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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Chemikalien unorganischen Ursprungs.

enthält das englische Salz gewöhnlich bedeutende Mengen von Monocarbonat, ist daher von unangenehm laugenhaftem Geschmack und sollte höchstens in der Veterinärpraxis Anwendung finden.

Die Darstellungsweise ist eine sehr verschiedene. Nach der älteren Methode, die noch heute in England allgemein befolgt wird, leitet man auf ein Gemisch von krystallisirter und verwitterter Soda, das auf leinwandbespannten Hürden ausgebreitet ist, einen Strom von Kohlensäure. Letztere wird vom Natriumcarbonat aufgenommen, es bildet sich Bicarbonat, das überschüssige Krystallwasser der Soda wird frei und tropft, indem es einen Theil der Soda aufgelöst hält, in Sammelbassins ab. Die Lösung wird wieder auf Soda verarbeitet. Das entstandene feuchte Bicarbonat wird dann in einem Strom von Kohlensäure getrocknet und in Fässer verpackt. Es lässt sich auch bei dieser Methode ein gutes Fabrikat erzielen, wenn mit grösster Sorgfalt gearbeitet wird und die angewandte Soda möglichst rein ist; andernfalls enthält das Bicarbonat nicht nur viel Monocarbonat, sondern alle Verunreinigungen der rohen Soda, wie Chlornatrium, Natriumsulfat etc. Ein solches unreines Produkt war das früher so vielfach angepriesene Bullrich'sche Salz. Handelt es sich um ein chemisch reines Bicarbonat, so wird in eine konzentrirte Lösung von chemisch reinem Monocarbonat so lange Kohlensäure geleitet, bis eine herausgenommene Probe die gänzliche Umwandlung in Bicarbonat anzeigt. Bei der Solway'schen Sodafabrikationsmethode werden sehr grosse Massen von ziemlich reinem Natriumbicarbonat durch Zersetzung von Ammoniumbicarbonat mittelst Chlornatrium hergestellt (s. Artikel Soda). Das so gewonnene Salz leidet nur an dem Uebelstände, dass es leicht etwas Chlorammon einschliesst. Die Pharmakopöe lässt daher auf die Gegenwart von Ammon prüfen, indem sie mit Kalilauge erwärmen lässt. Es darf sich hierbei kein Ammoniakgeruch zeigen. Selbstverständlich wird das krystallisirte, nachher gepulverte Bicarbonat weit reiner sein als das sofort als Krystallmehl hergestellte, weil dieses immer etwas Mutterlauge einschliesst.

Anwendung findet das Salz hauptsächlich medizinisch als säuretilgendes Mittel in Gaben von 0,5 bis höchstens 2,0, grössere Gaben, namentlich bei anhaltendem Gebrauch, schwächen den Magen; ferner zur Bereitung von Brausepulvermischungen und kohlensauren Getränken. Technisch findet es als Entsäuerungsmittel; in der Küche zum Erweichen der Hülsenfrüchte etc. - Verwendung. Auch als mildes Reinigungsmittel für seidene und wollene Gewebe wird es empfohlen, weil es die Faser weniger angreift als das Monocarbonat.

Aufbewahrt muss es in möglichst gut verschlossenen Gefässen werden; offene Fässer und Schiebkasten sind für die Detaillirung unpraktisch, weil dadurch Kohlensäure entweicht. Neuerdings ist ein Natriumbicarbonat in den Handel gekommen, welches bei sonst tadelloser Beschaffenheit Spuren von Schwefelverbindungen enthält und in Folge dessen ein übel-^[folgende Seite]