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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Ammónium chlorátum; Chlorammon

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Chemikalien unorganischen Ursprungs.

diesem Falle wird das Ammon mittelst heisser Wasserdämpfe ausgetrieben; doch ist ein solcher Salmiakgeist stets von brenzlichem Geruch und enthält auch geringe Mengen von Ammoncarbonat. In beiden Fällen wird das entweichende Ammongas in kaltes Wasser bis zur Sättigung desselben geleitet.

Anwendung. Medizinisch innerlich in kleinen Gaben (6-10 Trpf.) in ½ Glas Wasser gegen Trunkenheit und Katzenjammer, ferner als anregendes, auch als schleimlösendes Mittel (Liqu. ammon. anisat. und Elix. pectorale); äusserlich als hautreizendes Mittel zu verschiedenen Einreibungen (Linimente, Opodeldoc etc. ); eingeathmet zur Wiederbelebung Ohnmächtiger etc. Technisch als Fleckreinigungs- und Waschmittel; zum Ausziehen des Orseille- und des Cochenillefarbstoffes; ferner als ausgezeichnetes Putzmittel für viele Metalle, namentlich Kupferlegirungen (da es das Kupferoxyd mit Begierde löst); zum Ausziehen des Chlorsilbers aus Niederschlagen (bei der Photographie) etc. etc.

Da der Salmiakgeist selbst bei gewöhnlicher Temperatur Ammon verliert, dagegen etwas Kohlensäure aufnimmt, so muss er stets in gut verschlossenen Gefässen und am kühlen Orte aufbewahrt werden. Beim Umfüllen, namentlich der starken Sorten, hüte man sich vor reichlichem Einathmen des Gases, da höchst unangenehme, erstickungsartige Zufälle dadurch hervorgerufen werden können. Auch reizt er die Haut an empfindlichen Stellen bis zur Blasenbildung. In grösseren Mengen eingenommen gilt der Salmiakgeist, wie alle starken Alkalien, für giftig; Gegengifte sind Essig, überhaupt verdünnte Säuren, nachher schleimige oder ölige Getränke.

Prüfung. 1. Auf die Stärke: durch das spez. Gew.; 2. auf das Freisein von brenzlichen Stoffen: durch Uebersättigen mit verdünnter Salpetersäure; der Geruch muss danach vollständig rein sein; oder nach Berneck in folgender Weise. Man schichtet in einem Probirröhrchen vorsichtig über rohe Salpetersäure den zu prüfenden Salmiakgeist, sind Brenzprodukte zugegen, so entsteht alsbald ein eosinrother Ring. 3. auf Chlor; die mit Salpetersäure übersättigte und verdünnte Lösung darf auf Zusatz von Silbernitrat keinen weissen, käsigen Niederschlag geben; 4. auf die Gegenwart fixer Bestandtheile: im Uhrschälchen vorsichtig verdunstet, darf er nicht den geringsten Rückstand geben; 5. auf etwaige metallische Beimengungen prüft man nach dem Uebersättigen mit Salpetersäure durch Schwefelwasserstoff.

Haloidverbindungen des Ammon.

Ammónium chlorátum, A. hýdrochlóricum, A. muríáticum, Sal ammoníacum.

Chlorammon, Ammoniumchlorid, Salmiak.

NH4Cl^[NH_{4}CL].

Bildet entweder harte, weisse, faserig krystallinische Kuchen (sublimirter S.) oder weisses, farb- und geruchloses, luftbeständiges Krystall-^[folgende Seite]