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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Zweiter Theil

Die Herstellung der gebräuchlichen Handverkaufsartikel.

Schlagworte auf dieser Seite: Kosmetika

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Kosmetika.

Zu jener physiologischen tritt nämlich eine chemische und mechanische Wirkung hinzu. Die chemische beruht auf der leichten Zersetzbarkeit der Seifen durch Wasser; die Seifen, das sind die neutralen Alkalisalze der fetten Säuren, zersetzen sich nämlich mit Wasser derart, dass saures fettsaures Alkali sich unlöslich ausscheidet, während ein basisch fettsaures Alkali gelöst bleibt. Das letztere besorgt nun den chemischen Theil der Arbeit; es verbindet sich mit den sauren Bestandtheilen des Hautsekrets und des Schmutzes, mit den hohen fetten Säuren des Schweisses zu neuem saurem fettsaurem Alkali. Dem Antheil der Seife dagegen, welcher zu saurem fettsaurem Alkali gespalten wurde, also dem unlöslichen Theil, fällt die mechanische Aufgabe zu, die neu entstandenen Verbindungen einzuhüllen und suspendirt zu erhalten; in dieser Aufgabe wird er unterstützt durch die Eigenschaft der Seife, mit Wasser einen festen haltbaren Schaum zu liefern, welcher nicht nur die entstandenen neuen Verbindungen, sondern auch durch die Friktion entfernte Hautpartikel, Epidermisschuppen, Haare, Staub und Schmutz in sich einschliesst und deren Niederfallen und Haften auf der Haut hindert.

Die stark ausgeprägte physiologische Wirkung der Seife, die Wirkung des Alkali ist nicht immer erwünscht; besonders beim täglichen kosmetischen Gebrauche mus dieselbe, gegenüber den beiden anderen Wirkungen in den Hintergrund treten. Sie wird vermieden, wenn nur vollkommen neutrale Seifen verwendet werden; durch die Anwendung solcher werden auch die anderen Forderungen am besten erreicht."

Aus dem Vorhergehenden ergeben sich nun leicht die Anforderungen, welche an wirklich gute, tadelfrei kosmetische und vor Allem an die sog. medizinischen Seifen zu stellen sind. Sie lauten:

1. Die Seife muss völlig neutral sein, weil laugenhaltige und gefüllte Seifen die Haut zu stark reizen.

2. Der Wassergehalt einer kosmetischen Seife darf nicht zu klein sein, weil sehr harte und trockene Kernseifen sich schwer lösen und wenig schäumen. Ein zu grosser Wassergehalt verringert den Werth der Seife.

3. Das Schäumen der Seife wird durch die Gegenwart von freiem Fett verhindert. Auch ertheilt dieses der Seife bei längerer Aufbewahrung einen ranzigen Geruch. Jedoch ist zu diesem Punkte zu bemerken, dass die überfetteten Seifen durch die grössere Geschmeidigkeit des Schaumes unter Umständen kosmetischen Werth, wenn auch nicht als Waschmittel allein besitzen. Das Ranzig- und Klebrigwerden solcher Seifen kann durch Ersatz des gewöhnlichen Fettes, durch Lanolin, vermieden werden. (Auspitz.)

4. Die Seife soll von gutem Geruch und schöner, gleichbleibender Farbe sein; die für diesen Zweck zu machenden Zusätze müssen völlig unschädlich sein.