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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Chemikalien organischen Ursprungs.

der chemischen Technik zum Auflösen von Alkaloiden etc. etc.; ferner f zum Lösen von Guttapercha, Kautschuk, vor Allem zur Darstellung des Nitrobenzols und hieraus wieder des Anilins; in seiner ursprünglichen Verwendung als Fleckreinigungsmittel (Brönner's Fleckenwasser) ist es durch das billigere Petroleumbenzin verdrängt worden.

Bei seiner Aufbewahrung und Verarbeitung ist selbstverständlich wegen seiner leichten Entzündlichkeit die grösste Vorsicht nöthig.

An die Besprechung des Benzols knüpft sich am besten die Betrachtung derjenigen Kohlenwasserstoffe an, welche aus dem Petroleum oder Erdöl gewonnen werden, oder welche in ähnlicher Weise entstehen. Es sind dies unter Anderem Petroleumäther, Ligroin, Benzin, Vaselin, Paraffin, Ceresin u. a. m. Sie alle sind selten chemisch rein, sondern fast immer Gemische verschiedener Kohlenwasserstoffe.

Produkte aus der Rektifikation des Rohpetroleums.

Stein- oder Erdöle kannte man schon seit den ältesten Zeiten, denn sie treten in den verschiedensten Theilen der Erde zu Tage, theils für sich, theils mit Quellen zusammen. Sie fanden nur sehr geringe, meist medizinische Anwendung; erst seitdem man die Oellager Nordamerikas entdeckte und bald darauf die Verwendbarkeit des Petroleums als Brennmaterial erkannte, erhielt der Stoff die Wichtigkeit, welche ihn zu einem der bedeutendsten Welthandelsartikel machte. Wenn auch der Handel mit Petroleum nur in den wenigsten Drogengeschäften betrieben wird, so hat der Rohstoff doch auch in anderer Beziehung eine so grosse Wichtigkeit für uns, dass er einer eingehenden Erwähnung bedarf. Das Petroleum ist entschieden ein Produkt der trockenen Destillation, d. h. der Erhitzung organischer Stoffe bei Abschluss von Luft. Dasselbe hat sich wahrscheinlich aus ungeheuren Ablagerungen von Seepflanzen (Tangen) etc., welche in vorgeschichtlichen Zeiten im Meerbecken abgelagert und später durch nachfolgende Erdrevolutionen mit neu entstandenen Erdschichten bedeckt sind, durch die innere Erdwärme gebildet. Dass nicht Torf-, Braun- oder Steinkohlenlager die Bildung des Petroleums veranlasst haben, glaubt man daraus schliessen zu dürfen, dass die Produkte der trockenen Destillation dieser Stoffe, die man ja vielfach auf künstlichem Wege darstellt, anderer Natur sind als die des Petroleums; auch pflegen sich stets Salzlager in der Nähe zu finden. Das Gebiet der Petroleumlager in Nordamerika erstreckt sich von Pennsylvanien quer durch bis Canada; doch ist es namentlich der erstere Staat, welcher die weitaus grösseren Mengen liefert. Auch Virginien hat bedeutende Petroleumquellen, deren Produkte sich zwar nicht für Brennzwecke, desto besser aber zur Bereitung des Schmier- oder Vulkanöles eignet. Angespornt durch die Erfolge Amerikas hat man an verschiedenen anderen Orten der Erde ebenfalls Bohrversuche nach Pe-^[folgende Seite]