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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Aethylalkohol; Alkohole; Holzgeist; Methylalkohol

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Chemikalien organischen Ursprungs.

Alkohole.

Methylalkohol.

Holzgeist.

CH4O^[CH_{4}O].

Farblose, sehr flüchtige, leicht entzündliche Flüssigkeit von eigenthümlichem, ätherischem Geruch und brennendem Geschmack. Konzentrirt wirkt er giftig, im verdünnten Zustande berauschend, ähnlich dem Aethylalkohol, dem er überhaupt in seinem chemischen Verhalten ungemein gleicht. Der absolute Holzgeist siedet bei 60°, der niemals ganz wasserfreie käufliche dagegen bei 65°.

Er ist ein Produkt der trockenen Destillation des Holzes und wird durch fraktionirte Rektifikation des rohen Holzessigs und nachherige Reinigung gewonnen.

Anwendung. Neuerdings in grossen Mengen zur Darstellung des Jodmethyls bei der Anfertigung grüner Anilinfarben; ferner zum Denaturiren des Sprites.

Aethylalkohol.

C2H6O^[C_{2}H_{6}O].

Der Name Alkohol, welcher von diesem Körper auf eine ganze Reihe chemisch ähnlicher Körper (in homologer Zusammensetzung) übertragen ist, stammt aus dem Arabischen; denn arabische Aerzte haben den Stoff seiner Zeit zuerst dargestellt und in den abendländischen Arzneischatz eingeführt. Ursprünglich wurde er nur für medizinische Zwecke hergestellt und verbraucht; erst ganz allmälig hat er sich die merkantile Bedeutung errungen, die er heute besitzt, wo Millionen Hände mit der Herstellung und seinem Vertrieb beschäftigt sind. Diese Bedeutung hat er erst dadurch erlangt, dass neben seinem Verbrauch zu alkoholischen Getränken kolossale Massen im technischen Gross- und Kleingewerbe verarbeitet werden. Aethylalkohol ist der erregende, später berauschende Bestandtheil aller gegohrenen, sog. geistigen Getränke.

Die Rohmaterialien, aus welchen er hergestellt wird, sind sehr verschiedener Natur; theils sind es zuckerhaltige Früchte und sonstige Pflanzensäfte, theils Reis, Mais, Cerealien, Kartoffeln und eine grosse Menge anderer Stoffe, welche aber alle einen gemeinsamen Bestandtheil enthalten, das Stärkemehl, resp. den aus demselben entstandenen Zucker. Dieser Letztere allein, in welchen alles Stärkemehl erst übergeführt werden muss, liefert uns den Aethylalkohol des Handels, in welcher Form und unter welchem Namen er auch vorkommen mag. Man hat allerdings versucht, Alkohol direkt aus der Holzfaser (Cellulose), die sich ebenfalls durch Behandeln mit verschiedenen chemischen Agentien in Zucker überführen lässt, darzustellen. Auch ist es gelungen, den Alkohol synthetisch, d. h. künstlich, aus seinen Bestandtheilen zusammenzusetzen, doch haben