Schnellsuche:

Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

409

Chemikalien unorganischen Ursprungs.

gemahlenem Zustände in den Handel gebracht wird) und zersetzt durch englische Schwefelsäure; hierbei fällt als Nebenprodukt Magnesiumsulfat ab. In früheren Zeiten wurde vielfach Kreide, als billigstes Material, zur Kohlensäurebereitung benutzt, doch traten hierbei noch zwei Uebelstände hervor; einmal die massenhafte Bildung von Gyps, da man Salzsäure aus praktischen Gründen nicht gut zur Zersetzung benutzen kann, und dann war zweitens die gewonnene Kohlensäure von so unangenehmem Geruch, dass die hiermit bereiteten Mineralwässer fast immer einen Beigeschmack hatten. In allen besseren Mineralwasser-Fabriken arbeitet man daher schon lange nur mit Magnesit und Schwefelsäure; die hierbei gewonnene Kohlensäure ist sehr rein und frei von Geruch.

Die Apparate, welche man zur Entwickelung der Kohlensäure benutzt, sind sehr verschiedener Natur, alle jedoch bestehen aus drei Theilen erstens dem Schwefelsäuregefäss, zweitens dem mit Rührvorrichtung versehenen Entwickler, in welchem durch den allmäligen Zufluss von Schwefelsäure, das mit heissem Wasser angerührte Magnesitmehl zersetzt wird, und drittens den Waschflaschen, gewöhnlich vier an der Zahl, in welchen, unter Zusatz geeigneter Chemikalien, die Kohlensäure vollständig gereinigt wird. S. Abbildung.

In der ersten Waschflasche fügt man dem Wasser etwas Natriumcarbonat zu, um etwa übergerissene Spuren von Schwefelsäure zu neutralisiren; in die zweite Waschflasche kommt eine dünne Lösung von Eisenvitriol zur Entfernung von atmosphärischer Luft; in die dritte eine Lösung von Kaliumpermanganat zur Entfernung etwa vorhandenen Geruches, und in die vierte reines Wasser. Aus der letzten Flasche gelangt die Kohlensäure, mittelst Rohrleitung entweder direkt in das Mischgefäss, oder, wie dies bei allen besseren und grösseren Fabriken der Fall ist, unter eine schwimmende Gasometerglocke, von wo sie mittelst besonderem Pumpwerk in das Mischgefäss gepresst wird. Seit einigen Jahren, nachdem die Darstellung der flüssigen Kohlensäure im Grossen gelungen ist, hat der Mineralwasser-Fabrikant nicht mehr unbedingt nöthig sich die Kohlensäure selbst darzustellen, sondern er kann hierzu die zu sehr mäßigen Preisen in den Handel kommende, komprimirte, flüssige Kohlensäure benutzen. Hierdurch vereinfacht sich die Fabrikation ganz bedeutend, indem die theueren und der Abnutzung am meisten unterworfenen Entwickler, sowie die grossen Gasometerglocken und das Pumpwerk gänzlich fortfallen. Der Fabrikant hat nur nöthig die eisernen Cylinder, welche die flüssige Kohlensäure enthalten, mit dem Mischgefäss in Verbindung zu setzen; besondere, höchst sinnreich konstruirte Hähne ermöglichen es dann, das Wasser unter jedem beliebigen Druck mit Kohlensäure zu sättigen.

2. Imprägnirung des Wassers mit Kohlensäure. Hierzu benutzt man kupferne aus zwei Hälften bestehende und mittelst Flanschen zusammengeschrobene Hohlgefässe, entweder von Kugelform oder länglich