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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Acidum Oxalicum crystallisátum; Oxalsäure

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Chemikalien organischen Ursprungs.

Acidum Oxalicum crystallisátum. +

Oxalsäure, Kleesäure, Zuckersäure.

C2H2O4^[C_{2}H_{2}O_{4}] + 2 H2O^[H_{2}O].

Weisse, kleine, nadelförmig prismatische Krystalle, die an der Luft etwas verwittern. Sie sind geruchlos, von rein saurem Geschmack, leicht in heissem, schwieriger in kaltem Wasser löslich. Auf dem Platinblech erhitzt, schmelzen sie anfangs und verbrennen zuletzt, wenn rein, ohne jeden Rückstand, indem sie in Wasser, Kohlensäure und Kohlenoxydgas zerfallen. Die gewöhnliche Handelswaare ist jedoch nicht rein, sondern enthält oft 8-10% fremder Beimengungen, namentlich Kali und Natron.

Oxalsäure findet sich vielfach im Pflanzenreich vor, z. B. im Sauerampfer, Rhabarber und vor Allem im Safte des Sauerklees, Oxalis acetosella, aus welchem die Säure früher dargestellt wurde, daher der Name Oxal- oder Kleesäure. Heute wird sie stets auf künstlichem Wege erzeugt, und zwar sind es namentlich zwei Methoden, nach welchen sie hergestellt wird. Nach der einen, zuerst fast immer angewandten, wurde Zucker, meist Melasse, oder auch Stärkemehl oder Sägespähne (Cellulose) so lange mit Salpetersäure gekocht, bis die organischen Körper gänzlich in Oxalsäure übergeführt waren (wovon der Name Zuckersäure); zu der sauren Flüssigkeit wurde Kalkmilch gesetzt, der entstandene unlösliche oxalsäure Kalk ausgewaschen und durch Schwefelsäure zersetzt. Es entstand schwefelsaurer Kalk und freie Oxalsäure, die dann durch Krystallisation gewonnen wurde. Diese Methode hatte den grossen Uebelstand, durch die Salpetersäure und die Dämpfe der salpetrigen Säure die Arbeiter und die Nachbarschaft der Fabrik zu belästigen. Man benutzt deshalb jetzt fast immer eine andere Methode. Aetznatron oder Aetzkalilauge wird mit einem bestimmten Quantum Sägespähne bis zur Trockne eingedampft und die erhaltene feste Masse in eisernen Kesseln geschmolzen. Auch hierbei wird die Cellulose des Holzes zersetzt und in Oxalsäure übergeführt, die sich mit dem Kali oder Natron verbindet; das entstandene oxalsäure Salz wird zuerst in oxalsauren Kalk umgewandelt und dann, wie oben angegeben, zersetzt.

Anwendung. Medizinisch so gut wie gar nicht; dagegen ist die Oxalsäure im chemischen Laboratorium ein viel gebrauchtes Reagens auf Kalk; technisch findet sie ziemlich bedeutende Verwendung in der Zeugdruckerei zur Herstellung heller Muster auf dunklerem Grunde; ferner zur Herstellung des Kleesalzes; endlich ist sie in wässeriger Lösung ein viel benutztes Mittel zum Putzen metallener Gegenstände; hierbei ist aber, da die Säure giftig ist, Vorsicht anzuwenden, um so mehr, als sie im krystallinischen Zustande viel Aehnlichkeit mit dem unschädlichen Bittersalz hat. Der Verfasser lässt in Folge dessen in seinem Geschäft, wie dies auch von anderer Seite schon vorgeschlagen ist, stets gepulverte Weinsäure dafür substituiren, wenn sie zu Putzzwecken ver-^[folgende Seite]