und da ähnliche Sekrete versandt.

Bestandtheile. Der Moschus variirt, selbst wenn er rein ist, je nach Alter und Nahrung der Thiere sehr bedeutend in seiner Zusammensetzung. Er enthält, neben verschiedenen Salzen, Gallenbestandtheile, Fettsubstanz (wahrscheinlich Cholestearin) und Spuren von Ammoncarbonat; Rump will bis zu 8 % hiervon gefunden haben, doch erklären andere Forscher einen solchen Gehalt als betrügerischen Zusatz. Die eigentliche Natur des Riechstoffes ist noch völlig unbekannt; man glaubt, dass derselbe durch ammoniakalische Umsetzungsprodukte entstehe. Hierfür spricht, dass völlig trockener Moschus, in fest verschlossenen Flaschen längere Zeit aufbewahrt, seinen Geruch fast gänzlich verliert; dieser tritt aber sofort wieder hervor, wenn man ihm eine Spur von Alkali zusetzt oder ihn an feuchter Luft liegen lässt.

Wasser löst bis zu 50 % von reinem Moschus; die Lösung reagirt schwach sauer; absoluter Alkohol ca. 20 %, verdünnter weit mehr, Aether und Chloroform sehr wenig.

Anwendung. Medizinisch immer seltener, als Erregungsmittel der Lebensthätigkeit, namentlich als letzter Versuch bei schwer kranken Personen. Fast unentbehrlich ist er dagegen in der Parfümerie; denn, wenn auch der Geruch unverdünnt für die meisten Menschen fast unerträglich ist, so hat ein kleiner Zusatz dafür die Eigenschaft, andere