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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Zweiter Theil

Die Herstellung der gebräuchlichen Handverkaufsartikel.

Schlagworte auf dieser Seite: Seifen

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Seifen.

Man verwendet zu ihrer Herstellung, wenn dieselbe wirklich gewissenhaft geschieht, entweder absolut neutrale, laugenfreie Seifen, welche in einzelnen Fabriken durch Centrifugiren der noch flüssigen Kernseife hergestellt werden, oder sog. überfettete Seifen, d. h. solche, welche nach der Aussalzung noch mit 8-10 % freiem Fett verkocht wurden. In solchen Seifen halten sich selbst leicht zersetzbare, medikamentöse Stoffe vollständig gut.

Das Deutsche Arzneibuch hat 2 Seifen aufgenommen, zu deren Bereitung sie bestimmte Vorschriften giebt; eine weiche "Sapo kalinus", bereitet durch Verseifung von Leinöl mittelst Kalilauge und eine feste Natronseife, Sapo medicatus, bereitet durch Verseifung eines Gemisches von gleichen Theilen Schweineschmalz und Olivenöl mit vorgeschriebener Menge Natronlauge und nachheriges Aussalzen.

Seifen sollen an einem nicht zu warmen, aber trockenen Orte aufbewahrt werden.

Nachdem wir in dem Vorstehenden in kurzen Umrissen die Grundzüge der Seifenfabrikation entwickelt haben, führen wir an, was Dr. H. Paschkis über die Einwirkung der Seifen auf die Haut sagt:

"Seifen sind Verbindungen der Fettsäuren mit Alkalien; sie schliessen sich im chemischen Sinne und nicht minder in physiologischer Hinsicht an die übrigen Salze der letzteren an. Auch auf die Haut wirken sie in ähnlicher Weise wie die kohlensauren Alkalien; gleich diesen bedingen sie Erweichung, Quellung und Abstossung oder Lösung der Epidermis, sowie Reizung, Röthung und Schwellung der darunter liegenden Schichten. Nur ausnahmsweise bestehen die gebräuchlichen Seifen allein aus den fettsäuren Alkalien; sie enthalten in der Regel freies, resp. kohlensaures Alkali, welches selbst wieder Verseifung des auf der Haut angesammelten Talges bewirkt. So lange diese Verseifung und Lösung des Fettes nur auf die Oberfläche beschränkt ist, ist sie eine gewünschte Wirkung des Alkali und eine erwünschte Nebenwirkung der Seife. Das Hautfett wird aber nicht nur aus den Talgdrüsen auf die Epidermidalgebilde ergossen, sondern diese schliessen auch Fett ein, welches innerhalb des Gewebes selbst sich bildet. Werden nun scharf alkalische Seifen (oder auch Alkalien) auf die Haut applizirt und dadurch das Keratingewebe aufgequollen und zerstört, so wird auch das in diesen enthaltene Fett denselben entzogen; es resultirt also nicht bloss Reinigung, sondern Verseifung und Anätzung in mehr oder minder grosser Tiefe.

Früher hatte man die gesammte Wirkung der Seife dem in ihr enthaltenen Alkali zugeschrieben und hatte jener nur den Vorzug der geringeren Aetzung im Vergleiche zu den Aetz- und kohlensauren Alkalien zugestanden. Die Alkaliwirkung ist jedoch bei der Anwendung der Seife, zumal bei der kosmetischen Applikation derselben, nicht die einzige Wirkung, welche die Seife zu dem wichtigsten kosmetischen Mittel macht.