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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Krapp; Rádices rúbiae tinctorum

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Farben und Farbwaaren.

Indigcarmin blau gefärbt ist. Der Indigo kommt in zahllosen Sorten, nach den Gewinnungsländern benannt, in den Handel; als beste Sorten gelten Bengal, Guatemala, Caracas und Aegyptischer.

Die Javasorten, obgleich ebenfalls sehr leicht, werden weniger geschätzt. Coromandel-I. enthält sehr viel Kalk. Nach den Farbennüancen unterscheidet man dann wieder roth, violett, blau und kupferfarbig; schliesslich je nach der Sortirung: melirt, sortirt, ordinär gefeuert, fein gefeuert. Die ostindischen Sorten kommen in 1/1, 1/2 und 1/3 Kisten, letztere mit 40-50 kg Inhalt in den Handel, die amerikanischen in Seronen aus Büffelhaut. Bei den ostindischen und Javasorten sind die Würfel vielfach mit dem Stempel der Faktoreien markirt, ebenso tragen die Kisten eine Bemerkung, ob sie ganze oder gebrochene Stücke oder Grus enthalten. Die Hauptmärkte für Europa sind London und Amsterdam, letzteres für Javawaare, ersteres für ostindische und amerikanische Provenienzen. An beiden Plätzen werden alljährlich zwei Auktionen abgehalten, durch welche der Preis für die ganze Welt regulirt wird.

Man hat seit einigen Jahren auf chemischem Wege Indigblau künstlich zusammengesetzt, jedoch ist diese Erfindung noch nicht so weit gediehen, um dieselbe im Grossen technisch verwerthen zu können; es ist dies aber wohl nur eine Frage der Zeit, die nebenbei eine grosse nationalökonomische Bedeutung hat, da allein der Import Deutschlands an Indigo jährlich etwa 18 Millionen Mark beträgt.

Krapp oder Färberröthe.

Rádices rúbiae tinctorum.

Es ist dies die Wurzel von Rubia tinctorum und peregrina, Familie der Rubiaceen. Ursprünglich im Orient heimisch, ist die Pflanze nach den Kreuzzügen in allen europäischen Ländern von gemäßigtem Klima angebaut worden. Namentlich Frankreich und Holland kultiviren bedeutende Massen, doch auch in Deutschland war der Anbau früher ein sehr grosser, bis nach der Entdeckung des künstlichen Alizarins die Wichtigkeit des Krapps als Färbematerial verschwand und daher der Anbau überall zurückging.

Die Wurzel ist lang, cylindrisch, strohhalm- bis federkieldick (die orientalischen sogar bis fingerdick), aussen grauröthlich bis bräunlich, mit gelblichem Holzkern. Der Geruch ist schwach, der Geschmack bitter, zusammenziehend. Die grossen Wurzeln sind am meisten geschätzt. Als beste Sorte gilt der Levantiner Krapp, der ungemahlen als Lizari oder Alizari in den Handel kommt. Von den europäischen Sorten ist der holländische oder zeeländische Krapp die beliebteste. Weniger geschätzt sind die französischen, Elsässer und Thüringer Sorten. Der holländische kommt stets gemahlen in den Handel und zwar entweder "unberaubt", d. h. die ganze Wurzel vermahlen, oder als "beraubter", d. h. von den unnützen Bestandtheilen möglichst befreiter Krapp, oder die Abfälle, als