Schnellsuche:

Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Bergblau; Blaue Farben; Zinoberersatz

698

Farben und Farbwaaren.

auf ca. 50° erwärmt, in rothes, krystallinisches Sulfid sich umsetzt. Die Methode hat den Vortheil, dass der Uebergang in die feurig rothe Farbennüance sehr allmälig erfolgt, daher nicht so grosse Aufmerksamkeit erfordert wie die vorige. Guter Zinober muss vollständig frei von Schwefel sein; um ihn hierauf zu prüfen, rührt man etwas Zinober mit Wasser an und bringt den Brei auf blankes Kupfer oder Messing. Ist freier Schwefel vorhanden, so entsteht nach einiger Zeit ein schwarzer Fleck. Etwaige sonstige Verfälschungen erkennt man, wenn man etwas Zinober in einem Probirröhrchen über der Spiritusflamme erhitzt. Reiner Zinober sublimirt vollständig, Beimengungen bleiben zurück. Zinober ist eine der schönsten Farben für die Oelmalerei, nur bleicht sie an der Luft allmälig ab; auch ist das Mischen mit Bleipräparaten zu vermeiden, da sonst wegen seines Schwefelgehaltes rasch eine Schwärzung eintritt. Zinober ist nicht giftig, da er von verdünnten Säuren und Alkalien, also auch vom Magen- und Darminhalt nicht angegriffen wird.

Zinoberersatz, Antizinober, Chromroth.

Die Farbe, welche unter diesen Namen in den Handel kommt, ist ziemlich verschiedener Natur. Die eigentliche Grundlage derselben ist das Chromroth (basisch chromsaures Bleioxyd), wie es erhalten wird, wenn man Chromgelb (chromsaures Bleioxyd) in geschmolzenen Salpeter einträgt und die Schmelze nachher durch Auslaugen vom Salz befreit. Fast immer aber ist das Chromroth, auch Chromzinober genannt, noch durch Anilinroth aufgefärbt, um ihm einen feurigeren Ton zu geben. So präparirt, verliert es natürlich am Licht einen Theil seiner schönen Nüance; immerhin bleibt das Chromroth eine gute, dauerhafte und dem echten Zinober sehr ähnliche, in den besten Sorten noch feurigere Farbe. In den billigen Sorten ist es öfter durch aufgefärbte rothe Mennige ersetzt. Derartige Mischungen verlieren am Lichte selbstverständlich sehr stark.

Blaue Farben.

Bergblau, Bremer Blau, Bremer Grün, Kalkblau, Neuwieder Blau.

Sämmtliche unter diesen Namen im Handel vorkommenden Farben bestehen im Wesentlichen aus Kupferoxydhydrat mit wechselnden Mengen von Kalk oder Gyps. Nur das echte Bremer Blau oder Bremer Grün besteht fast aus reinem Kupferoxydhydrat. Letzteres wird hergestellt durch Ausfallen einer Kupfersalzlösung mit Aetzkali oder Aetznatron; die anderen durch Vermischen einer Kupfersalzlösung, am besten Kupfernitrat, mit Kalkmilch. Je mehr von letzterer zugesetzt wird, desto heller ist selbstverständlich der Farbenton. Eine weitere Bedingung ist ferner, dass die Kupferlösung vollständig frei von Eisen ist, da andernfalls ein miss-^[folgende Seite]