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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Kreosot; Kreosótum

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Chemikalien organischen Ursprungs.

klares reines Gelb, bedarf keiner Beize und ist von grosser Ausgiebigkeit; ferner, namentlich in Frankreich, zur Darstellung von sog. Pikratpulver (zu Sprengzwecken).

Die Pikrinsäure ist giftig, darf daher niemals zum Färben irgend welcher Speisen benutzt werden.

Während sie an und für sich durch Stoss oder Schlag nicht explosiv ist, sind dies ihre Natron-, Kali- und Ammoniaksalze in hohem Maße. Das französische Pikratpulver besteht hauptsächlich aus pikrinsaurem Kali. Die Salze selbst sind zum Theil wieder schöne Farben, namentlich orange, und kamen früher unter allerhand Namen, als Safransurrogat, Jaune des anglais etc. in den Handel: sie sind aber jetzt, wegen ihrer grossen Gefährlichkeit, vom Eisenbahntransport gänzlich ausgeschlossen.

Kreosótum (e ligno). **+

Kreosot.

Farblose, höchstens schwach gelbliche, selbst im Sonnenlicht sich nicht bräunende, ölige, stark lichtbrechende und neutrale Flüssigkeit von starkem Rauchgeruch und brennend scharfem, fast ätzendem Geschmack. Spez. Gew. 1, 030-1, 080, Siedepunkt zwischen 205 bis 220°; erstarrt selbst bei -20° nicht. Mit Aether, Alkohol und Schwefelkohlenstoff ist es in jedem Verhältniss mischbar, giebt aber erst mit 120 Th. heissem Wasser eine klare Lösung, welche sich beim Erkalten trübt und allmälig unter Abscheidung von Oeltropfen wieder klar wird. Prüfung siehe Deutsches Arzneibuch. Zur Erkennung, ob Karbolsäure hinzugesetzt ist, genügt schon die Probe, dass man gleiche Vol. Kreosot und Collodium durchschüttelt. Ist Karbolsäure zugegen, so wird die Mischung gallertartig.

Wird gewonnen durch fraktionirte Destillation von Holz-, am besten Buchenholztheer, indem man die Produkte, welche bei +205 bis 220° übergehen, gesondert auffängt. Nach dem Waschen mit Natronlauge wird die Flüssigkeit rektifizirt.

Das Kreosot ist übrigens kein einfacher Körper, sondern ein Gemenge von verschiedenen Stoffen, nach Ansicht der meisten Chemiker einer Reihe von Estern (siehe Artikel Guajacolum).

Anwendung. Medizinisch innerlich zuweilen in sehr kleinen Gaben als antiseptisches Mittel bei Darm- und Magenleiden, neuerdings auch gegen Lungenschwindsucht; äusserlich in starker Verdünnung zu Waschungen; vielfach auch als Zahnschmerz linderndes Mittel. Es soll hier den Nerv todten, muss daher in konzentrirter Form, am besten mit dem gleichen Theil Alkohol verdünnt, zu 1-2 Tropfen auf Watte an oder in den schmerzenden Zahn gebracht werden. Das unverdünnte Kreosot wirkt ätzend auf das Zahnfleisch, ist daher nur mit grösster Vorsicht anzuwenden.