Schnellsuche:

Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Analytischer Gang

832

Anhang.

So lange es sich nur um den Identitätsnachweis und die Prüfung der Drogen handelt, giebt unser Buch bei alle den Artikeln, bei welchen eine Prüfung für uns von Wichtigkeit ist, genau Anweisungen. Und gerade diesen Zweig des Wissens sollte jeder Drogist, der es ernst mit seinem Fache meint, beherrschen und praktisch ausüben; er wird sich dadurch vor Schaden und mancherlei Unannehmlichkeiten schützen können. Wer sich darin üben will, beginne mit der Untersuchung einfacher Stoffe wie Natriumbicarbonat, Bleiweiss, Zinkweiss, Weinstein u. a. m. Sind die untersuchten Stoffe rein befunden, so mischt man die häufig vorkommenden Verunreinigungen selbst hinzu, um sie dann mittelst der Untersuchung nachzuweisen. Später geht man zu schwierigeren Untersuchungen über, prüft fette Oele, Wachs und ähnliche Stoffe in gleicher Weise wie oben. Es sind das so interessante Arbeiten, dass Jeder, der sich nur einige Zeit damit beschäftigt, Interesse und Freude an denselben gewinnen muss und die, wie schon gesagt, für den Geldbeutel des Drogisten von grosser Wichtigkeit sind. Wer sich allmälig in diesen Untersuchungen ausgebildet hat, wird bald die Neigung in sich spüren, auch ihm unbekannte Stoffe untersuchen zu wollen, d. h. zur eigentlichen Analyse (s. chemische Einleitung) überzugehen. Es sind das Arbeiten, die allerdings über das Arbeitspensum eines Lehrlings hinausgehen, die aber, in späteren Jahren geübt, sehr grosses Interesse auch in praktischer Beziehung haben, da sie den Drogisten befähigt, Unbekanntes zu untersuchen und so noch mehr, als dies sonst der Fall sein würde, der Rathgeber in technischen Fragen zu sein. Wir geben in Nachstehendem einen kurzen analytischen Gang, der es ermöglicht, in einfacher Weise die häufiger vorkommenden Säuren und Basen mit Sicherheit aufzufinden.

Analytischer Gang.

Vorprüfung.

Soll ein unbekannter Körper analysirt werden, so kann man durch eine systematische Vorprüfung vielfach schon auf ganz bestimmte Spuren geleitet werden.

1. Man prüft das Aussehen, den Geruch und mit grosser Vorsicht auch den Geschmack des Stoffes. Charakteristische Färbungen, eigenthümlicher Geruch oder Geschmack geben ganz bestimmte Hinweise. Haben wir z. B. ein weisses Pulver vor uns, so schliesst das von vornherein eine ganze Reihe von Verbindungen, welche bestimmte, deutliche Färbungen tragen, aus, und wiederum weisen uns bestimmte Färbungen auf die Gegenwart von Körpern hin, denen diese Färbungen eigenthümlich.

2. Die Prüfung auf saure oder alkalische Reaktion: Ein wenig des zu untersuchenden Körpers wird mit Wasser angerührt und auf rothes