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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Zweiter Theil

Die Herstellung der gebräuchlichen Handverkaufsartikel.

Schlagworte auf dieser Seite: Tinten

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Tinten.

Mit diesen 3 Tinten wurde auf gleichem Papier geschrieben und die Schriftzüge einer gleichen Belichtung ausgesetzt. Hierbei zeigte sich, dass die Oxydultinten 2 und 3 sich völlig gleichmässig verhielten, und dass die anfangs sehr blassen Schriftzüge rascher dunkler wurden, als dies bei der Oxydtinte der Fall war. Nach dieser Seite konnte von einem Vorzug der Oxydtinte vor der Oxydultinte nicht die Rede sein. Es galt nun weiter festzustellen, ob ein solcher Vorzug stattfinde, in Bezug der Haltbarkeit der Tinte selbst und der Dauerhaftigkeit der Schriftzüge. Zu diesem Zweck wurden die 3 Tinten in gleicher Weise mit Anilinblau aufgefärbt, mit allen 3 Schriftproben gemacht und dann die 3 Tinten in verschlossenen Flaschen 3 Monate bei Seite gesetzt. Alle 3 zeigten nach dieser Zeit in den Flaschen einen ziemlich geringen Bodensatz, der in erkennbarer Weise bei allen etwa der gleiche war. Die Schriftzüge, die ebenfalls 3 Monate einer vollen und gleichen Belichtung ausgesetzt waren, zeigten einen entschiedenen Vorzug der Oxydultinte vor der Oxydtinte, und zwar erschien die Schrift mit der kalt bereiteten am schwärzesten.

Durch diese Versuche glauben wir festgestellt zu haben, dass sowohl das Kochen, sowie die Benutzung des theuren Oxydsalzes an Stelle des billigeren Oxydulsalzes keine besonderen Vortheile bietet. Es wurde nun weiter versucht, ob nicht die Menge der Gerbsäure und der freien Säure sich herabmindern liesse, ohne dass dadurch die Güte der Tinte wesentlich beeinträchtigt würde. Die Gerbsäuremenge wurde von 60,0 per Liter auf 40,0 herabgesetzt, auch die Menge des Oxydulsalzes verringert. Ferner die 0,5 g Schwefelsäure durch 15,0 Holzessig ersetzt. Das Resultat war ein durchaus günstiges; die Tinte hat sich gleich gut gehalten und die Schriftzüge wurden gleichgut schwarz.

Kurz nach Beendigung dieser Untersuchungen wurden uns die Veröffentlichungen der Herren Schluttig und Neumann (veranlasst durch die Firma Leonhardi in Dresden) über eine den gesetzlichen Anforderungen entsprechende Gallustinte bekannt. Die Herren kommen in ihrer Vorschrift den von uns entwickelten Ideen sehr nahe, auch sie benutzen das Oxydulsalz, setzen den Gerbsäuregehalt noch weiter herunter als wir es gethan und unterscheiden sich nur dadurch, dass sie durch den Zusatz von 10,0 Salzsäure per Liter eine stark saure Tinte herstellen und dass sie einen Theil der Gerbsäure, in Nachahmung eines wirklichen Galläpfelauszuges, durch Gallussäure ersetzen. Die nach dieser Vorschrift bereitete Tinte fliesst sehr schön aus der Feder und wird schön schwarz. Wir halten den Zusatz von Gallussäure, die bedeutend theurer ist als Gerbsäure, in einer mit Anilinpigment gefärbten Oxydultinte für überflüssig; viel mehr würde ein solcher gerechtfertigt sein, wenn man die Tinte nicht auffärbte, da die Tinte dann früher dunkler erscheinen würde als ohne diesen Zusatz. Reine Gallussäurelösung, mit reinem Eisenoxydulsalz zusammen gebracht, giebt eine tief indigoblaue Lösung, doch erscheinen die damit gemachten Schriftzüge immerhin noch sehr blass und werden auch