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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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C. Siccative, Firnisse, Lacke.

erste durch den unteren Hahn entleert und durch den oberen Zuflusshahn wieder mit Leinöl gefüllt werden kann. Die durch Dampf getriebenen Rührwellen ermöglichen, dass das Oel während der Erhitzung in beständiger Bewegung erhalten wird, um ein plötzliches Emporsteigen möglichst zu verhindern. Man pflegt bei dieser Methode das Oel bis auf 170° zu erwärmen und dann erst das mit Oel angeriebene Manganpräparat hinzuzusetzen; es tritt eine ziemlich heftige Reaktion ein. Die Erhitzung wird sofort unterbrochen und das Oel längere Zeit, unter beständigem Rühren, auf einer Temperatur von 100-130° gehalten. Der so gewonnene Firniss ist hell und von grosser Trockenkraft.

In anderen Fabriken, in welchen man über freiem Feuer siedet, vermeidet man die Gefahr dadurch, dass man auf den Boden des Siedekessels ein gewisses Quantum Wasser giesst, so dass das darüberstehende Oel, so lange noch Wasser vorhanden, keine höhere Temperatur annehmen kann als die des siedenden Wassers (100°). Bei dieser Methode darf die Bleiglätte nicht direkt in den Kessel geschüttet werden, weil sie sonst ihrer spezifischen Schwere halber sofort zu Boden sinken würde und nur mit dem Wasser in Berührung käme. Um dies zu vermeiden, wird sie in ein Säckchen gebunden und mittelst eines Bindfadens in der Oelschicht schwebend erhalten. Selbstverständlich muss dieser Firniss längere Zeit der Ruhe überlassen werden, damit sich das Wasser vollständig vom Oel sondert. Diese Methode liefert einen hellen, klaren Firniss, der sich sehr gut an der Sonne bleichen lässt; nur will uns aus praktischen Gründen die Zumischung des Wassers zum Oele selbst nicht ganz ungefährlich erscheinen, da es bekanntlich sehr schwer hält, die letzten Spuren Wasser vom Oel zu scheiden.

In neuerer Zeit hat man begonnen, die Bleiverbindungen für die Firnissfabrikation möglichst zu vermeiden und an deren Stelle Manganverbindungen zu setzen. Von diesen sind es namentlich das Mangansuperoxyd (Braunstein), das Manganoxydulhydrat und endlich das borsaure Manganoxydul.

Alle diese Stoffe liefern vorzügliche Firnisse, die sich mit allen Farben vertragen und, selbst wenn sie anfangs dunkel erscheinen, beim Anstrich am Licht sehr rasch farblos werden.

^[Abb:Fig. 213. Firniss-Dampf-Koch-Apparat.]