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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Zweiter Theil

Die Herstellung der gebräuchlichen Handverkaufsartikel.

Schlagworte auf dieser Seite: Parfümerien

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Parfümerien.

stoffe zuerst in hochgradigem, d. h. mindestens Spiritus von 95° löst, die Mischung etwa 14 Tage bei Seite setzt und dann erst das nöthige Wasser zusetzt. Der Geruch erscheint nach solcher Herabsetzung bedeutend milder und angenehmer.

Es ist jedem Fachmann bekannt, dass es eine grosse Anzahl sehr feiner Wohlgerüche giebt, die leider nicht beständig und andauernd sind. Diese lassen sich jedoch durch einige leichte Kunstgriffe gleichsam fixiren und kräftigen. Es geschieht dies meistens durch einen äusserst geringen Zusatz von Moschus, Zibeth oder Ambra. Derartige Zusätze sind angezeigt, namentlich bei den feineren Blüthendüften, weniger bei kräftigen Gerüchen. Während z. B. ein Veilchen- oder Heliotropparfüm durch Spuren von Moschus ausserordentlich gewinnt, verliert Kölnisches Wasser seine Feinheit und erfrischende Wirkung durch einen derartigen Zusatz. Niemals aber, mit Ausnahme der Fälle, wo die Gerüche vorherrschen sollen, dürfen Moschus, Zibeth, Ambra und Patchouli in solchen Mengen zugesetzt werden, dass ihr Geruch auch nur im Geringsten hervortritt. Man arbeitet daher mit ihnen, wenn man sie als Fixirungsmittel benutzt, am besten in sehr verdünnten Lösungen. Ein Gleiches gilt vom Bittermandelöl, das vielfach einen sehr werthvollen Zusatz bildet. Dasselbe ist von so fabelhafter Ausgiebigkeit, dass man gut thut, es namentlich bei Versuchen in höchstens 1 %iger Lösung zu verwenden. Ein Zuviel davon kann sonst die ganze Mischung verderben.

Gerade im letzten Jahrzehnt hat die Parfümerie, theils durch die Chemie, theils durch unsere erweiterten Handelsbeziehungen zum Auslande, sehr werthvolle Bereicherungen in ihren Rohmaterialien erfahren. Von den rein chemischen Produkten sind hier namentlich zu nennen: Cumarin, Vanillin, Heliotropin, künstlicher Moschus und als Neuestes das Terpineol, letzteres eine sehr schätzbare Gabe der Firma Schimmel & Co. Kleiner ist die Ausbeute in neueren ätherischen Oelen. Hier sind es vor Allem das Ylang Ylang, oder Orchideenöl, von Anona odoratissima, und das Linaloeöl. Von den gröberen Oelen wäre höchstens noch zu nennen das für die Seifenfabrikation wichtige Saffrol (gleichfalls von Schimmel & Co.). Von allen andern, namentlich von der letztgenannten Firma in den Handel gebrachten Neuheiten, hat noch keine eine nennenswerthe Bedeutung erlangt. Ob der künstliche Moschus sich auf die Dauer wird in der Parfümerie einbürgern können, muss erst die Erfahrung lehren. Sein Geruch unterscheidet sich von dem des achten Moschus immerhin ziemlich wesentlich; unserer Ansicht nach steht derselbe zwischen ächtem Moschus und Zibeth. Sobald sein Preis niedriger wird als bisher, wird er sich übrigens bestimmt einbürgern, denn seine Ausgiebigkeit ist, namentlich wenn man einige Tropfen Ammoniak zu seiner spirituosen Lösung setzt, eine sehr bedeutende. Der dem künstlichen Moschus (Patent Bauer) anhaftende Zibethgeruch, soll dem sog. Tonquinol, dem neuesten Moschusersatz, fehlen. Auch ist der Preis desselben bedeutend niedriger. Ton-^[folgende Seite]